Und last, not least, die Operette, diese unver wüstliche, totgesagte und demnach erstaun lich frische Verführerin in ein Reich der Melo die und der Heiterkeit, des Unsinns und der manchmal tiefen Melancholik. Mag das Musi cal, dieses ihr großmäuliges „Kind", überall Triumphe feiern — hier in Ischl regiert sie noch und die Enkel und Urenkel all derer, die schon zur „Silbernen Ära" der Operette lach ten und manchmal verschämt weinten, tun es noch immer gern. Die Hälfte aller Besucher der Ischler Operettenwochen sind jung (unter 40 Jahre) und genießen wie einst ihre Altvor deren diesen speziellen Zauber, zwar nicht mehr im Kurtheater, da hat der Film engültig gesiegt, sondern im Kurhaus von Bad Ischl. 24 Aufführungen pro Sommer (2 Operetten), wovon eine immer eine Lehär-Operette ist. Seit der Gründung im Jahre 1961 ist Inten dant Prof. Eduard Macku der unermüdliche Motor, ein Phänomen — Ist er doch der Doy en unter allen Intendanten und Kurkapellmei stern — am 30. Juni 1989 stolze 88 (!). Ja, ja, die Operette hält jung — alle, die sie ehrlich lieben! Es gab schwierige Anfänge, einen Kurhausbrand 1965, aber seit 1975 ist die Operette immer ausverkauft und ein echter Erfolg. Die Stückwahl neigt eher zur klassi schen Operette, man hat ja raumgegebene Grenzen, da man in einem Mehrzwecksaal und keinem Theater spielt. Aber es wird ehr lich inszeniert und gespielt — und so springt der berühmte Funke aufs Publikum über, das ja eigentlich durch große Bühnen mit Mam mutausstattung und durchs Fernsehen so verwöhnt ist. So gibt es von Jahr zu Jahr mehr treue Stammgäste aus dem In- und Ausland, die vielzitierte „Umwegrentabilität" stimmt hier wirklich. Im Sommer hat die Ope rettengemeinde Bad Ischl den Umfang eines mittleren Landestheaters. Das Jahr über gibt es für Verkauf, Werbung etc. zwei hauptamtli che Kräfte. Mit der Stadtgemeinde ist sie eng verbunden, der Präsident ist der jeweilige Bürgermeister, seit 16 Jahren nunmehr Karl Salier. Rund zwei Drittel des Gesamtbudgets spielt die Operettengemeinde selbst ein, der verbleibende Teil wird zu je einem Drittel von Bund, Land Oberösterreich und Stadtge meinde Bad Ischl subventioniert. Heuer ste hen vom 9. Juli bis 2. September „Der Zarewitsch" von Franz Lehär und nach so langen Jahren, erstmals bei den Operettenwochen wieder „Maske in Blau" von Fred Raymond am Spielplan. Über Operette oder Theater überhaupt sollte man nicht zuviel reden oder schreiben: Kom men Sie selbst, sei es zu einem Volksstück oder zu einer Operette nach Bad Ischl, und „schauen Sie sich das an"! Verwendetes Schrifttum: Dissertation von Helga Freese — Eberstaller, Sept. 1948, Institut für Theaterwissenschaft, Universität Wien Hans SImkovsky, Ischler Geschichten, Verlag Dr. Hans SImkovsky, Wien 1946 Silvia Müller, Ischl — Stadt der österreichischen Operette in: Oberösterreich, Kulturzeltschrift, 31. Jahrgang, Heft 2, 1981 Dazu Interviews mit Herrn Hannes Brandl, Bad Ischl, über das Theater in der Kriegs- und ersten Nachkriegszelt und über Volkstheater mit Herrn Konsulent Stadtrat Franz Klausecker, Bad Ischl, durchgeführt von der Verfasserin des Artikels. Die Chronik einer großen Epoche Das Zeitalter Kaiser Franz Josephs L ÖSTERREICH iQ/|Q Herausgegeben von "|OllÖ lO^O ftterCsendes li/iO Aferlag Christian Brandstätter DAS TAGEBUCH EINEREPOCHE 320 Seiten mit 781 Abbildungen, Großformat öS 745,- Ab sofort in Ihrer Buchhandlung Christian Brandstä-iter eVrlag^Edition 5. Juni — 17. August 1989 Wiener Silber 1780 — 1866 Tabakdosen, Leuchter, Tafelgeschirr Zuckerdosen aus Wiener Privatbesitz 15. Juni — 20. August 1989 Frankreich — Kunst und Volkskultur mit dem Zyklus von Rötelzeichnungen von Wilhelm Thöny über die Französische Revolution Zu den Austellungen liegt ein Katalog vor STADTMUSEUM LINZ-NORDICO Bethlehemstraße 7
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