Abb. 2: Mondsee, ehemalige Stiftskirche, Gesamtansicht des Corpus-Christi-Altares Das harmonische Zusammenwirken von Skulptur und Architektur — bei aller unter schiedlichen Betonung der einen oder ande ren Kunstgattung im Laufe der Entwicklung und der Aufgabenstellung — läßt sich besser aus einem einheitlichen Gestaltungswillen verstehen, wenn auch — wie in unserem Fall — die künstlerische Dominanz des Bildhau ers imstande gewesen wäre, einem fremden Altarbauer seinen Willen aufzuzwingen. Bei unseren Betrachtungen, die die „Form" und „Formzusammenhänge" — als Wesensmerk male der Kunst — und den „Formenwandel" — als Hauptanliegen der Kunstgeschichte — in den Mittelpunkt rücken, gehen wir am be sten chronologisch vor, ohne Inhalte und Auf gaben zu vernachlässigen. Der Hochaltar der Pfarrkirche Straßwalchen Der 1675 errichtete Altar ist das erste urkund lich gesicherte Werk Guggenbichlers, der da mals noch Geselle war.® Man glaubt deshalb, dem Tischler Mathias Steinle aus Mattsee, der den Aufbau anfertigte, auch den Entwurf dafür zuschreiben zu sollen. So sicher läßt sich das meines Erachtens nicht behaupten. Erstens ist der Ende des 19. Jahrhunderts ab getragene und 1919 wieder aufgebaute Altar nicht mehr im Originalzustand erhalten. Das goldgerahmte Altarblatt Ist neu und sichtlich zu groß, das Blau der Säulen ist falsch, das Oberbild fehlt und wird durch eine Statue er setzt, die Bischofsfiguren Im Aufsatz wurden „umgetauft" und der Altar als Ganzes an die Hinterwand des Chores versetzt. Zweitens läßt sich die Frage der Zuschreibung allen falls erst nach Kenntnis des gesamten Altar werkes Guggenbichlers beantworten, eine Aufgabe, die uns noch bevorsteht. Der Umstand, daß die Herstellung einer Farb aufnahme des ganzen Altars unmöglich war, hält mich davon ab, auf die Frage näher ein zugehen. Da aber die beiden den Schrein flankierenden Guggenbichler-Flguren der hl. Margareta (Abb. 1) und der hl. Barbara kaum Platz vor den viel zu schmalen Nischen fin den und die noch aus dem Knorpelstil ent wickelten Ornamente aufgepfropft wirken, dürften jene Kenner recht haben, die die al tertümliche Visierung noch nicht mit Guggenbichler in Zusammenhang bringen. Der Corpus-Christi-Altar in der Pfarrkirche Mondsee Für die ehemalige Benediktiner-Stiftskirche schuf der Bildhauer von Mondsee fünf Altä re.® Das erste, formenglelche Paar — der Heillg-Geist- und der Wolfgang-Altar — ent stand 1679—1681, das zweite — der CorpusGhrlstl- und der Armen-Seelen-Altar — 1682—1684, der Sebastiansaltar 1714. Belm ersten Paar — einem herkömmlichen Typus 12
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