Oberösterreich, 39. Jahrgang, Heft 2, 1989

Bücherecke Kunst und Geschichte Josef Wopfner 1843—192.7 Irmgard Holz, Text Alex ander Rauch. — Rosenheim: Rosenheimer Verlags haus 1989, 256 Seiten, davon 144 Seiten Bildteil mit 80 Färb- und 65 Schwarzweiß-Bildern (meist Tafeln), Werkverzeichnis mit 775 Abbildungen, Format 25,5 X 29,5 cm, Leinen, Ladenpreis S 1154,50. Alfred Förg gelingen mit den Künstlermonogra phien in seinen „Rosenheimer Raritäten" immer wieder angenehme Überraschungen, auch für österreichische Leser. Erinnert sei an das in sei nem Verlagshaus erschienene kostbare Defreggerbuch, Ehrenrettung eines großen Tiroler Ma lers. Im heurigen Verlagsprogramm wird neuerlich ein Tiroler vorgestellt, in unser kunstgeschichtli ches Bewußtsein gerückt: Josef Wopfner, geboren am 19. März 1843 in Schwaz in Tirol, allerdings schon mit 16 Jahren nach München übersiedelt, wo ihm nach mühsamen Anfängen der Aufstieg in die Spitze der „Münchner Schule" gelang, wo er auch begraben ist (Todesjahr 1927). Mit seiner Ge burtsheimat ist er aber stets verbunden geblieben. Das zeigt u. a. seine Ernennung zum Ehrenbürger von Schwaz in seinem 42. Lebensjahr, während er erst 20 Jahre später die Ehrenbürgerschaft von Frauenchiemsee erhielt, obwohl er als der Chiem seemaler schlechthin in die bayerische Kunstge schichte eingegangen ist. Sein Vater war Bäcker, Stubenmaler, Vergolder und Bildschnitzer, ein charakteristisches alpenländisches Naturtalent. Auch Josef Wopfner begann seine Lehre als „Tuifelemaler", konnte später 1869—1872 die Meisterklasse Piloty in München besuchen, wurde 1888 zum Titularprofessor er nannt, 1896 Ehrenmitglied der Münchner Akade mie. Beschrieben wird er mit folgenden markanten Wesenszügen: „selbstlose, ja zurückhaltende Be scheidenheit und schlichte Wahrheitsliebe." In der Landschaft sah er „die geheiligte Natur". An den Chiemsee kam er zum erstenmal 1872. Dort fand er seine künstlerische Heimstatt, wobei ihn „Seen-Bilder" allgemein beeindruckten. So gibt es von ihm auch Motive vom Achensee (eine seiner frühesten erhaltenen Arbeiten), Bodensee, Wal chensee, Königssee, Tegernsee, Vierwaldstättersee. Was an dieser Monographie so begeistert, ist — wie bei allen Rosenheimer Künstlermonographien — die großzügige Ausstattung und die gewissen hafte wissenschaftliche Aufarbeitung des Themas. Auch dieses Buch ist ein lang vorbereitetes Werk. Es ist nicht für ein rasches Durchblättern konzi piert, es bietet Grundlagenforschung. Den Text schrieb Dr. Alexander Rauch, Dozent für Kunstge schichte an der Universität München. Er analysiert bis ins Detail Leben und Werk des Künstlers, bringt es dem Leser in anschaulicher Darstellung nahe. Irmgard Holz hat ein umfangreiches Werkverzeich nis mit 775 Titeln zusammengestellt, jeder Titel mit einer Abbildung und technischen Daten genau festgehalten — eine vorbildliche Dokumentation. Was die Künstlermonographien im Rosenheimer Verlagshaus weiters so sympathisch macht, ist die Tatsache, daß sich der Verleger frei gemacht hat von einer tendenziösen Kunstgeschichtsfor schung, die den „Stilpluralismus", der bereits im 19. Jahrhundert einsetzte, totschweigen will und au ßerkünstlerische Wertungen vornimmt. Josef Wopfner blieb der Natur verhaftet. Landschaft und Mensch sind ihm „heilig". In seiner Malweise dringt er vor bis zu einer impressionistischen Bildspra che, hat sich aber nie gescheut, seinen eigenen Stil zu verfolgen. Wesentlich für ihn war die Dar stellung des Menschen in der Landschaft, einge bettet in die großen naturhaften Erlebnisse: Stille — Sturm — Gewitter — Ruhe. Der Abbildungsteil läßt diese Bildwelt so eindring lich erleben, daß man jetzt unbedingt Wopfner-Bilder im Original sehen möchte. Die Werkmitte bildet der Umkreis der Insel Frauenchiemsee mit ihrem Kloster der Benediktinerinnen, ihren Fischern und Heubooten, ihrer einzigartigen Naturstimmung. Da ich selbst dieses Stück Erde sehr ins Herz ge schlossen habe, nenne ich als ein Herzstück dieser Bildwelt das Ölgemälde „Blumengarten vor dem Fischerhaus auf der Fraueninsel". Ja, so schaut es dort aus, wo heute noch die Seele rasten kann. Wenn von Wopfners Impressionismus die Rede ist, möge man als Beispiele die beiden Kompositionen „Prozession" und „Beerdigung der Äbtissin von Ei chendorff" betrachten, beide um 1921 entstanden, wenige Jahre vor dem Tod des Künstlers, als er durch eine Farbvergiftung bereits gezwungen war, mit verbundenen Händen zu malen. Seine Themenvielfalt sei mit den Untertiteln des Buchtextes angedeutet: Frühe Chiemseebilder — Entwicklung zum Hauptwerk — Das Historienbild — Landschaftsmaler als Jäger — Erntebilder — Die Seen-Bilder — Heuboote auf dem Chiemsee — Ernste Themen — „Ave Maria" — Landschafts studien. Trumler/Bors/Zoch: Geschichte der Photographie anhand von Exponaten aus dem „schönsten Photo museum der Welt" In Bad Ischl. — Linz: Landesver lag 1988,132 Selten, 40 Färb- und 40 Schwarzweiß abbildungen, Format 20 x 26 cm, Kaufpreis S 240.—. Kurt Römer als Repräsentant der „Gesellschaft der Freunde der Photographie und ihrer Geschichte", die für die Herausgabe dieses Buches verantwort lich zeichnet, hat einen „Epilog" verfaßt — passen der wäre die Bezeichnung „Nachwort" —, in dem er die Gründe für die Planung dieser Publikation mit teilt: Referenz für die Photographie zu ihrem bevor stehenden 150. Geburtstag im heurigen Jahr; Wür digung des Lebenswerkes von Hans Frank, verstorben am 12. August 1987 im 80. Lebensjahr; Würdigung seines Photomuseums im „Marmorschlößl" im Park der Kaiservilla von Bad Ischl. Anerkennenswerte Zielsetzungen, denen vor allem Gerhard Trumler voll gerecht wird. Er ist als Spitzenphotograph längst international bekannt. Die Aufnahmen zu diesem Buch hat er mit beson derer Sorgfalt hergestellt. Sie sind Meisterwerke der Phototechnik und der Photokunst. Die Umge bung von Bad Ischl, das Marmorschlößl und die wichtigsten Exponate des Photomuseums werden dem Betrachter in sehenswerten Bildern nahe ge bracht. Auch sein literarischer Beitrag „Ambiente", in dem er das Salzkammergut als eine „Bilder buchlandschaft" skizziert, ist gekonnt. Korrekt führt er als Grundlage für seinen Essay Beiträge von Josef H. Handlechner und Dr. Wolfgang Pfarl an. Zwei Flugaufnahmen stammen von Dr. Lothar Bockel. Mitgewirkt hat ebenso Foto Hofer in Bad Ischl. Lobenswert die Arbeit des Landesverlages, der in Herstellung und Druckqualität dieser Publikation eine vornehme Gestaltung zukommen ließ. Die Würdigung für Professor Hans Frank ist auf zwei Druckseiten beschränkt. Diese wenigen Zei len genügen jedoch zur schmerzlichen Erkenntnis, wie notwendig er für die inhaltliche Disposition dieses Buches gewesen wäre. Der Artikel von Gerhart Bors „Vom Beitrag Öster reichs zur Entwicklung der Photographie" ist zwar informativ, sicherlich exakt gearbeitet, verliert aber an Wert, da mit keiner Zeile auf die 1981 in der Mol den Edition erschienene Publikation von Hans Frank „Vom Zauber alter Licht-Bilder. Frühe Photo graphie in Österreich 1840—1860" hingewiesen wird. Wir finden auch keinen entsprechenden Hin weis in dem Anhang „Empfohlene Literatur". Eben so verschwiegen wird in dieser Rubrik der 1979 im OLV-Buchverlag erschienene prachtvolle Bildband „Oberösterreich in alten Photographien 1848—1914", für den als Autoren Hans Frank in Zu sammenarbeit mit Rudolf Walter Litschel verant wortlich zeichneten. Noch kritischer ist bei Robert Zoch mit seiner Be schreibung „Das Photomuseum im Marmor schlößl" sein Verzicht auf eine Quellenangabe an zumerken. Wohl wird im Literaturverzeichnis der 1981 von der Kulturabteilung des Landes Ober österreich herausgegebene Katalog „Photomu seum des Landes Oberösterreich" angeführt. Da bei werden die in diesem Katalog enthaltenen Beiträge mit Autorennamen genannt. Aber wo ist der Hinweis, was Monika Oberhammer geschrie ben hat — „Das Cottage im Garten der kaiserlichen Villa in Ischl". Hätte Zoch diesen Artikel aufmerk sam gelesen, so wäre ihm z. B. aufgefallen, daß die Wiederentdeckung des Nibelungenliedes in Ober österreich ohne Richard Wagner vor sich gegan gen ist. Hier hätte vorrangig das Büchlein von An ton Ritter von Spaun „Heinrich von Ofterdingen und das Nibelungenlied" angeführt werden müs sen. Auch kann man bei Beschreibung der Raum ausstattung des Marmorschlößls nicht von „goti scher Schnitzarbeit" sprechen. Neugotik ist hier die richtige Bezeichnung, oder, wie Monika Ober hammer sich ausdrückt, „gotisierende Ornament formen". Die Beschreibung des musealen Inhalts der Aus stellungsräume orientiert sich genau nach Texten von Hans Frank in dem schon erwähnten Katalog, wie es nicht anders sein könnte. Ein Hinweis fehlt. Abgesehen von den kritisierten Schönheitsfehlern ist diese Publikation ein wertvoller Beitrag zur Kul turgeschichte Oberösterreichs, aber auch der österreichischen Photographie. Sollte eine 2. Auf lage möglich sein, werden Verbesserungen bei den literarischen Texten dringend empfohlen. Das Zeitalter Kaiser Franz Josephs I. Österreich 1848—1918. — Wien: Verlag Christian Brandstätter 2989, 320 Seiten mit 781 Abbildungen, davon 400 Farbbilde,r Format 21 x 29 cm. Ganzleinen, Laden preis S 745.—. 88

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