setzt, gewissermaßen Paradigmata für Säule, Konsole, Gebälk, Segmentbogen und Rah men, wobei der Aufsatz —verkleinert und an ders proportioniert — das Hauptgeschoß genauest wiederholt. Gemildert wird die für Guggenbichler ungewohnte Betonung des Architektonischen durch die Fassung: Nuß braun statt Schwarz oder Schwarzbraun. Neu, wenn auch nicht im Gesamtschaffen des Meisters, sind auch die skulpturalen „Al tarbilder" im Haupt- und im Obergeschoß. Dabei sind diese plastischen „Bilder" streng gerahmt und — der Grundstruktur des Alta res entsprechend — scharfllnig von der Ar chitektur abgesetzt. Man fühlt sich verleitet, den Proportionen dieses Altares nachzuge hen.^® Allein die Schreinwächter-Figuren auf Konsolen und unter hornartigen Verdachun gen, sowie zwei Engel und die Seitenfiguren im Auszug brechen die lineare Strenge und verleihen dem Altar wohltuend einen beweg teren Umriß. Auch die Figurengruppe vor blauem Hinter grund im Schrein (Abb. 11), die Himmelsköni gin und ihr zu Füßen die Heiligen Katharina und Barbara, gehorcht Proportionsschemata bestimmter Rechtecke und Dreiecke. Dem hl. Bartholomäus Im Oberbild verlieh der Künst ler an Christus als Weltenrichter erinnernde Züge. Wenn Decker das Haupt des Apostels an Zeus gemahnt, so spricht daraus pars pro toto das „Klassisch-Gemessene" und „Ho heitsvolle", das Skulpturen und Architektur dieses letzten großen Altarwerkes Guggenbichlers gleichermaßen prägt und aus zeichnet.^^ Am Schluß dieser Betrachtungen, die uns eine Auswahl der Altäre Guggenbichlers als ganzheitliche Gebilde mit unterschiedlichem Zusammenspiel von Architektur und Skulptur (aber auch Malerei) näherbringen sollte. stehe das ritterliche Standbild des hl. Florian vom Lochener Altar (Umschlagmotiv). Diese der Altarmitte zugewandte sehnige Gestalt mit männlich ernstem Gesicht soll uns nicht vergessen lassen, daß bei allem Respekt vor dem „baumeisterllchen" Können Guggen bichlers seine eigentliche Bedeutung und sein Rang in der fast immer auf eine höhere idealisierende Ebene gehobenen Charakteri sierungskunst von menschlichen Gestalten und anderen organischen Wesen beruht. Er ist ein Bildhauer von hohen Graden. Anmerkungen 1 Heinrich Decker, Meinrad Guggenbichler, Wien 1949; Oers., Barockplastik in den Alpenländern, Wien 1943, 41 ff.; Erich V. Strohmer, Verzeichnis der urkundlich gesicherten Werke Joh. Meinrad Guggenbichlers, in; Beiträge zur Kunstgeschichte Tirols, Festschrift zum 70. Geburtstag Jos. Weingartners, Innsbruck 1955 (Schiernschriften 139, 157—165) 2 Wilfried Lipp, Meinrad Guggenbichler, in: Das Mondsee-Land, Ausstellungskatalog, Linz 1981, 109—128 3 Die Farbaufnahmen stammen von Oskar Anra ther, Salzburg. Trotz ungünstiger Bedingungen an Ort und Stelle erzielte er hervorragende Ergebnis se. Ich danke Ihm für seine große Mühe und den Hütern der Kunstwerke für ihr großes Entgegen kommen. — Zum Altar allgemein vgl. Joseph Braun SJ, Der Christi. Altar, München 1924, Bd. 11/ 5. Abschn., 277—544 4 Walter Brugger, Der Hochaltar von Michaelbeu ern — ein Gianzstück des österreichischen Ba rocks, in: Benediktinerabtei Michaelbeuern, Fest schrift, Michaelbeuern 1985, 173—184 5 Hartwik Schwaighofer, Straßwalchen—Irrsdorf, Salzburg 1963 (Christi. Kunststätten Österreichs, Nr. 44), 2 ff.; in der ÖKT X/1 (Wien 1913) fehlt der Hochaltar noch. — Zu Steinle (Steindl, SteinI) vgl. Lore Pühringer-Zwanowetz, Matthias SteinI, Wien—München 1966. Die Autorin hält es nicht für ausgeschlossen, daß Steinle der Vater des be rühmten Baumeisters und Bildhauers Matthias SteinI ist 6 Walter Kunze, Mondsee OÖ, Salzburg 1988^' (Christi. Kunststätten Österreichs, Nr. 85), mit Abb. des Heilig-Geist-Altares; Ders., Mondsee 5000 Jahre Geschichte und Kultur, Linz 1986, 78—84. — Auch die Farbaufnahme vermag die Tiefenstaffe lung nicht wiederzugeben, da die beiden hinteren Säulen durch die vorderen verdeckt werden. Das Altarblatt stammt von Christoph Philipp List 7 Schweighofer, Straßwalchen—Irrsdorf, 14 ff.; Festschrift „Unserer Lieben Frau von Irrsdorf", Straßwalchen/Irrsdorf 1988, mit vorzüglichen Farb aufnahmen; ÖKT X/1 (Wien 1913), 55 ff. 8 Vgl. Anm. 4 9 P. Werigand Mayr, Abtei Michaelbeuern, Mün chen—Zürich 1971^ (Kunstführer, Nr. 660) 10 Wolfgang Pfarl, Die Wallfahrtskirche von St. Wolfgang am See, Linz o. J. 11 Der rechte Winkel wird im Spätbarock und Ro koko von einem konkaven oder konvexen Bogen oder einer schwingenden Kurve abgelöst 12 Otto Wimmer — Hartmann Melzer, Lexikon der Namen und Heiligen, Insbruck—Wien—Mün chen 1982^ 387 13 Decker, 49 ff. 14 Dehio Salzburg, Wien 1986, 90 f. Decker be schreibt den Altar noch vor dessen Restaurierung 15 R. A. Locicnik, Lochen/Gebertsham/Astätt, Salzburg 1985 (Christi. Kunststätten Österreichs, Nr. 145), 4 f. 16 Der Altarschein dürfte dem Wersinschen Ver hältnis 1:1,236 (= 2 X 0,618), also dem Goldenen Schnitt, entsprechen. Wolfgang von Wersin (Das Buch vom Rechteck, Ravensburg 1956, 41) nennt dieses Verhältnis „Biauron" 17 Decker, 66 Wolfgang Heitzmann Grüße aus den Bergen Eine Auswahl alter Ansichts karten vom Wienerwald bis zum Matterhorn 104 Seiten, Format 16x16 cm, 98 s/w-Abbildungen, brosch. öS 118Eduard Christoph Heinisch Grüße vom Attersee Eine Auswahl alter Ansichts karten vom Attersee und aus Vöcklabruck 76 Seiten, Format 16x16 cm 57 s/w-Abb., 4 Farbb., brosch. ÖS 98,- W. ENNSTHALER VERLAG, A-4402 STEYR, Stadtplatz 26, Tel. 07252 / 22053
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