Hier lebt noch ein Stück der aiten Kaiserzeit ' Zur Eröffnung des neuen Museums der Stadt Bad Ischl Im ehemaligen „Hotel Austria" Franz C. Lipp Für das neue Museum hat sich Bad Ischl wohl eines der schönsten und auch geschichtsträchtlgsten Häuser der Stadt ausge sucht. Es Ist das ehemalige „Hotel Austria", an der Sophiens-Esplanade gelegen, die, der Traun entlang, von der Hauptbrücke nach Kaltenbach zieht. Betritt man das stattliche, dreigiebelige Gebäude, das durch seine Ro kokofassade angenehm auffällt, sieht man gleich beim Eingang ein Bildnis des Kurarz tes Dr. Josef Brenner. Die Inschrift besagt, daß er es war, der 1874 den Grundstock für ein Museum des damaligen Marktes legte, der sich noch ganz einfach nur „Ischl" nann te, aber schon damals als moderner „OurOrt" und ständige Sommerresidenz der kai serlichen Familie eine besondere Rolle im Reigen der Sommerfrischen und Heilbäder der Doppelmonarchie spielte. Dr. Josef Bren ner, als berühmter Nachfolger des Dr. Franz Wirer geadelt, hatte erkannt, daß die hier Hei lung Suchenden auch an psychischen Man gelerscheinungen litten (Adalbert Stifter hatte dieses Thema in seiner köstlichen, in Ischl handelnden Erzählung „Der Waldsteig" aufgegriffen und zu einem beglückenden Ende geführt) und sorgte daher auch für Un terhaltung und Abwechslung. So förderte er den seit 1838 florierenden Musikverein, grün dete er einen Männergesangsverein und eben auch einen Verein zur Errichtung eines Museums. In der lokalen Presse rief er die Bevölkerung auf, für das neue Heimatmu seum zu spenden. Es sollten „alte Sachen", womöglich aus der „Ritterzeit" des Mittelal ters, gespendet werden, dies entsprach dem herrschenden Zeitgeschmack. Einige Über reste, aus der Ruine Wildenstein geborgen. Erdgeschoß, Detailansicht des Raumes 2 „Schiffahrt an der Traun" mit Modellen und den Wappen der Schiffsorte an der Traun und ihren Nebenflüssen wurden so vor der Gedankenlosigkeit geret tet. Auch vieles andere aus der Gründerzeit des Kurortes entrann durch den Aufruf dem Zugriff des „Mistbauern", der damals die Müll abfuhr zu besorgen hatte. Wöchentliche Be richte über die eingelaufenen Spenden reg ten das Interesse und den Ehrgeiz der Bevölkerung an. Gewiß lag Brenner Lenaus traurige Regen-Ballade („Himmel, was schüt test du unablässig . . .") in den Ohren, als er den Gedanken zu einer Museumsgründung faßte. Noch 1874 konnte es im Gymnastiksaal der ehemaligen Schwimmschule an der Ischl eröffnet werden. Nach einer wechselvollen Geschichte gelang 1948 die Übersiedlung in eine zukunftversprechendere Bleibe im Hin terhof der Lehär-Villa, dem sogenannten „Lehär-Stöckl". Ein Häuflein unentwegter Hei matfreunde schloß sich 1950 zu einem Heimatverein zusammen, dem auch die Be treuung des Museums oblag. Gründungsprä sident war der Komponist Josef Raumsauer. Schon vorher hatte das OÖ. Landesmuseum die Anregung gegeben, anläßlich der 125jährigen Wiederkehr der 1823 erfolgten t 45
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