Oberösterreich, 39. Jahrgang, Heft 2, 1989

Auseinandersetzungen um das Salz tobten, führen jetzt Skischaukeln. Wer in Rußbach die Skier anschnallt, kann in Gösau landen. Oder umgekehrt. „Pistenspaß für jedes Ta lent" bietet das Erholungsdorf. Mit seinen sonnigen Almen und schattigen Wäldern Ist Rußbach auch im Sommer ein beliebtes Wander- und Urlaubsziel. Almenreichtum und Holzwirtschaft bilden seitdem Mittelalter die Lebensbasis der Bevölkerung. Manche Rußbacher fanden auch bei der Grenzkon trollstelle auf dem Paß Beschäftigung, der das geistliche Fürstentum Salzburg vom Erz herzogtum Österreich ob der Enns trennte. 1860 erhielt Rußbach eine Kirche, 1903 wur de der Ort eine eigene Gemeinde. Angesteckt von Gösau, war auch Rußbach ein Schwerpunkt des Protestantismus. Die meisten „ungehorsamen Communicanten", die der Pfarrer von Abtenau 1583 meldete, waren aus Rußbach und dem heutigen Anna berg. Zum großen Protestantenauszug im Lammertal kam es 1732. Bezirk: Hallein, Tennengau, Land Salzburg, Fläche: 34 km^, Einwohner: 762 (1988), See höhe: 817 m. Annaberg Im Lammertal Dieser westlich des Gosaukamms gelegene Fremdenverkehrsort ist ebenfalls Ausgangs punkt für Wanderungen und Touren Im Gosaukamm. Im Winter ist auch Annaberg das, was die einen ein Schneeloch, die anderen ein Skiparadies nennen. Die Pisten und Loi pen führen bis zur Haustüre. Einst glänzte in Annaberg nicht nur der Schnee, sondern auch ein Metall: In dem klei nen Bergdorf wurde, allerdings nur in be scheidenem Ausmaß, bis vor rund hundert Jahren Eisen gefördert. Oberhalb der alten Keltenstraße erinnern verfallene Stollen an diese Zelt. Den Namen hat der Ort von dem 1750/52 zu Ehren der heiligen Anna erbauten Kirchlein, das dem Salzburger Stift St. Peter untersteht. Von diesem Stift aus erfolgte im 12. Jahrhun dert die Besiedlung. Bezirk: Halleln, Tennengau, Land Salzburg, Fläche: 61 km^, Einwohner: 2121 (1988), See höhe: 777 m. Filzmoos am Dachstein Für den an der Südseite des Gosaukamms gelegenen Dachsteinort Filzmoos gilt, was man über Gösau, Rußbach und Annaberg weiß; an Schnee herrscht kein Mangel. 29 Wochen im Jahr bleibt er liegen, hat der Fremdenverkehrsverband ausgerechnet. Die schönsten Skiwiesen und Abfahrten hat die Natur gebaut. Der berühmteste Filzmooser ist ein Kind, das mehr als 500 Jahre alt ist: das Filzmooser KIndl, eine Holzstatuette des Jesuskindes, entstanden im 15. Jahrhundert. Dieses Kindl, Kleinod der spätgotischen Pfarrkirche, ver schaffte Filzmoos die Ehre eines Wallfahrts ortes. Das Gotteshaus war früher eine Filial kirche von Altenmarkt. 1675 erhielt Fllzmoos ein Vikariat, 1858 wurde es eine eigene Pfar re. Starken Widerhall fand auch hier der Pro testantismus, viele Evangelische wurden 1731/32 vertrieben. Der berühmteste irdische Filzmooser ist ein Bauer: Peter Gappmayer. Er war der erste Mensch, der den Gipfel des Hohen Dach steins erreichte. Gappmayer war damals (1832) 43 Jahre alt. Auch nach ihm gab es in Filzmoos viele be deutende Bergstelger. Doch daß Filzmoos nicht nur ein Ort der Bergsteiger und Berg bauern, sondern auch der Bergmänner war, ist fast vergessen. Die Stollen, in denen vor einem halben Jahrtausend nach Kupfer, Sil ber und Eisen gegraben wurde, sind längst verfallen. Bezirk: St. Johann Im Pongau, Land Salzburg, Fläche: 76 km^, Einwohner: 1157 (1988), See höhe: 1057 m. Gemeinsam ist den Talorten des Gosau kamms, daß sie geprägt sind von der alpinen Landschaft und ihren Lebensbedingungen. Für die Bewohner dieser Orte sind die Berge und Wälder mehr als eine attraktive und lu krative Kulisse. Das spüren auch die Besu cher. Die modernen Einrichtungen des Frem denverkehrs werden geschätzt, aber der Reiz dieser Gebirgsdörfer liegt in ihrem bäuerli chen Charakter. Der Tourismus hat den Wohl stand gebracht, aber er hat die Menschen nicht verändert. Das zähe Festhalten an ihrem Lebensstil, an Eigenart, Eigenwilligkeit und Eigensinn, garantiert auch die Bewah rung einer unvergleichlich schönen Land schaft. Im Gedenken an den Bergpionier Dipl.-Ing. Erwin Hein, verstorben am 8. 1. 1989. Foto und Text von Hans Pilz Dipl.-Ing. Erwin Hein in Linz, Pfitznerstraße 33, voiiendete am 4. April 1985 sein 80. Lebensjahr. Hein war einer der erfoigreichsten Aipinisten zwischen den beiden Weltkriegen. Zwischen 1922 und 1928 geiangen ihm mehrere Erstdurchsteigungen in den Ostalpen. Einige Kietterführen tragen seinen Namen, z. B. der Heinweg durch die Südwand der Großen Bischofsmütze oder der Heinriß an der Roßkuppenkante in den Gesäusebergen. Seine bekannteste Erstbesteigung ist wohl die kühne Mandikogei-Nordkante im Gosaukamm. 1928 war er an einer Andenexpedition beteiiigt, wobei mehrere Fünf- und Sechstausender erstmais erstiegen wurden. Der Pionier biieb nach der Expedition noch über eif Jahre in Südamerika und wurde 1932 abermals zu einer Andenexpedition eingeiaden. Bei beiden Unternehmen wurden Aufnahmen für Karten 1:50.000 bzw. 1:100.000 gemacht und außerdem 14 Fünftausender erstmals bezwungen. Von den neun Sechstausendern waren ebenfalls acht Erstbesteigungen. Sein höchster Berg war der Huascaran, 6768 m, und sein gefährlichster Gipfel der Huandoy, 6395 m. Von der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt, übernahm er 1948 in Oberösterreich die Funktion des Bergführerwartes des Österreichischen Alpenvereins. Er brachte nach den Wirren des Krieges das Bergführerwesen in geordnete Bahnen. Für seine beruflichen Leistungen als Bauingenieur wurde er mit dem Silbernen Verdienstzeichen der Republik Österreich ausgezeichnet. Seit 1981 ist er Träger des Ehrenzeichens für 60jährige Mitgliedschaft beim Österreichischen Aipenverein, Sektion Linz, und deren Ehrenmitglied.

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