Lutz Stadlbauer, Leuchten am See, Aquarell, 22,5 x 31 cm, bez. links unten: L. Stadlbauer 26. 11. 88 .-■'ix- ^1'«. fC ♦ t Mft 'W Es ist nicht verwunderlich, daß bei einem so ausgeprägten Einfühlungsvermögen auch die nebeligen Novembertage und verhange ne Wintersituationen ihre besonderen Reize unter Lutz Stadlbauers Pinsel preisgeben. Ob es der „Grünberg" ist, der aus dem blei grauen Wasser des winterlichen Sees zu stei gen scheint, oder der beherrschende, seine starre Krone aufreckende „Loser" — bei je dem dieser Blätter empfindet man die gewal tige Direktheit der Landschaft, die nicht skla visch „abgebildet" wird, sondern im Bild ihre weite Palette an Farbe und Formstruktur aus zuleben scheint. Wenn ein altes Haus am Seeufer steht, ein paar laublose Bäume als einzige Gefährten um sich — und alles atmet sich in einen grauen, schwermütigen, trau ernden Himmel hinein, dann ist das die un übertreffliche Übersetzung des Begriffes „November", eindeutiger als jedes gespro chene Wort. Diese malerischen Transkriptionen erschei nen immer wieder. Man erkennt sie auch in dem Aquarell „Spätwinter am Mondsee", in dem man bereits die Nässe fühlt, die den Schnee zerfrißt, während das Gesicht eines schönen alten Hauses von der schläfrigen Müdigkeit des fahlen Lichts an diesem spät winterlichen Tag überschattet ist. Lutz Stadlbauers Aquarelle sind Gespräche mit der Natur, Gespräche auch mit Gegen ständen seines Interesses: mit schönen alten Häusern also, mit Blumen, mit dem Licht — und es sind lebendige, bewegte Gespräche. Wenn manchmal die irrtümliche Annahme vertreten wird, die Photographie hätte das künstlerische Landschaftsbild überholt und überflüssig gemacht, dann kann gerade mit den Aquarellen Stadlbauers der absolute Ge genbeweis angetreten werden, und zwar so wohl mit den Landschafts- und Stimmungs bildern, als auch mit den zahlreichen ins Topographische und ins Erinnernde hinzie lenden Ansichten alter Gebäude. Bei einem „Traunviertler Hof" ist allein schon das Dach eine bewegte Landschaft der Farben, die Umgebung rundum verliert sich in der kon kreten Auflösung unendlich vieler Grüntö nungen und überspringt damit die starre Unbeweglichkeit eines einfachen Gebäudes. Manchmal erhalten solche Bilder durch den Fluß der Ereignisse eine zusätzliche histori sche Bedeutung, wenn etwa ein „Altes Haus", das einen unnachahmlichen Reiz ausströmt, abgerissen wird und nur mehr in der Erinne rung und in diesem Aquarell existiert, oder wenn die Dachlandschaft eines historischen Gebäudes unwillkürlich innerhalb eines be sonderen Themas, zum Beispiel „Traunbrücke", in ihrer unaufdringlichen Einfachheit dokumentiert wird, während eine spätere Re novierung wie ein grobes Mißverständnis wirkt. Dann wird auch ein altes Haus, das be herrschend innerhalb einer einfachen, kaum akzentuierten Umgebung seine Stille, aber auch seine Einmaligkeit ausstrahlt, nicht nur 41
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