Oberösterreich, 39. Jahrgang, Heft 3, 1989

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Inhaltsverzeichnis Schwerpunktthema Der Ländliche Raum Dr. Thilde Lichtenauer Ländlicher Raum und Stadt — Raum strukturen in Widerspruch und Ergänzung 2 Dr. Gunter Dimt Siedeln und Bauen im Wandel der Zeiten 11 Dipl.-Ing. Johannes Kunisch Landschaft und Landwirtschaft 21 Ing. Heinz-Peter Türk Baum — Mensch — Mythos 29 Dipl.-Ing. Walter Werschnig Bauen auf dem Lande — Bedarfs deckung und/oder kultureller Anspruch 35 Dipl.-Ing. Hans-Peter Jeschke Neue Wege für die Dorf- und Stadt erneuerung als Zukunftschance für Handwerk und Gewerbe 41 Dipl.-Ing. Karl Wolfmayr Dorferneuerung in Oberösterreich 49 Dr. Leonhard Höfer Der Ländliche Raum übererschlossen? Verkehrswesen und Siedlung in Oberösterreich 57 Karl Pängerl Kornschnitt und Bauernbrot 65 Oberösterreich aktuell Landesrat Dr. Albert Lelbenfrost Oberösterreich — Schauplatz eines Wirt schaftswunders 69 Umschlagmotiv: Haustüre in einem Mühlviertler Bauernhaus als Symbol, daß es Im Ländlichen Raum noch Tore in eine bessere Zukunft gibt. Foto: Elfriede Wöhry, Linz Gestaltung: Herbert Friedl Bücherecke Ausstellungen 79 84 Autoren Heft 3/1989 Dr. Gunter Dimt, Linz Wissenschaftlicher Oberrat, OÖ. Landesmu seum, Volkskunde Dr. Dipl.-Ing. Leonhard Höfer, Linz RegBaurat, Landesbaudirektion, Abt. Raum ordnung Dipl.-Ing. Hans-Peter Jeschke, Linz RegOberbaurat, Landesbaudirektion, Abt. Raumordnung, Unterabt. Überörtliche Raumordnung Dipl.-Ing. Johannes Kunisch, Linz RegBaurat, Garten- und Landschaftsarchi tekt, Agrarbezirksbehörde Linz Dr. Albert Lelbenfrost, Linz Landesrat in der oberösterreichischen Lan desregierung Dr. Thilde (Mechthilde) Lichtenauer, Linz w. Hofrat, Landesbaudirektion, Leiterin der Unterabt. Überörtliche Raumordnung in der Abt. Raumordnung Karl Pangerl, Vöcklabruck Hauptschullehrer, Kulturjournallst Ing. Helnz-Peter Türk, Linz TechnOberamtsrat, Landschaftsarchitekt Dipl.-Ing. Walter Werschnig, Linz RegOberbaurat, Landesbaudirektion, Abt. Raumordnung, Unterabt. Örtliche Raum ordnung Dipl.-Ing. Karl Wolfmayr, Linz w. Hofrat i. R., Institut für Raumordnung und Umweltgestaltung Kulturzeitschrift Oberösterreich 39. Jahrgang, Heft 3/1989 Vierteljahresschrift: Kunst, Geschichte, Fremdenverkehr Erscheinungstermine: März, Juni, September, Dezember. Medieninhaber (Verieger), Herausgeber und Hersteller: LANDESVERLAG Gesellschaft m.b.H. A-4020 Linz, Hafenstraße 1—3. Telefon 0 73 2/27 81 21 ISSN 0253-7435 Bankverbindung: Raiffeisenzentrale Linz 7-01.032.697 Redaktion: Dr. Otto Wutzel, Dr. Eifriede Wutzel, A-4020 Linz, Hafenstraße 1—3 Jahresabonnement (4 Hefte): S 396.—; Einzelverkaufspreis: S 110.— (Alle Preise inkl. 10 % MWSt.) Schwerpunktthema Heft 4/1989 Linz — 500 Jahre Landeshauptstadt

'„V.,; , . ~'0feyNachdem sich die Kulturzeitschrift „Ober österreich" in früheren Heften ausgiebig mit den Städten, Klöstern und Burgen in unse rem Heimatland beschäftigt hat, schien es der Schriftleitung an der Zeit, einmal auch den Ländlichen Raum in den Mittelpunkt einer Darstellung zu rücken. Viele Ansatzpunkte sind möglich, sich mit diesem Thema zu befassen. Volkskunde und Volksbildung sind ständig um die Menschen im Ländlichen Raum bemüht. Es wären no stalgische Erinnerungen möglich. Wir wähiAnton Lutz: Die Ortschaft Ahorn bei Bad Ischl mit Blick auf den Rettenkogel (links) und Sparber im Gebiet des Wolfgangsees (im Hintergrund rechts), Ölgemälde 1923 — Beispiel einer (einst) unversehrten Berglandschaft ten einen kritischen Standort. Die nähere Auswahl der Abhandlungen wurde mit den zuständigen Fachkräften in der Landesbaudirektion, Abteilung Raumordnung, beraten. Ein Schwerpunkt wurde auf das Bauen im Ländlichen Raum gelegt. Die Schriftleitung dankt in diesem Zusammenhang besonders w. Hofrat Dr. Thilde Lichtenauer für viele An regungen, vor allem für eine reibungslose Koordination des Mitarbeiterteams. Im Wort kritisch, oft pessimistisch, sollte in den Bildern ein positiver Ton angeschlag,en werden — zu dieser Bildauswahl entschloß sich die Schriftleitung nach gründlicher Überlegung. So kommt in diesem Heft dem Foto eine besondere Bedeutung zu. Alle Fo tografen, die zur Mitarbeit eingeladen wur den, haben diesen Auftrag richtig verstan den. Wie der Bildtext zum Umschlagmotiv lautet: „Haustüre in einem Mühlviertler Bau ernhof als Symbol, daß es im Ländlichen Raum noch Tore in eine bessere Zukunft gibt."

Ländlicher Raum und Stadt Raumstrukturen in Widerspruch und Ergänzung Thiide Lichtenauer

Links; Die alte Elsenmetropole Steyr. — Foto: Gerhard Algner, Linz. Luftaufnahme freigegeben vom BMfLV mit ZI. 13080/313-1.6/82 Geschichtliche Entwicklung von Stadt und Land Zwischen Stadt und Land bestanden ur sprünglich ein starker Gegensatz und eine deutliche Abgrenzung. Die mittelalterliche Stadt hob sich als kompakte Silhouette mit Mauern und Türmen vom „flachen" Land ab. Das künstliche Gebilde Stadt bildete einen zweifelfreien Kontrast zur natürlichen Umge bung, einen Eindruck von Enge im Gegen satz zur Weite der Umgebung. Die visuell ein deutige Zuordnung ergab sich auch funktional: Handwerk und Handel, Kultur und Verwaltung in der Stadt, landwirtschaftliche Erzeugung auf dem Land. Das Wort „Stadt" leitet sich aus dem althochdeutschen „stat", „Ort", „Stelle" ab. Der Übergang zu städtischen Hochkulturen erfolgte seit dem 9./8. Jahrtausend in Palästi na (Jericho), seit dem 5. Jahrtausend im Nil-, Indus-, Euphrat- und Jangtsekiangtal. In Eu ropa begann die Stadtentwicklung im 2. vor christlichen Jahrtausend im östlichen Mittel meerraum und hatte ihren ersten Höhepunkt in der griechischen Polis. In Mitteleuropa ging das Entstehen der Städ te mit dem Erstarken des Bürgertums einher, das sich in Pfarr- und Gerichtsgemeinden zu sammenschloß, bzw. im Hoch- und Spätmit telalter durch herrschaftliche Stadtgründun gen manifestierte. In der Renaissance werden neue Vorstellun gen für den Städtebau entwickelt, wobei die Stadt als formale Einheit gesehen und nach den Gesichtspunkten Regelmäßigkeit und Symmetrie gestaltet wird. Diese als Hauptund Residenzstädte gestaiteten Siedlungen, die in der Barockzeit in Österreich ihren Hö hepunkt erreichen, sind durch strenge Bau vorschriften über Fassaden, Firsthöhe usw. einer einheitlichen Form unterworfen. Die industrielle Revolution im 19. Jahrhun dert führt zu einer großen Zuwanderungswel le in die neuen Industriezentren. Die Städte dehnen sich explosionsartig aus. So entste hen ganze Stadtviertel mit Mietskasernen. Eine neue Welle der Stadterweiterung erfolgt in der Zwischenkriegszeit, gleichfalls mit ihren unverwechselbaren städtebaulichen Merkmalen. Während und nach den in den meisten Groß städten erlittenen Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges erfolgte eine bisher noch nicht dagewesene Veränderung des Stadtbildes, sowie bis in die jüngste Gegenwart ein erneu tes, explosives Wachstum der Städte nach außen. Die Geschichte der menschlichen Kultur ist somit von einer ständigen Verstädterung be gleitet. Der ländliche Raum ist immer im Zusammen hang mit diesem Jahrtausende alten Verstäd terungsprozeß zu sehen. Auch der ländliche Raum hat sich verändert, allerdings nicht in derselben dramatischen Weise. Seit jeher diente er der landwirtschaftlichen Produktion, um sich selbst und die Städte zu versorgen. Die Geburtenüberschüsse des ländlichen Raumes, die nicht von der Land wirtschaft leben konnten, wanderten in die Städte ab, um im Erzeugungs- und Dienstlei stungsbereich Arbeit zu finden. Rechts: Tal der Waldzelier Ache bei Ramerding, gut erhaltene Raumstruktur als Gegenbeispiel zur städtischen Struktur von Steyr. — Foto: Gerhard Aigner. Luftaufnahme freigegeben vom BMfLV mit ZI. 13083/225-1.6/89

Die bäuerliche Kulturlandschaft, wie sie sich In Mitteleuropa bis vor wenigen Jahrzehnten noch darbot, entstand Im Laufe der verschie denen Besledelungsphasen seit dem frühen Mittelalter und entwickelte sich bis vor kur zem ganz allmählich, wenn auch merklich. Die Flur-, Dorf- und Gehöftformen lassen auf eine jahrhundertelange, sehr kontinuierliche Entwicklung zurückblicken, sie sind Bestand teil unseres kulturellen Selbstverständnisses. Erst In den letzten Jahrzehnten beschleunigt sich dieser Veränderungsprozeß Immer rascher. Ursachen für die Veränderung des ländlichen Raumes — der Funktionswandel In der Landwirtschaft Für die rationelle Wirtschaftswelse der mo dernen Landwirtschaft sind die seit Jahrhun derten bestehenden Formen der bäuerlichen Kulturlandschaft hinderlich. Durch Flurberei nigung, Zusammenlegung von Betrieben, Aussiedlung von Gehöften aus den Dörfern und andere Maßnahmen wurde eine moder ne Wirtschaftswelse erreicht. Kleintelllge Flurformen wurden zu großflächi gen Gebilden zusammengefügt; Hecken, Bachläufe und andere kleinglledrige Land schaftselemente wurden zugunsten maschi neller Bewirtschaftung beseitigt. Auch der Innerbetriebliche landwirtschaftli che Arbeltsablauf hat sich In einem Maß ver ändert, daß die regionaltypischen Gehöftfor men nicht mehr dem neuen Zweck entspre chen und daher durch zeltgemäße Zweck bauten ersetzt werden. Dadurch gelang eine wesentliche Erhöhung der landwirtschaftlichen Erträge, die aller dings zu einem Preisverfall für landwirt schaftliche Produkte führte. Mit dem Sinken des bäuerlichen Einkommens wanderten Im mer mehr Menschen aus der Landwirtschaft ab. Derzeit Hegt der Anteil der landwirtschaft lichen Bevölkerung schon unter 10 Prozent der Gesamtbevölkerung. Gleichzeitig mit den wirtschaftlichen Proble men der Landwirtschaft steht Grund und Bo den zum Verkauf. Nichtlandwirtschaftliche Siedlungstätigkeit durchsetzt und überwu chert In der Folge die traditionellen Dorf formen. Außerlandwirtschaftllcher Wandel Die Funktion des ländlichen Raumes, aus schließlich als landwirtschaftliches Produktlonsgeblet zu dienen, Ist als Folge einer ge zielten Wirtschafte- und Regionalpolitik überholt. Um das nach dem Zweiten Welt krieg Immer rascher um sich greifende plan lose Wachstum der Städte einerseits und eine Verarmung des ländlichen Raumes an dererseits hintanzuhalten, wurde versucht, nichtlandwirtschaftliche Arbeltsplätze ver mehrt In den ländlichen Raum zu verlagern. Der Abbau von wirtschaftlichen Disparitäten zwischen Stadt und Land wurde zum gesell schaftlichen Leitbild. In den Jahrzehnten des Wirtschaftswachs tums gelang dies auch weltgehend. „Jedem Dorf seinen Betrieb", galt lange Zelt als wirtschaftspolitisches Ziel, da dies Steu ern einbrachte und die Möglichkeit schuf, die ländlichen Gemeinden dem modernen, somit städtischen Standard anzupassen. „Industrie aufs Land" führte dazu, daß nun mehr auch In den ländlichen Raum von öf fentlicher und privater Seite viele Finanzmit tel flössen. Betriebsgründungen erfolgten an den hIefür am relativ besten geeigneten Standorten In den Regions- und Kleinzen tren, sowie entlang der Haupt-Verkehrsach sen. Mit diesen Maßnahmen zur „dezentrali sierten Konzentration" konnte zumindest ein Teil der Fernpendler auf kürzere Distanzen umgelenkt werden. Die positiven Auswirkungen dieser Maßnah men dürfen auch heute nicht übersehen werden: — Vermeidung einer weiteren Verarmung des ländlichen Raumes durch Infrastrukturel le Erschließung — Schaffung von nichtlandwirtschaftlichen Arbeltsplätzen und Wohnungen — Verringerung der Pendelwanderung — Verringerung der Abwanderung der ländli chen Bevölkerung In die Städte — Abschwächung der Suburbanlslerungstendenzen. Heute werden häufig die Nachtelle der Ent wicklung des ländlichen Raumes hervorge kehrt. Die erhöhte Raumbeanspruchung, der wachsende Flächenbedarf, die Belastung der gesunden Umwelt und der städtische Einfluß auf die ländliche Kultur-Tradition wer den als Probleme angesehen. Im folgenden sollen die wichtigsten raumbe anspruchenden Funktionen beschrieben werden; Industrielandschaft Vöcklabruck. — Foto: Gerhard Aigner, Linz. Luftaufnahme freigegeben vom BMfLV mit ZI. 13083/190-1.6/87

Bevölkerungswachstum Erstmals seit der Volkszählung 1981 ist die Bevölkerung des ländlichen Raumes stärker gewachsen, als in den Verdichtungsgebie ten. Die Ursachen hiefür sind vielfältig zu in terpretieren. — Die gesellschaftliche Einschätzung der Lebensqualität hat sich vom städtischen in Richtung zum iändlichen Raum hin ver schoben. — Die Lebensqualität der Städte ist in den letzten Jahren gesunken, das Umweltbe wußtsein zum anderen gestiegen, wodurch eine stärkere Beanspruchung des ländlichen Raumes durch die städtische Bevölkerung resultiert. — Die Abwanderung aus dem ländlichen Raum in die Verdichtungsgebiete ist zum Stillstand gekommen, mit Ausnahme einiger Randzonen. — Darüber hinaus kommt es zu einer umge kehrten Wanderung einkommensstarker Be völkerungsschichten auf das Land in Form von Zweit- bzw. Alterswohnsitzen. — Durch die nach wie vor höheren Geburten zunahmen im ländlichen Raum ist somit die Bevöikerungszahl im ländlichen Raum stär ker gestiegen als im Verdichtungsgebiet. Ländliche Struktur Im Hausruck bei Frankenburg. — Foto: Gerhard Aigner, Linz. Luftaufnahme freigegeben vom BMfLV mit ZI. 13083/225-1.6/89

EINWOHNERENTWICKLUNG VERDICHTUNGSGEBIETE - LÄNDLICHER RAUM 800.000 600.000. 400.000. 200.000. EINWOHNER • ••••• f.v.vXvg '•Vi96iiV<::i97i ixl VERDICHTUNGSGEBIETE LÄNDLICHER RAUM Wohnfunktion des ländlichen Raumes „Unser Haus steht beim Bauplatz. Unser Haus stand schon da, als noch niemand ein Wort über den Bauplatz verloren hatte. Eines Tages beginnt man, über den Bauplatz zu reden. Während des Geredes über den Bauplatz glaubt noch niemand an die Möglichkeit eines Bauplat zes. Durch die vielen Bauplatzdiskussionen, die nicht sehr interessiert und in fast jeder Hinsicht teil nahmslos verfolgt werden, nein, nicht verfolgt, son dern übergangen werden, entsteht zur allgemei nen Überraschung ein Bauplatz. Wir müssen uns wohl oder übel an die Tatsache des Bauplatzes gewöhnen; der Bauplatz wird zu einem Begriff, zu einer Selbstverständlichkeit. Wahrscheinlich könnten wir uns unser Haus ohne den Bauplatz daneben gar nicht mehr vorstellen. So verwandeln sich endlose Bauplatzdiskussionen in einen Bauplatz." G. F. Jonke, Glashausbesichtigung, edition Suhrkamp, S. 7. Der Verbrauch der Flächen, die dem Wohnen dienen, ist explosiv angewachsen. Zuerst be stand ein großer Nachholbedarf für die erlitte nen Zerstörungen und Entbehrungen des Krieges, der nicht nur in den Städten, son dern wegen der billigeren Bodenpreise auch auf dem Land befriedigt wurde. Später, bis in die Gegenwart herauf, ist es der tiefgreifende Wandel der Familienstruktur, das immer stärkere Aufsplittern der Groß- in mehrere Kleinfamilien, die einen immer noch anwachsenden Wohnungsbedarf hervorru fen. Die durchschnittliche Haushaltsgröße hat sich in Oberösterreich von 1971 bis 1981 von 3,13 auf 2,9 Personen verringert. Die großzügigste Bereitstellung bzw. private Schaffungvon Wohnraumist in unsererGe sellschaft ein von allen politischen Parteien mitgetragenes Ziel. Der dadurch hervorgeru fene Flächenverbrauch wurde lange Zeit nicht als Problem anerkannt. Versuche der Raumplanung, die Zersiedelung zugunsten einer unberührten Landschaft hintanzuhal ten, wurden jahrzehntelang als eigentums feindliche Reaktionen auf den individuellen Wohlstand mißverstanden. Freizeit und Erholung im ländlichen Raum „Der Besucher zerstört durch seine Anwesenheit die Einsamkeit, die er aufsucht." (Lucius Burckhardt)^ Die neuentdeckte Wertschätzung des ländli chen Raumes bewirkte neben einer vermehr ten Nutzung für Wohnzwecke auch eine ver stärkte Nutzung für Freizeit- und Erholungs aktivitäten. Hier sind vor allem die landschaftlich beson ders wertvollen Berg- und Seengebiete des inneren und äußeren Salzkammergutes so wie die stadtnahen Zonen des Mühlviertier Hügellandes einer starken Belastung aus gesetzt. Die Beanspruchung von Flächen für Freizeit und Erholung wird immer größer, nicht nur weil stets mehr Menschen ihre Freizeit im ländlichen Raum verbringen, sondern auch weil die Aktivitäten selbst flächenraubender werden. Genügten einst Postauto, Fahrrad oder Wan derweg und ein natürliches Flußufer für einen gelungenen Sonntagsausflug, so ist es heute ein Tennisplatz, ein Hallenbad, ein Skilift oder eine Seilbahn mit entsprechenden Zu fahrten und Parkplätzen, von der „unsichtba ren" Infrastruktur (Wasserversorgung, Kanali sation, Müllbeseitigung) ganz zu schweigen. Die zur Zeit allenthalben entstehenden Golf plätze haben einen Flächenbedarf von min destens 30 ha, dies entsprach bis vor kurzem noch der Größe eines landwirtschaft lichen Vollerwerbsbetriebes. Auswirkungen der Verstädterung auf den ländlichen Raum — Ästhetik Die sinnliche Wahrnehmung von Landschaft ist abhängig von der Möglichkeit, Zusam menhänge zu sehen und sichtbar zu ma chen. Für den Bauern, der das Land bewirt schaftet, ist jene Landschaft die schönste, die diesen Bewirtschaftungserfordernissen am besten entspricht. Einen anderen Landschaftsbegriff hat der Städter, der in den ländlichen Raum einen Wunschtraum nach möglichst unberührter, „heiler" Welt als Gegensatz zum eigenen, städtischen Lebensraum projiziert.^ Landschaft ist jedenfalls das Ergebnis von Menschen, die sie bewohnen, somit die Pro jektion der gesellschaftlichen Verhältnisse auf den Raum. Man könnte sagen, jede Ge sellschaft hat die Landschaft, die sie verdient. Unsere Gesellschaft hat insbesondere fol gende landschaftswirksamen Rahmenbedin gungen aufzuweisen: — Ausgeprägtes Besitzdenken, damit ausge prägte rechtliche Verfügungsgewalt des Ei gentümers über Grund und Boden — hochentwickelte Finanzierungssysteme für das Bauen („Bauen leicht gemacht") — eigenes Haus bzw. Eigenheim ist ein aner kanntes politisches Ziel, mit dem sich alle Parteien identifizieren. Damit ist die die großflächige Landbeanspru chung vorgegeben. Landbeanspruchung durch Verbauung be wirkt eine Veränderung der Semiotik des Raumes. Das überstürzte Verschwinden ge wohnter Zeichen und Botschaften zugunsten neuer, ungewohnter erschwert dem Betrach ter das Auffinden vertrauter Inhalte, mit de nen er sich identifizieren kann. Die wieder entstandene Heimat-Diskussion ist auf den Verlust der gewohnten „Zeichen" im Raum zurückzuführen. Auch die Bemühungen um die Dorferneue rung sind als Versuch zu werten, diesen ra santen Prozeß des Landverbrauches, der baulichen und geistigen Verstädterung auf zuhalten. 6

Städtischer und ländlicher Raum — Versuche der Abgrenzung Infolge der Verstädterung als niemals enden der Prozeß ist die Grenze zwischen Stadt und Land schwer zu ziehen. Entsprechend vielfäl tig und unbefriedigend sind die Versuche hiezu durch Raumforschung und Geographie. Vielfach wird bereits von einem „StadtLand-Kontinuum" gesprochen, also eine Grenzziehung ex definitione verweigert. Die Begriffe „Stadt" und „Land" werden z. B. durch folgende Attribute relativiert: Stadtregion — ländlicher Raum; Ballungs raum — periphere Region; Verdichtungsge biet — Agrarraum; verstädterte (urbane, suboder periurbane) Zone — Entwicklungsge biet, strukturschwaches Gebiet. Allen Begriffsbestimmungen gemeinsam ist das Erkennen der Interdependenz beider Raumkategorien zueinander. Kennzeichen des ländlichen Raumes im Vergleich zur Stadtregion sind — eine geringe(re) Bevölkerungs- und Ar beitsplatzdichte — das Vorherrschen land- und forstwirt schaftlicher Produktionsflächen — eine geringe(re) Industriedichte und das Hervortreten von Industrie mit NiedriglohnBranchen, die das reichliche Arbeitskräftean gebot und die steuerlichen Vorteile aus nützen.^ Diese Kriterien decken sich nahezu wörtlich mit der im oö. Landesraumordnungspro gramm 1979 getroffenen Abgrenzung, wobei hier den Verdichtungsgebieten folgende Schwellenwerte unterlegt wurden: — Mehrere aneinandergrenzende Gemein den mit einer Siedlungs- und Arbeitsplatzdichte von jeweils mehr als 200. — Ein oder mehrere überregionale oder re gionale Zentren als Kern. — Mindestens 50.000 Einwohner. Der ländliche Raum wird als jenes Gebiet de finiert, in welchem die Werte der Verdich tungsgebiete nicht erreicht werden. Inner halb des ländlichen Raumes werden gesondert die Entwicklungsgebiete als jene Regionen ausgewiesen, die einen über durchschnittlich hohen Fernpendleranteil aufweisen, sowie die Gebiete an der toten Grenze. Im „Österreichischen Raumordnungskon zept" 1981 wird der ländliche Raum gleich falls als Gebiet definiert, in dem gewisse Kri terien der Ballungsgebiete nicht vorhanden sind. Innerhalb des ländlichen Raumes wer den jedoch die vielfältigsten Differenzierun gen vorgenommen. Je nach Problemlage können Typisierungen hinsichtlich des Natur raumes, der Land- und Forstwirtschaft, der Eignung für Industrie und Gewerbe oder für die Erholung, der Umweltbelastung, der in frastrukturellen Erschließung und vieler an derer Kriterien erfolgen. Aus der Sicht der Raumordnung sind die be deutendsten Kriterien jene, welche sich aus der Nähe/Ferne bzw. Erreichbarkeit der Stadtregion bestimmen lassen. Entwicklungsschwäche in wirtschaftlicher bzw. infrastruktureller Hinsicht stehen im di rekten Zusammenhang mit der Erreichbar keit der Zentren. Aus diesem Grund ist es auch erklärtes Ziel der Raumordnung, regionale Disparitäten durch den Ausbau der Infrastruktur abzubauO.ö. Landesraumordnungsprogramm Verdichtungsgebiete Ländlicher Raum Entwickiungsgebiete i X Urfahr-U ' Rohrbach' ^ \Freistadt V/ Schärding Eferding Grieskirchen raunau ,r Vöcklabruck ^ Kirchdorf Gmunden Verdichtungsgebiet Linz Verdichtungsgebiet Steyr Verdichtungsgebiet Wels Verdichtungsgebiet Oberes Trauntal Verdichtungsgebiet Vöckla-Ager Ländlicher Raum Entwicklungsgebiet Ennstal Entwicklungsgebiet Mühlviertel Entwicklungsgebiet Oberes Innviertei Entwickiungsgebiet Sauwald 0 5 10 20 30 40 50 k m Staatsgrenze Hi-ti-Ht- Landesgrenze Bezirksgrenze Gemeindegrenze

en. Auf dem Sektor des Straßenwesens, des Schulwesens, der medizinischen Versorgung ist dieses Ziel in Oberösterreich bereits weit gehend verwirkiicht, andere Bereiche, wie etwa der öffentliche Verkehr, Abfail- und Ab wasserbeseitigung sowie neuerdings die Nahversorgung, stehen noch an. Zukunftsaspekte des ländllctien Raumes Ohne die wirtschaftlichen Probleme der Be völkerung des ländlichen Raumes schmälern zu wollen, drängt sich als künftige Aufgabe des ländlichen Raumes die Bewahrung der nicht erneuerbaren natürlichen Ressourcen auf. Der ländliche Raum ist zunehmenden Um weltbelastungen ausgesetzt. Infolge der wachsenden Raumnutzung gehen auch auf dem Land die scheinbar noch reichlich vor handenen Ressourcen verloren. ÄHi'ir'iEniKMr von Westen. Nostalgische Erinnerungen — „Aitheim von Westen", Lithographie aus: Beda Weinmann, Die Städte, Märkte, Klöster und Schlösser des Innkreises. 37 lithographierte Ansichten aus dem Jahr 1846, Schärding Verlag Josef Heindi, 1979 ■mir tt- -y^ aä!'Vtjrr oa n II i® Xordvrt • „Ried gegen Norden", Lithographie aus Beda Weinmann , Beide Repros: Franz Gangl, Linz

— Luftverunreinigung — Wasserverschmutzung bzw. -entzug — Bodenzerstörung sind jene Probleme des ländlichen Raumes, mit denen in Zukunft gerechnet werden muß. Die Sanierung emittierender Industrie- und Gewerbebetriebe, die Verringerung des Individualverkehrs und des Güterverkehrs auf der Straße, der Einsatz umweltfreundlicher Techniken zur Heizung wären wichtige Bei träge zur Luftreinhaltung. In der Landwirtschaft wäre der Einsatz von Chemikalien einer kritischen Prüfung zu un terziehen, um das Grundwasser nicht noch mehr zu verschlechtern. Der allzu großzügige Umgang mit Wasser in allen Lebensberei chen und die allzu sorglose Beseitigung ein mal benützten Wassers wäre zu revidieren. Die Bodenversiegelung durch Landbewirt schaftung, Siedlung, Verkehrsbauten und Freizeitanlagen bewirkt eine Veränderung des Bodens mit Auswirkungen auf die Kleinlebewelt, auf Wasser und Klima. Pro Tag wird derzeit in Österreich 25 ha Boden für derarti ge Maßnahmen entzogen, dies entspricht der Größe eines landwirtschaftlichen Betriebes! Die Wahrung dieser natürlichen Ressourcen stellt die Voraussetzung für das Überleben nicht des ländlichen Raumes selbst, sondern auch der Verdichtungsgebiete dar. Dennoch ist Land- und Forstwirtschaft jener Bereich, für welchen der ländliche Raum in erster Linie die räumlichen Voraussetzungen bietet, da nur dort ausreichend große Flä chen zur Verfügung stehen. Es wird somit Aufgabe unserer Gesellschaft sein, die Möglichkeiten zur Weiterführung einer gesunden, ökologisch orientierten Land- und Forstwirtschaft zu schaffen und zu bewahren. 1 Zitat aus: F. Achleitner, Aufforderung zum Ver trauen, Salzburg 1987, 8. 120 2 B. Hamm, Einführung in die Siedlungs soziologie, München 1982, S. 153 ff. 3 Vgl. C., Lienau, Geographie der ländlichen Siedlungen. — In: Geographische Rundschau 3/1989, S. 134 ff. LANDESTHEATER LINZ — SPIELPLAN 1989/90 Großes Haus Oper/Operette/Musical Giuseppe Verdi Richard Strauss Carl Michael Ziehrer Gharles-Francois Gounod Gioacchino Rossini Franz Lehär Alexander von Zemlinski Manuel de Falla Stephen Sondheim Carl Maria von Weber Wolfgang Amadeus Mozart Schauspiel Friedrich Schiller Ferdinand Raimund Kammerspiele Volker Ludwig, Birger Heymann, No Ticket Derek Benfield Nabucco (WA) Der Rosenkavalier Die Landstreicher Romeo und Julia Wilhelm Teil Der Graf von Luxemburg Der Zwerg (Der Geburtstag der Infantin) El Amor Brujo (Der Liebeszauber) Sweeney Todd — Der Teufelsbarbier von Fleet Street (ÖE) Oberen Die Gärtnerin aus Liebe Kabale und Liebe Die gefesselte Phantasie Linie 1 (ÖE) Das Einmaldrei der Liebe (WA) Johann Nestroy Howard Brenton und David Hare Peter Welk Jerome Kilty Viktor Slawkin Peter Shaffer Herwig Kaiser Reginald Rose/ Horst Budjuhn Theaterkeiler Dusty Hughes Peter Paul Zahl Friedrich Ch. Zauner Nikolai Gogol Willy Rüssel Ursullnenklrche Ballett in der Kirche Liebesgeschichten und Heiratssachen Prawda (ÖE) Kalif Storch (ÖE) Geliebter Lügner Raucherecke (ÖE) Laura und Lotte Mit dem Rücken zur Wand Die zwölf Geschworenen Eine Komödie Das Attentat (ÖE) Fritz — A German Hero (ÖE) Aller Tage Abend (U) Tagebuch eines Wahnsinnigen (ÖE der Fassung) Shirley Valentine oder Die Heili ge Johanna der Einbauküche U = Uraufführung ÖE = Österreichische Erstaufführung WA = Wiederaufnahme Änderungen und den Austausch gegen wichtige Neuerscheinungen behält sich die Intendanz vor.

S^BAD ISCHL Seehöhe 468 m; günstige klimatische Verhältnisse (Nebelfreiheit) Das Sole-, Schwefel-, Schlamm-Heilbad Indikationen: O Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates O der Atmungsorgane (Asthma, Emhysem, ehren. Bronchitis) O des Herz-Kreislaufsystems (Durchblutungsstörungen) O des Verdauungsapparates O sowie Hautkrankheiten Regeneration und Erholung Kuranwendungen: O Bäder mit Sole, Kohlensäure, Sauerstoff, Schwefel, Salzbergschlamm O Schlammpackungen O Sole-Bürstenbäder O Sole-Unterwasser-Massagen O Sole-Unterwasser-Bewegungstherapie (Gymnastik, Strahlmassage) O Sole-Inhalation, Spezialinhalationen (Apparate, Kabine — mit Zusätzen) O Pneumatische Kammer (Über- und Unterdruck) O Trinkkur (Sole, Glaubersalz, Schwefel) O Heilmassagen, Lymphdrainagen, FUBreflexzonenmassagen, Bindegewebsmassagen O Heil- und Atemgymnastik O Elektro-Therapie Prospektanforderung und Auskünfte: Landeskuranstalten Bad Ischl, Bahnhofstraße 1, 4820 Bad Ischl, Tel. 0 61 32/33 24 IDasRSJC I^PnAISPARBUCH M uöCHSrZlNS^r"'"""''''" Ü jederzeit abhebbar III RiS.K.KAPITALSRARBUCH Da gehört Ihr Geld hin! |iN P.S.K. Kapitalsparbuch iiijip können Sie in jedem Postamt, in der P.S.K, und in allen Zweigstellen der wSSi: P.S.K.BANK eröffnen. Besuchen Sie das Stift Schlägl! Gotische Stiftskirche Romanische Krypta (früher Kapitelsaal, erbaut um 1250) Stiftsmuseum Gemäldegalerie mit gotischen Tafelbildern etc. Stiftsbibliothek mit 60.000 Bänden Neuer Kapitelsaal mit Sonderausstellungen, derzeit „Die Tierwelt des Böhmerwaldes". Stiftsmuseum geöffnet: Mai bis Oktober wochentags: 10—12 und 13—17 Uhr an Sonn- und Feiertagen: 11—17 Uhr Im Winter gegen Voranmeldung. Geförderte Eigentums wohnungen LINZ — Blumauerstraße, Dinghoferstraße, Scharltzerstraße Eigentumswohnungen in sonniger Zentrumslage, von 40—120 m2, teilweise Maisonetten und Terras sen. Verkehrsfreier, begrünter Innenhof als Erho lungsfläche. Tiefgaragen, Geschäfte und Büros. Fertigstellung 1989! sowie Bauvorhaben Kudllchstraße INFORMATION: 4020 Linz, Dinghoferstraße 46, Telefon 0 73 2 / 66 96 24 NORIKUM Wohnungsbaugesellschaft m.b.H., 4600 Wels 10

Siedeln und Bauen im Wandel der Zeit Gunter Dimt Der Druck einer anwachsenden Bevölkerung veränderte stets das Landschafts- und Sledlungsbild. Während der Raum der Dauersied lung in Oberösterreich vor der Jahrtausend wende nur unerheblich größer war als zur Zelt der Römerherrschaft, führte die Baben bergische Kolonisations- und Siedlungspoli tik zu einer Erschließung auch jener Räume, die außerhalb der klimatisch begünstigten Tal- und Beckeniandschaften des Zentralrau mes liegen. Bis zum Ausgang des Mittelaiters wurden oft Höhenlagen erreicht, die während der folgen den Klimaverschlechterungen nicht mehr ge halten werden konnten. Das Salzburger Mär chen von der „übergossenen Alm" ist ein Hinweis auf Gletschervorstöße und naßkaltes Wetter, das dem Getreidebau abträglich war. Die Erfindung der Getreidenachtrocknung in dem durch seinen „Schnürlregen" berüchtig ten Mondseeland und die Anwendung des Herdrauches zur Beizung sind eine Folge dieser Anpassung an widrige klimatische Umstände. Bemerkenswert ist, daß aus glei chartigen Umweitbedingungen auch im balti schen Raum ähnliche bauliche Einrichtun gen geschaffen wurden. Haus „Bischofer" in Mondsee, heute Freilichtmuseum. Ansicht und Querschnitt mit dem für das Rauchhaus charakteristischen System des kamiinlosen Rauchabzuges. Zeichnung G. Dimt nach einer Aufnahme von G. Sedlak U 'mmn

f'^'^ 'if Daß die hoch- und spätmittelalterliche Rodekolonisation immer wieder an die Grenzen der menschlichen Existenzmögiichkeit ge stoßen ist, zeigt sich auch in unseren Mittel gebirgen, wo die Gehöfte bis in Lagen knapp unterhalb von 1000 m angelegt wurden. Die aitartigen Rodungsnamen geben häufig nicht nur über die Art der Landgewinnung, sondern auch über die Standorte selbst Aus kunft. Der im Voraipeniand relativ häufige Orts- und Hausname „Pierreith" weist bei spielsweise auf eine Birkenrodung und so in direkt auf eine klimatische Randzone im Na turraum hin. Die Ausstattung der in reiner Blockbauweise errichteten, ursprünglich aus einer Einraumwohnung (Rauchstube) und einem Speicher bestehenden Wohnhäuser mit einem ausgeklügelten System der Tem perierung war eine Konsequenz aus den un günstigen Boden- und Kiimafaktoren. im Steiigeiände wurde der Stall unter der nicht beheizbaren Schiafkammer angeordnet, der kalte Keiler hingegen unter der Rauchküche. Es war notwendig, daß der Boden der Küche kühl blieb, weil sonst der vom offenen Herd aufsteigende Rauch sich nicht unter der Decke gesammelt, sondern alle Räume des Hauses durchzogen hätte. Nach einer Phase geringeren Bevöikerungswachstums im 16. und 17. Jahrhundert, in der es sogar zur Aufgabe bereits bestehender Ansiediungen kam, wurde im 18. Jahrhundert erneut der Versuch unternommen, bisher nicht bebautes Land urbar zu machen. Auf den Erfahrungen mit älteren Waidhufenaniagen aufbauend, kam es in den Hochiagen des Nordwaidkammes um Sandi und Liebe nau, aber auch im Bereich von Schwarzen berg neuerlich zu einem Siediungsschub. So entstanden die heutigen Ortsteiie Schöneben und Maxidorf erst in der Mitte des 18. Jahr hunderts. Der karge, steinige Boden verhin derte auch eine Wiederholung jener exakten Pianungen, die Siedlungsanlagen des Hochund Spätmitteiaiters auszeichnen. So muß ten sich die einzelnen, unregelmäßigen Fel der der Haussatzfiuren immer wieder dem Gelände anpassen und die Gehöfte erreich ten nie die Größe und die vollendete Form der aus den Waidhufen-Reihendörfern bekann ten Dreiseit- oder Tormauerhöfe. Haus „Kronkogl" in Maria Neustift. Ansicht und Querschnitt des Rauchküchenhauses mit voll ausgebildetem Rauchabzugsystem. Aufnahme und Zeichnung G. Dimt

Reihendorf Schöneben, Gemeinde Liebenau. Ausschnitt aus der Katastermappe im oö. Landesarchiv. — Foto: G. Dimt . 'Arn" nissitä L.ui ^ V \ " ■ .■ I ■" • -i ■ii'— "" ■ ^. -• W I Ai- ,/<'«AA<r ..-ttSÄ».«' ■ä.M»siwr,<. t»,./ ,f /,,A'J'i?rA«-i.» - Af/'r/"'? «.r ■'''I - \ kV-''A"'a'A.AÄ •' O'"'' ( Ai'V \''A, jV,'f '7' . « "jA^ j-ZrA-^ ■• ' -*■■■ ^ -■" "''" ,'i' Ii« / . -Li .yA,-r,yy ■>'■'■ \ .!' . ■' .// •" ^'' 1 i - 1 V, — 4» *• s.Sfi r'X,: v7".-.x.äxA'A''V.-X'#■/f/i kz.'j,y. xi 1 t^Jr s ,1-1: ,7X'> \ '/'v , r, .,4. .V /./'AVi' /Ä/'ilL ^ "" vA •- , «SdiiMtUui.« - «'-', \, X ,j . •! , VI _J/f/)iyf//ft// 'fJll'f'i'i J ..' X\a4<'* Nicht nur die Neuaniage von Siedlungen un terliegt Gesetzmäßigkeiten, die der Zeit an gepaßt sein müssen, auch die ständige Ver änderung und laufende Angleichung von bestehendem Siediungs- und Wohnraum an die Erfordernisse der jeweliigen Gegenwart ist aufschlußreich und steiit jede festgefügte „Typenlehre" in Frage. Steter Wandel kenn zeichnet unseren Siedlungsraum, sowohl den ländlichen, als auch den städtischen. Im Bereich der Städte und Märkte war das Entstehen und Wachsen der Vorstädte und Vormärkte stets mit einiger Problematik be haftet, die nicht zuietzt mit rechtshistorischen und sozialen Umständen erklärt werden kann. Ein Beispiel aus dem Bereich der Märkte soli die Eigenarten der städtischen Sammelsiedlung und des näheren Umlandes aufzeigen: Der ehemals passauische Markt Obernberg am Inn gliederte sich in mehrere Bereiche, die historisch, baulich und von der Sozialstruktur her vollkommen unterschied lich waren. Noch In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bestand das Ortszentrum aus dem „alten Markt" mit zweigeschossigen, ge mauerten Häuschen, in denen Handwerker und kieine Gewerbetreibende wohnten. Der unmittelbar anschließende, um den großen Rechteckplatz gruppierte „neue Markt" mit zwei- und dreigeschossigen, gemauerten Häusern biieb den Wirten und Brauern, be deutenden Handwerksmeistern und Schiff meistern vorbehaiten. Die Obernberger Naufietzer, die vor aliem durch die Verfrachtung des Saizes bis Passau einem blühenden Ge werbe nachgingen, waren in Ufer, einem ei genen Vormarkt unterhalb der Innterrasse, am Innufer angesiedelt. Andere wasserab hängige Gewerbe wie Müller, Lederer und Färber siedelten am Gurtenbach, Im An schluß daran bildeten die meist ebenerdigen bis einstöckigen Häuser der Bauhandwerker den Vormarkt Gurten. Abseits dieser Siediungskerne befand sich in einer Schlinge des Gurtenbaches, aiso in zunächst völlig unbesiedeltem Gebiet, eine Ansammlung von ebenerdigen Holzhäusern, die ausschließlich von Taglöhnern bewohnt wurden. Diese Zusammenhänge von Siedlungsge schichte, Siedlungstopographle, Sozialstruk tur und Baustruktur treten nach den Angaben des Franziscelschen Katasters von 1829 ganz klar zutage. Das Ausgreifen des zum Markt gehörenden Siedlungsbereiches in Form mehrerer Vormarktsituationen mit un terschiedlicher Sozial- und Baustruktur in das umgebende Land ist eine charakteristi sche Situation für die gesamte Neuzeit. Erst im 20. Jahrhundert wurden diese scharfen Konturen durch geänderte wirtschaftliche Grundlagen und veränderte soziale Gege benheiten mehr und mehr verwischt, ja oft ins Gegenteil verkehrt. Die Zahl der Beispiele, wo die ehemals den wohlhabenden und an gesehenen Bürgern vorbehaltenen Stadtund Marktzentren heute von sozialen Rand schichten und Gastarbeitern bewohnt wer den, die ehemals „anrüchigen" Vormärkte aber zu Quartieren für mittlere und höhere soziale Ränge wurden, ist sehr hoch. In den ehemals rein agrarisch strukturierten Sammelsiedlungen ergeben sich wiederum ganz andere Problemstellungen. Am Beispiel der ein- und zweizeiligen Reihen- und Straßendörfer des Mühiviertels kann gezeigt werden, daß ursprünglich jede Vergrößerung ausgeschlossen war, weil die nachträgliche Zuweisung von Bau- und Wirt13

Marktgemeinde Obernberg am Inn. Vergleich der Sozialtopographie mit der Raumstruktur nach den Angaben des Franzisceums von 1829. Bearbeitung und Zeichnung G. Dimt Kirche Marktbefestigung Massivbauten, eingeschossig Massivbauten, zwei- bis dreigeschossig Gemischte Bauweise Holzblockbauten, eingeschossig Holzblockbauten, zweigeschossig Grundherrschaftliche Bauten (Schloß, Pflegerhaus, Taverne) Kommunale Bauten (Marktbefestigung, Rathaus) Kirchliche Bauten (Kirche, Pfarrhof, Kaplanhaus) Bauten in Obhut der Kirche (Mesnerhaus, Schule) Bürger (Kaufleute) Bürger (Bader, Ärzte, Apotheker, Advokat) Bürger (Nahrungsmittelgewerbe, Bäcker, Müller) Bürger (Nahrungsmittelgewerbe, Fleischer, Wirte, Braugasthöfe) Bürger (Leder — Textiigewerbe, Lederer, Schuster, Schneider, Färber, Weber) Bürger (Holz-, Stein- Erdegewerbe, Binder, Hafner, Seifensieder, Baugewerbe) Bürger (Metallverarbeitende Gewerbe, Schmied, Schlosser, Kupferschmied) Bürger (Kunsthandwerk, Lebzelter) Transportgewerbe (Schiffieute) 0 +-+ 50 I I I II I IOC 200 h KLAFTER 0 50 100 1 I I I I I I I I I I 200 —I— 300 —I— METER Kleinhändler (Fragner, Krämer) Tagiöhner 0 50 1 I I I I I I I 100 M— 200 h KLAFTER 0 50 100 1 I I I I I I I I I I 200 —I— 300 —I— METER 14

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schaftsgrund nur zu Lasten bereits bestehen der Lehen möglich gewesen wäre. Da es sich stets um planmäßig angelegte und nicht um „gewachsene" Siedlungen handelt, finden sich immer wieder gleiche Häuserzahlen: während im benachbarten Waidviertei das Duodezimaisystem mit 12 oder 24 Gehöften überwiegt, zeigt sich im Mühiviertei ein weit aus vielfältigeres Bild: nach dem Dezimalsy stem angelegte Dörfer finden sich vor allem im oberen Mühiviertei, etwa im ehemaligen Herrschaftsgebiet des Stiftes Schlägl. Kleinund Großweiier mit 4, 6 und 8 Hofsteiien sind die häufigste Form der Sammelsiediung. Alien gemeinsam in das Gewann- oder das verwandte Hofackerfiursystem mit der Tei lung des Wirtschaftslandes in „Felder" und „Lüsse". Jede nachträgliche Erweiterung der Zahl der Hofsteiien hätte also nur in Form einer Realteiiung vorgenommen werden kön nen. Diese ist aber im traditionellen Erbrecht Oberösterreichs weltestgehend unbekannt, weshalb derart negative Entwicklungen wie in manchen Teilen Tirols oder des pannonischen Raumes unterblieben sind. Am Bei spiel des planmäßigen Weilers „Stumberg" kann der seltene Fall einer länger zurücklie genden Vermehrung der Gehöftzahi zu La sten eines Primäriehens gezeigt werden. Bis in die jüngste Vergangenheit wurden Er weiterungsbauten bestehender Gehöfte und zusätzliche Neubauten auf den riemenförmigen Bau- und Gartenparzeilen hintereinan der angeordnet. Das Entstehen von Streck-, Haken- und Zwerchhöfen war die logische Konsequenz. Nicht nur in den Straßendörfern des hochmittelalteriichen Siedlungsgebietes im Osten Österreichs, sondern auch in den gleichzeitig angelegten Rodungsdörfern des oberösterreichischen Mühivierteis finden sich daher gleichartige Probleme und Pro blemlösungen. Erst nach 1955 kam es, paral lel zur Aufgabe ehemaligen Ackerlandes, zu einer Umwidmung ehemaliger Acker- und Wiesenparzeiien im Anschluß an die histori sche Verbauung und somit zur Auflösung der seit den Tagen der Kolonisation bestehen den, strengen Parzellensysteme. Am Beispiel der beiden Straßendörfer „Lichtenberg" und „Hintenberg" — beide im ehemaligen Herr schaftsgebiet des Stiftes Schiägi gelegen und nach 1325 gegründet — läßt sich diese jüngste Entwicklung gut ablesen: während Lichtenberg noch weltestgehend jenen Cha rakter bewahrt hat, den das Franzisceum von 1828 zeigt, ist die Auflösung der dörflichen Siediungs- und Baustruktur des gleicharti gen und unmittelbar benachbarten Dorfes Hintenberg voll in Gang gekommen. Die Ansiedlung nicht agrarisch fundierter Neusied ler am Südende des Dorfes bewirkt eine bau liche und soziologische Destabiiisierung des I m m I

Kleinhaus im Augebiet der Faulen Aschach bei Eferding, Studenten der Voikskunde an der Universität Wien bei der Vermessung des ehemaiigen Schusterhauses. — Foto: G. Dimt Links oben: Straßendorf Lichtenberg, Gemeinde Uirichsberg. Das Parzeilensystem dieses nach 1325 pianmäßig angeiegten Dorfes ist noch heute weitgehend ungestört erhaiten. Umzeichnung G. Dimt Links: Haufendorf Schweinbach, Gemeinde Engerwitzdorf. Die kleinteiiige Block- und Streifenblockflur dieses vor der Jahrtausendwende entstandenen Ortes wurde nach 1955 mehr und mehr in Bauland umgewidmet. Umzeichnung G. Dimt J:: Ortes, der Begriff der „Zersiedelung" ist hier durchaus berechtigt. Wesentlich gravierender als im vorgenannten Fall ist jedoch die nahezu völlige Aufgabe der gewachsenen, historischen Strukturen im unmittelbaren Umland von Linz, zu dem auch das Gailneukirchner Becken zählt. Hier sind die noch vor der Jahrtausendwende entstan denen Altsiedlungen im Einzugsbereich der Gusen, die heute über die Autobahn rasch er reicht oder von ihr sogar durchschnitten wer den, oft schon so von Zersiedelungsprozessen aufgelöst, daß Ihre ursprüngliche Struktur nur mehr In historischen Kataster aufnahmen nachvollzogen werden kann. Am Beispiel des Im 8. Jahrhundert erstmals er wähnten Ortes Schweinbach kann gezeigt werden, wie ein ursprüngliches Haufendorf mit kleinteiliger Blockstreifenflur durch städti sche Siedlungsprozesse vollkommen verän dert wurde. Die Umwandlung von Agrarland in Bauland wurde im vorliegenden Fall durch die ausgesprochen kleinteiiige Parzellen struktur noch zusätzlich gefördert und be schleunigt. Die Umwidmung kleiner Felder, deren Bewirtschaftung mit Feldfrüchten wel cher Art auch immer wegen der geringen Größen unwirtschaftlich sein muß, in Bauland war eine logische Konsequenz des Struktur wandels nach dem Abzug der Besatzungs macht. Besonders Interessant ist, daß dieser wirtschaftliche Druck sogar die beharrenden Strukturen aufzulösen Imstande war, die sol che Sammelsiedlungen ansonsten auszeich nen. Dieses Phänomen kann nicht nur ge genwärtig beobachtet werden, sondern ist auch aus den Unterlagen des Franzisceischen Katasters Immer wieder abzulesen. So ist beispielsweise der Wechsel in der Gehöft form vom Einspringerhof zum Vierkanthof im Umland von Wels überwiegend an die Sied lungsform gebunden gewesen: In den Kata stermappen von 1824 scheinen die unter schiedlichsten Gehöftformen auf, es ist jedoch auffallend, daß die regelmäßigen Vierseit- und Vierkanthöfe doch überwiegend auf das Streusiedlungsgebiet im Hügelland beschränkt bleiben, während in den alten Sammelsiedlungsgebieten stark unregelmä ßige Gehöftformen In altartiger Bauweise überwiegen. So sind 1824 für einige nördlich der Traun gelegene Katastralgemeinden noch Holzhäuser bis zu einem Anteil von 45 Prozent ausgewiesen, ja in manchen der Weilerwaren nur Holzbauten zu finden. Ganz anders die Situation südlich der Traun, wo im Streusiedlungsgebiet des unteren Alm- und Kremstales gemauerte, regelmäßige Vierseitund Vierkanthöfe bei weitem überwogen. Of fensichtlich konnten sich regelmäßige Gehöft-Großformen außerhalb der verschiede nen Zwänge des Sammelsiedlungsgebietes rascher und problemloser entfalten. Hier dürften Parallelen zum Mittertenn-Einhof vor liegen, der sich zunächst außerhalb des Altsledellandes in den hoch- und spätmittelal terlichen Rodungsgebieten als Produkt eines historischen Siedlungsprozesses entwickelt haben kann. Die zahlreichen Namen mit Endungen auf die Silbe -schwend, die vor allem in den höheren Lagen des Mondseelandes und des Atter gaues zu finden sind, deuten auf die langwie rige Rodungsart des „Schwendens" und die Tatsache hin, daß diese Neusiedlungen von bereits bestehenden Altsledlungen aus ange17

Vierkanthof „Huber in Thann", Gemeinde Hargeisberg, eine Baupianung des Maurermeisters Martin Breinesberger aus Hargeisberg bzw. St. Fiorian aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. — Foto: G. Dimt ■ legt wurden. Daß mit diesen Neusiedlungs bewegungen zugleich Neuerungen in der Gehöftentwicklung einhergingen, ist für an dere Landschaften erwiesen und sollte uns im Falle des Mittertennhofes nicht verwun dern. Vermutlich entsprachen die Gehöfte der Weilersiedlungen in den tieferen Altsie dellagen noch ganz dem bajuwarischen Vielhaussystem, während in den neu angelegten Rodungen die rationellere Form des Mitter tennhofes in seinen Protoformen erprobt wur de. Generell kann beobachtet werden, daß man mit dem ausgehenden 18. Jahrhundert die Gehöfte durchwegs vergrößert hat, wobei das Ausmaß dieser Erweiterungen von der Betriebsgröße abhängt. Die von Joseph II. eingeleiteten und von Kameralisten ent wickelten Landwirtschaftsreformen führten zu einer wesentlichen Vergrößerung der Stall- und Stadelbauten, neu eingeführte Feldfrüchte wie Erdäpfel und Klee erlaubten eine Vervielfachung des Viehbestandes. Daß eine Vergrößerung der Wohnhäuser mit eine Folge dieser Abkehr vom mittelalterlichen Prinzip des fast ausschließlichen Getreidean baues war, ist eine weitere logische Konse quenz. Der zusätzliche Bedarf an Bauland war im Streusiedlungsgebiet leicht aus den die Häuser umgebenden Gartenparzellen zu decken, Neubauten neben bereits bestehen den Altbauten waren eher selten und führten dann meist zur Abtragung der nicht mehr be nützten Objekte, so daß eine echte Vermeh rung der Häuserzahl nur in belanglosen Di mensionen zu verzeichnen ist. Jedenfalls sind in den Streusiedlungsgebieten keine Prozesse zu bemerken, die als Beginn einer „Zersiedelung" in unserem heutigen Sinn aufgefaßt werden können. Daran können auch jene kleinen Häuser oder Kleinstwirt schaften nichts ändern, die tatsächlich im Sinne der Zersiedelungsdefinition auf min derwertigen Wirtschaftsflächen abseits der Gehöfte oder außerhalb der Dörfer und Wei ler errichtet wurden. Meist handelte es sich um Handwerker (Schuster, Schneider, Weber, Rechenmacher, Maurer, Zimmerleute usw.), die sich bescheidene Wohnstätten — oft mit einem kleinen Stall — errichteten. Zweifellos bilden aber diese in der Regel ebenerdigen Kleinhäuser neben dem Vorbild der Herr schaftsvilla eine der genetischen Wurzeln un seres heutigen Einfamilienhauses, das zwei fellos — im Gegensatz zum historischen Vorbild — ganz erheblich die Zersiedelung unseres Natur- und Kulturraumes prägt. Literaturauswahl: Gunter Dimt, 1000 Jahre Siedlungstechnik und Siedlungsentwicklung im Mühiviertel. in: Das Mühiviertel. Katalog zur Landesaussteilung 1988, Linz 1988. Ders., Eine Haus- und Wohnform des 17. Jahrhun derts im Bereich des oberösterreichischen Ennstales. In: Völkskuitur, Mensch und Sachwelt. Fest schrift für Franz C. Lipp, Wien 1978. Ders., Siedlung und Haus im Mondseeland und At tergau. In: Der Bezirk Vöcklabruck, 1. Teil, Linz 1981. Ders., Die Städte und Märkte des innviertels im 18. Jahrhundert. In: Historische Dokumentation zur Eingliederung des Innviertels im Jahre 1779. Kata log zur Sonderausstellung in Ried i. I. 1979. Ders., Das ländliche Bauwesen im Bezirk Wels, in: Stadtmuseum Wels Katalog (2) = 26. Jb. des Museaivereins Wels, 1986. 18

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Landschaft und Landwirtschaft Johannes Kunisch Die Landwirtschaft, also die Produktion von Lebensmitteln für die Menschen, hat unmit telbare Auswirkungen auf die Umweltmedien Boden, Wasser, Luft und auf die lebenden Sy steme Pflanzen, Tiere, Menschen. Diese Auswirkungen werden seit einigen Jahren immer kritischer gesehen, insbesondere im Zusammenhang mit der in der Landwirt schaft herrschenden Überproduktion. Seit ei niger Zeit wird auch ein Wertewandel in der Gesellschaft spürbar, wobei die Sehnsucht nach Natur, Heimat und Gemeinschaft — Werte, die über das Materielle hinausgehen — von besonderer Bedeutung sind. Der ländliche Raum, die freie Landschaft und das Dorf, bekommen in diesem Zusammen hang, im Gegensatz zu städtischen Ballungs räumen, wieder ganz neue Chancen. Gerade diese Situation sollte genützt werden für eine positive Entwicklung der Landschaft. Eine auf Qualität und nicht nur auf Quantität orientierte Landwirtschaft, die im Einklang mit den ökologischen Prinzipien wirtschaftet, wird den geänderten Ansprüchen am besten gerecht werden. Es sollte daher eine umwelt freundliche Landwirtschaft forciert werden, die den Eintrag von Fremdstoffen reduziert, die durch die Erhaltung und Schaffung von Extensivflächen und artenreichen Biotop strukturen und Vernetzungen Lebensräume für seltene und gefährdete Tierarten sichert und nicht zuletzt auch für den Menschen eine vielfältige Landschaft, einen erlebnisreichen Ausgleichs- und Erholungsraum schafft. War man früher bemüht, durch künstliche Eingriffe die naturbedingten Standortsunter schiede für die landwirtschaftliche Produk tion mehr oder minder auszugleichen, be sinnt man sich heute wieder der ökologi schen Bedeutung einer größeren Vielfalt bei den Standortsbedingungen für den Natur haushalt. Nur durch sehr verschiedenartige Umweltbedingungen bei den Faktoren Bo den, Wasser und Luft kann auch eine Vielfalt im Tier- und Pflanzenleben existieren. Der künstlich geschaffene, wechselfeuchte Ein heitsstandort zerstört diese Vielfalt, die je doch Voraussetzung für die Stabilität des Natur- und Landschaftshaushaltes ist. Was diese „Niveliierung" der Lebensbedingungen für die Tier- und Pflanzenwelt bedeutet, kann man sich erst vorstellen, wenn man weiß, daß ca. 80 Prozent aller Arten auf Extremstandor te, also auf besonders nasse oder trockene Bedingungen angewiesen sind. Unabhängig von der Landwirtschaft werden auch durch sonstige landschaftsverändernde Maßnahmen Eingriffe getätigt, die zu einer Verinselung letzter naturnaher Lebensräume führen. Diese sind jedoch dann für den Fort bestand der dort vorhandenen Population zu klein, da kein Genaustausch mehr stattfinden kann und es durch Inzucht zur Schwächung und letztlich zum Zusammenbruch der Arten führt. Wenngleich in verschiedenen Landschafts teilen Qberösterreichs grobe Mängel in der Grünausstattung zu verzeichnen sind, kann man in anderen Gegenden Landschaftsele mente, die zu einer Gliederung der Land schaft beitragen, antreffen. Diese verschie denen Landschaftselemente sollen im folgenden allgemein beschrieben und deren ökologische Funktion näher erläutert werden. Hecken, Feldgehölze und Feldraine Diese Landschaftseiemente sind Bestandtei le unserer Kulturlandschaft, die sich meist auf schiecht nutzbaren Flächen wie Gelände kanten entwickeln konnten. Hecken und Feld gehölze weisen mikroklimatische Bedingun gen für die unterschiedlichsten Lebensan sprüche auf. Vor allem dann, wenn die Hecke entsprechend breit und ihr ein Wildkrautstrei fen vorgelagert ist, stellt sich in diesem Le bensraum eine hohe Artenvielfalt ein. Hier können wir auf kleinstem Raum nahezu die Hälfte aller Tier- und Pfianzenarten der Kul turlandschaft vorfinden. Deshalb spielen diese Landschaftselemente auch eine we sentliche Rolle für den integrierten Pflanzen schutz. Darunter versteht man, daß durch na turnahe Ackerbegleitflächen Deckung und Standorte für freiwachsende Pflanzen und freilebende Tiere gewährleistet werden, die als Nützlinge auf agrarische Schädlinge rea gieren. Besonders Hecken bieten Lebens raum und Nahrung für viele Insektenfresser, wie Igel, Mäuse, Erdkröten und Vögel. Aber auch insektenfressenden Spinnen, Käfern und Wanzen oder Blattlausräubern, wie Schwebfliegen und Marienkäfern bieten diese „Brückenbiotope" Lebensmöglichkei ten und Ausbreitung. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, möglichst alle noch naturbe lassenen Flächen zu erhalten, um die ökolo gische Stabilität zu sichern, oder um über haupt den Versuch zur Wiederherstellung des ökologischen Gleichgewichtes unterneh men zu können. So ist das Auftreten großer Schädlingskaiamitäten ein warnendes Zei chen dafür, daß der Landschaftshaushalt aus dem Gleichgewicht geraten ist. Auch steigt Hecken und Feldgehölze tragen dazu bei, das ökologische Gleichgewicht aufrechtzuerhalten. — Foto; Friedrich Witzany, St. Florian iw,. .,«r k»;. ' . ■ 'I - W 21

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