ausgestatteten Gebilde den Charakter der Schwere und liefert ein Meisterstück raumge rechter Architektur. Vier große Gestalten — die Salzburger Patrone und, freistehend ohne Baldachine, die ritterlichen Schrein wächter St. Georg und St. Florian — beherr schen zusammen mit dem von gewundenen Säulen flankierten Altarblatt der Himmelfahrt Mariens das Hauptgeschoß. Die Rundung des Bildes greift hinein in das Gebälk, sodaß nur das nach den Seiten sich zurückstufende Gesims durchgehend das Hauptgeschoß vom Auszug trennt. Dieser nimmt das Motiv der bildrahmenden Säulen und begleitenden Figuren auf, wobei diese die Achsen der Säu len, jene die der Rahmenleisten vom Haupt geschoß übernehmen. Geschwungene Gie belstücke übergreifen das Gesims des Hauptgebälks, ein weit gesprengter, leicht verkröpfter Segmentgiebel krönt das Ganze. Auf den Giebeln haben sich fünf Engel mit Symbolen aus der Lauretanischen Litanei niedergelassen. Anders stellen sich die etwas später (1689—1691) entstandenen Seitenaltäre dar. Sie werden von der Ausdehnung der Altar blätter des Johann Friedrich Pereth be herrscht, denen Architektur und „Säulenhei lige" als Rahmen dienen. Die „Stützen" des Altaraufbaues verbindet ein flacher Seg mentbogen, hinter dem, verschleiert durch sitzende Engel, der Auszug mit geschwunge ner Kontur aufwächst und das von einem Blattkranz gerahmte Oberbild trägt. Das Ab schwellenlassen des Aufrauschens im Hoch altar gegen die Randzone hin wurde auf diese Weise feinfühlig gelöst. Der Hochaltar in der Stiftskirche MIchaeibeuern Gleichzeitig mit der Ausführung der Irrsdorfer Seitenaltäre durch seine Werkstatt erreichte Guggenbichler der Auftrag für den Auferstehungsaitar in Michaelbeuern (Abb. 4). Polyphonie (Mehrstimmigkeit. Anm. d. Red.) sollte vom Wohllaut der Homophonie (Ein stimmigkeit) abgelöst werden. Dazu kam noch das unwahrscheinliche Giück, daß sich dem Bildhauer, der zum erstenmal im kirchli chen „Ausland" tätig wurde, mit Johann Mi chael Rottmayr ein kongenialer Maler hinzu gesellte. Die Tischlerarbeiten lieferten Georg Wendtner und Mathias Steinle aus Mattsee, die Fassung besorgte Johann Martin Schaumberger aus Salzburg, der ursprüng lich auch das Altarbild „von neuer Invention" hätte malen sollen. Es lohnt, die Studie von Walter Brugger in die Hand zu nehmen;® denn kaum einmal konnte die Entstehungs geschichte eines Kunstwerkes (1690—1692) dank vorzüglicher Quellenlage und -ausschöpfung so anschaulich bis in alle EinzelAbb. 4: Gesamtansicht des Hochaltares in der Stiftskirche von Michaelbeuern (Bez. Salzburg) 14
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