Unten: Abb. 8: Wallfahrtskirche St. Wolfgang, Kanzel Rechts unten: Abb. 9: Filialkirche Kirchdorf bei Eugendorf (Bez. Salzburg), Gesamtansicht des Hochaltares i .m gangen, die vorstellbar ist, ja man kann sa gen, Architektur hat sich fast zur Gänze in Skulptur verwandelt: ein Triumph des Bild hauers. Der Hochaltar in der Filialkirche Kirchberg bei Eugendorf Als Beispiel aus einer Reihe kleinerer Altäre soll dieser 1706/1707 entstandene Altar (Abb. 9) dienen, der außerdem noch den Typus mit plastischer Schreinszene vertritt. Guggenbichler greift auf die Form seiner er sten Mondseer Altäre mit betonter Architektur in Schwarz, gewundenen Blattranken-Säulen und in „Baldachine" gestellte Schreinwäch terfiguren zurück. Nur das kreisrunde Ober bild, umgeben von Wolken- und Strahlen kranz, und der Illusionismus der Szene mit dem Drachentöter St. Georg entsprechen dem Stil der Entstehungszeit.^'' Der Hochaitar der Pfarrkirche Lochen Dieser mächtige, vorzüglich in den Chorraum eingefügte, 1709 datierte Altar (Abb. 10) fällt in mehrfacher Hinsicht aus dem Rahmen der bisher betrachteten Beispiele.^® Mögen auch einige restauratorische Veränderungen mit Schuld sein, daß der architektonische Cha rakter des Werkes so vordergründig in Er scheinung tritt, er ist bereits von seiner ur sprünglichen Konzeption her in erster Linie ein architektonisches Gebilde von „klassi schem" Zuschnitt. Alle Einzelformen sind ein fach, klar, bestimmt und voneinander abgeTobias seinen Ausdruck. Daß viele der Engel wieder Symbole der Lauretanischen Litanei tragen, hängt mit dem Hauptbild zusammen, das die Verleihung des Rosenkranzes durch Maria an den hl. Dominikus darstellt. An das Rosenkranzgebet schießt sich häufig diese Marien-Litanei an. Wenn hier die Kanzel von St. Wolfgang (Abb. 8) eingefügt wird, so deshalb, weil sie an einer anderen Aufgabe den Stil der „hohen Reife" ebenso überzeugend doku mentiert wie der Rosenkranzaltar.^® Ein zweitgeteiltes Gebilde — Kanzelkelch und Schalldeckel — erhebt sich vor uns, verbun den durch eine genial erfundene Draperie und angeheftet an den inneren Eckpfeiler der Turmsakristei. Dem in Sechspaßform schwel lenden Körper des Kelches sind gleich riesi gen Halbedelsteinen ovale, bucklige Felder aufgelegt, die von üppigem Akanthuslaub ge rahmt werden und auf denen die Legende des hl. Wolfgang erzählt wird. Zwischen den Feldern stehen — besser schweben auf Wol ken — die Statuetten der vier Lateinischen Kirchenväter, Meisterwerke der Schnitzkunst Guggenbichlers. Dem Formenspiel der Put ten am Rosenkranzaltar entsprechen die Lämmer auf dem reich umkränzten Schall deckel, der in der edlen Gestalt des „Guten Hirten" gipfelt. Architektur und Skulptur sind in diesem Werk die innigste Symbiose eingei 18
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