Oberösterreich, 39. Jahrgang, Heft 2, 1989

ler und in einmütiger Bereitschaft des gesam ten Gemeinderates wurde der Beschluß zur Erwerbung des zum Kauf angebotenen historischen „Hotel Austria" gefaßt und mit der großzügigen Beihilfe des Landes Oberöster reich am 16. März 1982 verwirklicht. Mit der Erstellung eines wissenschaftlichen und mu seologischen Gesamtkonzeptes wurde der Museumsdirektor i. R. Univ.-Prof. Dr. Franz C. Lipp, mit der Bauleitung und künstlerischen Gestaltung der bewährte Museums- und Aus stellungsarchitekt der Landes-Baudirektion W. Hofrat Dipl.-Ing. Karlheinz Hattinger betraut. Schon in der Anlaufzeit vor dem notwendigen Umbau und der Sanierung des Hotels wurde, bereits im Hinblick auf das zu schaffende Mu seum, eine Reihe von Ausstellungen in der dafür vorgesehenen Halle des neuen Mu seums gezeigt. Alle diese Ausstellungen wa ren wichtige „Probeläufe" für das mit Ernst betriebene Projekt, das nach Fertigstellung der baulichen und technischen Vorausset zungen im Spätherbst 1988 den wissen schaftlichen Sachbearbeitern zur endgülti gen Einrichtung übergeben werden konnte. Als solche machte ein ebenso glücklicher wie typisch österreichischer „Zufall" vier bereits im Ruhestand befindliche Hofräte namhaft, von denen sich der Montanist Dr. W. Aubell für Bergwerk und Saline, die Historikerin Dr. Katharina Hammer für die Geschichte des Kurortes in seiner Verbindung mit dem Kai serhaus, für die Kulturgeographie des Salz kammergutes und die Volkskunde Dr. Franz C. Lipp und als Berater für die kunsthistori schen Belange Dr. Otto Wutzel, zur Verfü gung stellten. Im Hinblick auf seinen großen Aufgabenbereich als Bauleiter und künstleri scher Gestalter ist W. Hofrat Dipl.-Ing. Karl heinz Hattinger hervorzuheben, der sich mit der Materie des Ischler Museums schon bei den erwähnten Ausstellungen vertraut ge macht hatte. Unterstützt wurde das Arbeits team durch den langjährigen Betreuer des „alten" Ischler Museums, Dir. Erich Lechner, der auch bei der Neuaufstellung der „Sarsteiner-Sammlung" mitverantwortlich zeichnete. Die Bezeichnung „im ehemaligen Hotel Austria" wurde gerne in den offiziellen Titel des neuen Stadtmuseums übernommen, denn es macht in der Tat auch wichtige Bezü ge zur gesamt-österreichischen Kulturge schichte deutlich. Manchen Besucher mag vielleicht allein die Tatsache, daß hier die Ver lobung des jungen Kaisers Franz Joseph mit der bayerischen Prinzessin Elisabeth stattge funden hat, in dieses Haus locken. Aber seine „kaiserliche" Geschichte ist noch älter. Zweimal nahm Kaiser Leopold I. hier Quar tier, denn es war eines der angesehensten Häuser im Markt an der Traun. Seine Lage am Ufer des Flusses ermöglichte das Anle gen der aus Hallstatt kommenden Salzschif fe. Die Seeauer und ihre Vorgänger am Haus hatten, wie die anderen „Salzfertiger" auch, das verbriefte Recht und die Pflicht, das Salz nicht nur in ihren Gewölben zu lagern, son dern es auch zu verpacken und weiterzuver kaufen. Aber nicht nur das Salz war kostba res Handelsgut, sondern auch das von der Steiermark über Ischl auf dem Landweg nach Salzburg und Bayern verfrachtete Eisen. Lan ge bevor das Salzkammergut als Landschaft entdeckt wurde, spielte es als Tausch- und Handelsplatz eine bedeutende Rolle, die schon seit der Hallstattzeit offenkundig wur de. Wenn dann noch im 19. Jahrhundert mit der Erschließung der Alpen und ihrer künstle rischen Entdeckung die europäische Gesell schaft von England bis in das zaristische Rußland mit besonderer Vorliebe auch das Salzkammergut zu seinem bevorzugten Rei seziel erwählte, so hat es das, was unschwer nachgewiesen werden kann, primär dem seit 1823 aufblühenden Modebad Ischl zu ver danken. Wie es dazu kam und wie sich die neue Welle des Fremdenverkehrs zumal auf Bad Ischl auswirkte, wird im neuen Museum schlüssig dargestellt, von den naturhaften Grundlagen im Erdgeschoß bis zu den Verästelungen in der Kunst, die, soweit dies möglich ist, im obersten Stockwerk auch in Bild und Ton wie dergegeben werden. Schon die Eingangshalle — ehedem nur Auf fangstelle des von den Schiffen herbeitrans portierten Salzes, später Foyer für den Emp fang hoher Herrschaften, führt den Besucher sanft aber nachdrücklich in die Atmosphäre des gesamten Museums ein. Ein prächtiges Relief des Salzkammergutes, daneben die fast im selben Maßstab gehaltene LuftbildKarte (aus 705.000 Meter Entfernung) des gleichen Ausschnittes der Erde vermitteln auch ohne Kommentar den für alpine Verhält nisse beispiellosen Formenreichtum einer Ideallandschaft, deren „König", der Dach stein, in einem imposanten Ölbild die Szene beherrscht. Natürlicher Mittelpunkt der Land schaft ist ohne Zweifel Bad Ischl. Dies ist auch auf der Karte „Die Region Salzkammer gut" ersichtlich. Kern der gesamten Kultur landschaft ist das „Ischlland", dessen Pfleg gericht die Herrschaft Wildenstein war. Rechts und links, nördlich und südlich sind dem Salzkammergut je nach dem marktbe stimmenden Urprodukt weitere Räume zuge wachsen, deren jüngstes der Fremdenver kehr geworden ist. Diese „Urprodukte" sind sinnbildhaft auch in jenen fünf „Urständen" vertreten, die plastisch und bildhaft Stirnfront und Abschluß der Eingangshalle beleben und den Besucher einstimmen. Als erste be grüßt die jüngste der Standesvertreterinnen den Gast: es ist die zu Lebzeiten im Solbad geschätzteste Muse der Gastlichkeit, be kannt als „Schmalnauer Franzi", die seiner zeit keine Geringeren als Ferdinand Georg Waldmüller und Franz Eybl zu einem Konter fei hingerissen hat. Sie pflegte in der „Schmalnau", einem Bauernhof an der Stelle des heutigen Marmorschlösseis, den hungri gen Badegästen das Frühstück zu servieren. Die im Salzkammergut blühende Land- und Milchwirtschaft vertritt eine Sennerin, hier schlicht „Almdirn" genannt, in der charakteri stischen Tracht, aus der sich das „Ischler Dirndl" entwickelte. Die elementareren „Urstände" sind durch einen Bergmann, einen Fischer und Schiffmann und einen Forst mann und Jäger vertreten. Jeweils bildet den Hintergrund dieser von Hans Greil (1845—1903) für den Franz-Carl-Brunnen be stimmten Figurenmodelle das farbige Wurf bild eines Wasserfalles, eines glitzernden Salzkristalles bzw. eines Hochwaldes. „Holz und Salz hab ich genug, verführ's am Was ser . .." hat schon 1667 der Kartograph M. Vischer Wirtschaft und Wesen des Salz kammergutes umschrieben. Wasser ist auch der Leitgedanke des Rau mes 2 der fortlaufenden Abfolge. Überra schend erleichtert es hier eine „AudiovisionAnlage" dem Besucher, die Fülle der vom konkreten Thema: „Landschaften und histori sche Stationen vom Ursprung bis zur Mün dung der Traun" gestellten Aufgabe zu be wältigen. Ausgewählte Volksmusik des Salzkammer gutes untermalt einen Filmstreifen, der in einem Flug vom Dachstein bis hin zum Toten Gebirge und zum Schafberg ein eindrucks volles Bild der von Fluß und Seen (es sind 76!) geprägten Landschaft aufrollt. Nicht nur Eis und Schnee des Dachsteins, auch die großen und kleinsten Seen glitzern auf, die Schiffahrt der Traun wird in ihren Hindernis sen zwischen Wildem Lauffen und Traunfall sichtbar, aber auch das Decrescendo des Einmündens in die Donau wird erlebt. Haupt anziehungspunkt dieses wohldurchdachten und aufbereiteten Schauraumes ist das die ganze Raumbreite einnehmende Modell eines Schiffzuges auf der Traun, der just vor dem historischen Vorgänger des heutigen Museums, dem Seeauerhaus an der nach maligen Esplanande anlegt. Der folgende Raum, ebenfalls noch in der blaugrünen Leit farbe gehalten wie die vorigen, in dem zur Weihnachtszeit die berühmte „Kahls-Krippe" gezeigt wird, leitet von der Schiffahrt über zu dem wesentlichen Thema von „Salz und Sole". Es wurde von dem ehemaligen Sali nendirektor Winfried Aubell gestaltet, der auch als Zeichner, Maler und Interpret alpen47

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