Kleinhaus im Augebiet der Faulen Aschach bei Eferding, Studenten der Voikskunde an der Universität Wien bei der Vermessung des ehemaiigen Schusterhauses. — Foto: G. Dimt Links oben: Straßendorf Lichtenberg, Gemeinde Uirichsberg. Das Parzeilensystem dieses nach 1325 pianmäßig angeiegten Dorfes ist noch heute weitgehend ungestört erhaiten. Umzeichnung G. Dimt Links: Haufendorf Schweinbach, Gemeinde Engerwitzdorf. Die kleinteiiige Block- und Streifenblockflur dieses vor der Jahrtausendwende entstandenen Ortes wurde nach 1955 mehr und mehr in Bauland umgewidmet. Umzeichnung G. Dimt J:: Ortes, der Begriff der „Zersiedelung" ist hier durchaus berechtigt. Wesentlich gravierender als im vorgenannten Fall ist jedoch die nahezu völlige Aufgabe der gewachsenen, historischen Strukturen im unmittelbaren Umland von Linz, zu dem auch das Gailneukirchner Becken zählt. Hier sind die noch vor der Jahrtausendwende entstan denen Altsiedlungen im Einzugsbereich der Gusen, die heute über die Autobahn rasch er reicht oder von ihr sogar durchschnitten wer den, oft schon so von Zersiedelungsprozessen aufgelöst, daß Ihre ursprüngliche Struktur nur mehr In historischen Kataster aufnahmen nachvollzogen werden kann. Am Beispiel des Im 8. Jahrhundert erstmals er wähnten Ortes Schweinbach kann gezeigt werden, wie ein ursprüngliches Haufendorf mit kleinteiliger Blockstreifenflur durch städti sche Siedlungsprozesse vollkommen verän dert wurde. Die Umwandlung von Agrarland in Bauland wurde im vorliegenden Fall durch die ausgesprochen kleinteiiige Parzellen struktur noch zusätzlich gefördert und be schleunigt. Die Umwidmung kleiner Felder, deren Bewirtschaftung mit Feldfrüchten wel cher Art auch immer wegen der geringen Größen unwirtschaftlich sein muß, in Bauland war eine logische Konsequenz des Struktur wandels nach dem Abzug der Besatzungs macht. Besonders Interessant ist, daß dieser wirtschaftliche Druck sogar die beharrenden Strukturen aufzulösen Imstande war, die sol che Sammelsiedlungen ansonsten auszeich nen. Dieses Phänomen kann nicht nur ge genwärtig beobachtet werden, sondern ist auch aus den Unterlagen des Franzisceischen Katasters Immer wieder abzulesen. So ist beispielsweise der Wechsel in der Gehöft form vom Einspringerhof zum Vierkanthof im Umland von Wels überwiegend an die Sied lungsform gebunden gewesen: In den Kata stermappen von 1824 scheinen die unter schiedlichsten Gehöftformen auf, es ist jedoch auffallend, daß die regelmäßigen Vierseit- und Vierkanthöfe doch überwiegend auf das Streusiedlungsgebiet im Hügelland beschränkt bleiben, während in den alten Sammelsiedlungsgebieten stark unregelmä ßige Gehöftformen In altartiger Bauweise überwiegen. So sind 1824 für einige nördlich der Traun gelegene Katastralgemeinden noch Holzhäuser bis zu einem Anteil von 45 Prozent ausgewiesen, ja in manchen der Weilerwaren nur Holzbauten zu finden. Ganz anders die Situation südlich der Traun, wo im Streusiedlungsgebiet des unteren Alm- und Kremstales gemauerte, regelmäßige Vierseitund Vierkanthöfe bei weitem überwogen. Of fensichtlich konnten sich regelmäßige Gehöft-Großformen außerhalb der verschiede nen Zwänge des Sammelsiedlungsgebietes rascher und problemloser entfalten. Hier dürften Parallelen zum Mittertenn-Einhof vor liegen, der sich zunächst außerhalb des Altsledellandes in den hoch- und spätmittelal terlichen Rodungsgebieten als Produkt eines historischen Siedlungsprozesses entwickelt haben kann. Die zahlreichen Namen mit Endungen auf die Silbe -schwend, die vor allem in den höheren Lagen des Mondseelandes und des Atter gaues zu finden sind, deuten auf die langwie rige Rodungsart des „Schwendens" und die Tatsache hin, daß diese Neusiedlungen von bereits bestehenden Altsledlungen aus ange17
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