Oberösterreich, 39. Jahrgang, Heft 2, 1989

heiten dargestellt werden, wie am Beispiel dieses Altares. Zwar Ist Im Vertrag mit Guggenblchler vom 12. April 1690 vom Haupt thema des Altares, der „Urstendt Christi", nicht die Rede, es kann aber kein Zweifel be stehen, daß Abt Aemillan Sengmüller späte stens bei Vertragsabschluß den Bildhauer da von unterrichtet hat. Denn das Wissen um dieses Thema könnte Vieles von der beson deren formalen Struktur dieses Altares erklä ren: Klarheit und Ebenmaß, Leichtigkeit und Transparenz, Goldglanz und Licht sind an schauliche Begriffe, die gleichermaßen auf die „Auferstehung des Herrn", das zentrale Glaubensgeheimnis des Christentums, über tragen werden können. Der Farbton des Bau körpers ist leicht ins Schwarzbraun gebro chen, er bindet sich weicher mit dem Gold, kommt aber nur mehr Im Untergeschoß stär ker zur Geltung. Die goldenen Säulenschäfte sind glatt und werden spiralförmig von zarten Blattranken in Silber umwunden. Die Heili gen Rupert und Ulrich stehen trotz breiter Entfaltung locker zwischen den Säulenpaa ren und rufen den Eindruck des Schwebens über Wolken hervor. Sie neigen sich gegen die Mitte des Altares, zu Häupten umfangen von federleichtem Akanthuslaub, das über das Gebälk hinweg eine lose Verbindung zu den Statuen der Heiligen Benedikt und Scho lastika herstellt. Den Auszug bildet ein umkränztes Hochovalbild (Erzengel Michael), gehalten von einem Architekturstück, dessen unterer Teil von knienden Engeln verdeckt wird. Das tempiettoförmige Tabernakel ziert eine eigenhändige Kreuzigungsgruppe. Die stilnähere Einbindung des Altares in den im Kern gotischen Chor wird durch die frühba rocke Stuckierung des Gewölbes von 1622 erreicht: vollendete Harmonie.® Der Kreuzaltar in der Pfarr- und Wallfahrts kirche St. Wolfgang im Salzkammergut Nach längerer Atempause erreichte das Schaffen Guggenbichlers im Jahre 1706 einen weiteren Höhepunkt. Er wird zur Gänze in der Kirche von St. Wolfgang sichtbar, für welche der Antonius- und der Kreuzaltar (Abb. 5), der Rosenkranzaltar, die Kanzel und als Einzelfigur der Schmerzensmann ent standen sind.^° Kreuzaltar und Antonlusaltar in Wandpfeilernischen des nördlichen Schif fes gleichen einander. Beide Altäre leben von der schwingenden Bewegung ihres Umrisses und vom ausge wogenen Wechselspiel der schwarzen Archi tektur mit der goldenen Zier. Als drittes, neu es Element kommt die teilweise farbige Fassung der plastischen Hauptfiguren — Schmerzensmutter und Johannes Evangelist — hinzu, die damit nicht nur inhaltlich, son dern auch kompositionell an der KreuzesdarAbb. 5: Wallfahrtskirche St. Wolfgang am Wolfgangsee, Gesamtansicht des Kreuzaltares, im Vordergrund links Schmerzensmann v7»^ »tu. - ; 15

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