Oberösterreich, 39. Jahrgang, Heft 2, 1989

Oberösterreich aktuell fung, Planung, Projektierung, Behördenver fahren und der Bau selbst werden sicherlich vier bis fünf Jahre In Anspruch nehmen. Aber 1994/1995 scheint mir ein realistischer Zelt rahmen zu sein. Zur Frage, wer die Deponie betreiben wird, habe Ich von Beginn an er klärt, daß In der Geschäftsführung die öffent liche Hand die Mehrheit haben muß. An dieser Meinung hat sich nichts geändert. „Oberösterreich": Das Thema Sondermüll kann sich aber nicht nur auf die Deponie be schränken. Welche Initiativen sind hier noch zu setzen? LR Dr. Pühringer: Das Ist völlig richtig, eine Deponie Ist nur ein Teil unseres Integrierten Scnderabfallkcnzeptes, das der gesamten Scnderabfallentscrgung zugrunde gelegt werden muß. Erster und wichtigster Teil Ist da bei die Müllvermeldung. Ihr müssen wir die höchste Priorität einräumen, well wir sonst nur Symptome behandeln, nicht aber die Krankheit. Also vermelden, wo es nur geht! Nach der Vermeidung steht an zweiter Stelle das Verwerten, dann die chemlsch-physlkallsche Behandlung, die Verbrennung, dann erst die Deponie und schließlich die Erfas sung und Kontrolle. Sie sehen, die Deponie Ist nur ein Teil unserer gesamten Behandlungs- und Entsorgungskette. „Oberösterreich": Es wird Immer wieder gefor dert, der Müllvermeldung größeres Augen merk zu schenken. Was läßt sich hier konkret alles tun? LR Dr. Pühringer: Was Ich zum Thema Müll vermeldung beim Sonderabfall gesagt habe, gilt natürlich auch beim Müll Insgesamt. Auch hier müssen wir trachten, zu vermelden, wo es nur geht. Das beginnt beim Produzenten, betrifft den Handel und reicht bis zum Konsu menten. Das wichtigste scheint mir dabei zu sein, den Verpackungsantell Im Hausmüll zu senken. Der Anteil des Verpackungsmülls hat von 1960 bis 1986 um 320 Prozent zugenom men. Das kann nicht so weltergehen. Ich glaube daher, daß als erster und wichtigster Schritt die generelle gesetzliche Veranke rung eines Pfandsystems auf alle Elnweggeblnde notwendig Ist. Das Pfand sollte sich nach der jeweiligen Umweltbelastung des Verpackungsmaterials richten, d. h. umwelt belastende Produkte müßten mit einem hö heren Pfand belegt werden als weniger bela stende Produkte. Darüber hinaus kann Ich mir gesetzliche Rückgabe- und Rücknahmeverpfllchtungen, Kennzelchnungspfllchten, die Einführung eines Umweltgütezelchens und vieles mehr vorstellen. Ich begrüße alles, was zu einer Verminderung des Müllberges führt. „Oberösterreich": Die Milchflasche Ist ja ein positives Beispiel, das zeigt, wie aufgeschlos sen der Bürger solchen Vermeidungsstrate gien gegenübersteht. LR Dr. Pühringer: Das stimmt. Die Milchfla sche hat sich In kürzester Zelt durchgesetzt und hat heute einen Marktanteil von rund 50 Prozent. Das Ist ein großer Erfolg. Der Markt anteil wird sich auch noch erhöhen, wenn an dere Milchprodukte In Flaschen abgefüllt werden. Entsprechende Zusagen seitens der Molkerelwirtschaft gibt es. Allerdings Ist mir unverständlich, warum Flaschenmilch heute noch Immer teurer Ist als die Milch In TetraPack. Ich halte das für ungerecht und habe die Molkerelwirtschaft gebeten, den Preis für Flaschenmilch zu senken. „Oberösterreich": Gehen wir weg vom Müll zu einem anderen Umweltthema, nämlich zur Luft. Hier scheint es ja so zu sein, daß die Maßnahmen, die In Linz gesetzt wurden, be reits Ihre Früchte zeigen. LR Dr. Pühringer: Wir können aufgrund unse res automatischen Luftmeßnetzes seit etwa 1986 eine Trendumkehr bei der Luftbelastung Im Großraum Linz feststellen. Dieser Trend hat sich auch 1988 bestätigt. Besonders deutlich war die Verminderung bei den Schadstoffen Schwefeldioxid und Staub. An 293 Tagen Im Vorjahr gab es Luftgüte I, und auch die Überschreitungen an den restlichen 73 Tagen waren wesentlich geringer als In den Jahren zuvor. „Oberösterreich": Sind Sie mit den gesetzten Maßnahmen zufrieden und Ist das Thema Luft für Sie damit erledigt? LR Dr. Pühringer: Mit den Maßnahmen und den Auswirkungen bin Ich zufrieden, aber es Ist keine Frage, daß Im Anschluß an das 1990 auslaufende Maßnahmenpaket für die Linzer Luft ein zweites Maßnahmenpaket folgen muß. Dieses zweite Paket muß u. a. den Bau des zweiten Teiles der Salpetersäureanlage der Chemie Linz AG, die Umstellung der r - _IH_L !A k i' ! mmm Links oben: Emotionsgeladene Diskussionsveranstaltungen begleiten die Standortsuche für eine oö. Sonderabfalldeponie Rechts: Mit Sonderabfällen, wie hier die berühmt gewordenen 73 „Astener Ölfässer", hat sich Landesrat Pühringer fast täglich auseinanderzusetzen

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