Rechts: Berühmte weibliche Theatergrößen in Bad Ischl: links Burgschauspielerin Katharina Schratt, rechts Maria Jeritza, die große Opernsängerin, sie hatte ihren „Start" auf der ischler Bühne sten Alfred Grünwald, verbunden Ist. Grün wald schuf, vor allem mit dem „Stammischler" Emmerich Kälmän hier unvergängli che Werke, wie die „Gräfin Marlza", die noch Immer alle Theaterkassen klingeln läßt. So sei es erlaubt, auf die einzelnen Phasen der Ischler Theatergeschichte näher einzu gehen. Für das Kurtheater gibt es nur ein we sentliches Werk, aus dem die Verfasserin dieses Artikels zitiert und ihre Weisheit schöpft, es ist die für die Theatergeschichte Ischls unendlich wichtige und bestens fun dierte Dissertation von Frau Dr. Freese-Eberstaller vom September 1948 am Institut für Theaterwissenschaft in Wien, eine wissen schaftliche Arbeit, für die Ischl dankbar sein muß. Die Theatergeschichte ist eng mit der Bäder geschichte, mit der Ischl seinen Aufschwung nahm, verbunden. Dr. Wirer, der Förderer von Ischl, war sehr „modern", eine gelungene Kur soll den Körper nicht nur anregen bzw. hei len, der Geist soll dabei nicht unbeschäftigt bleiben und Anregung, nicht zu schwer, nicht zu seicht, kurzum eine gute Unterhaltung soll zum Kur- und Heilerfolg beitragen. Diese Wirer'sche Unterhaltungs- und Ganzheitsthera pie führte 1827 zur Bildung einer Aktienge sellschaft, die an Stelle der Enzerschen Hafnerhäuser am Kreuzplatz ein Theaterge bäude errichtete. Am 1. November 1848 wur de dieses Theater dann von der Gemeinde unter Bürgermeister Seeauer in eigener Re gie übernommen. Das Theater am Kreuz platz (unter der Direktion von Katharina Hein 1827—1830), erbaut von Salinenarchitekt ••«ÄPEdangler, wurde am 28. April 1827 mit einer Dilettantenaufführung von Kotzebue: „Der blinde Gärtner" gefeiert. Die weitere Entwick lungsgeschichte verlief so glanzvoll, daß Pro fessor Stradal im „Neuen Kurier" vom 9. Juli 1955 feststellte, daß Ischl als „kleine Burg" galt. Beste Kunst von besten Künstlern inmit ten einer alten. Im Sommer besonders schö nen Kulturstadt Österreichs. Finanzielle Pro bleme gab es auch damals, aber geringere als heute — pflegte doch der Kaiser für sein Vergnügen und das seiner Gäste einen Griff in seine Privatschatulle zu tun. Der Spielplan war ab dem Beginn abwechs lungsreich. Possen (Dr. Kramperl), ein Rühr stück (Die Schwestern von Prag) und eine lo kale komische Oper (Allna oder Ischl in einem anderen Weltteil) zu Ehren Wirers wur den aufgeführt. Der Besuch war bis zum Re volutionsjahr 1848 ausgezeichnet, in diesem so entscheidenden Jahr dann eher beschei den. Ab 1849 kam der junge Kaiser Franz Josef nach Ischl und alles nahm wieder sei nen Aufschwung, wenn auch sein „Ein standsstück", dargeboten von unerschrocke nen Ischler Lalenspielern, mit Conradin Kreutzers „Nachtlager von Granada" mehr zu seiner Erheiterung, als zu einem echten Kunstgenuß beitrug. Dann kam mit Rossini und Lortzing zwischen 1852 und 1856 eine eher klassische Richtung zum Zuge, es wa ren aber auch „lokale Stücke", wie z. B. „Der Berggeist vom Dachstein" (ein Ballett), auf dem Programm. Die Plätze waren laut Krupitz (aus Alt-Ischl, 1909) billig, Abonnement für Einheimische um 20 Kreuzer. Ab 1850 gab es häufig Raimund- und Bauernfeldstücke. Ab 1860 eroberte mit Stücken von Jaques Of fenbach die Operette das Ischler Theater — und hat ihren Platz bis heute hier behauptet. „Die Schöne Helena" rivalisierte mit Anzengrubers „Pfarrer von Kirchfeld". Das Ischler Theater war zur Zeit des Kaisers auch das Theater für Staatsbesuche, so z. B. bei Carol von Rumänien —1880 mit das „Gol dene Kreuz" von Brüll, 1882 bei Wilhelm I. und 1897 bei König Chulalongkorn von Slam („The King and I", bekannt durch das Musi cal). Dazu Prof. Prawy in seinem JohannStrauß-Buch im Molden-Verlag 1975: Der Monarch kam nicht persönlich zur „Fleder maus" nach Ischl, sondern nur ein paar Prin zen seines Hofes, deshalb dirigierte Strauß nur die Ouvertüre, erhielt aber dafür den Ele fantenorden 1. Klasse. Junge Talente wurden gefördert, so z. B. Ma ria Jeritza 1910 („Verwunschenes Schloß"). Als Interpreten traten vor allem Katharina Schratt, Adelina Patti, Pauline de Lucca, Jo sefine Gallmeyer, Helene Odilen hervor, dazu Charlotte Wolter, Lili Marberg, Adele San drock, Hansl Niese, Betty Fischer, Louise Kartousch, Richard Tauber, Leo SIezak, Alfred PIccaver, Alexander Girardi und Jo hann Nestroy, um nur einige der bedeutend sten zu nennen. Unvergessene Regisseure waren: Max Rein hardt und Josef Jarno. Zum leidenschaftli chen Wahlischler Girardi sei anzumerken, daß er hier in Ischl in jeder Weise debütierte, zuallererst als Schlossergeselle bei Mannberger, anno 1862.
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