Oberösterreich, 39. Jahrgang, Heft 2, 1989

Symbiose von Architektur und Skuiptur Zu den Altären von Meinrad Guggenbichler Franz Fuhrmann Dem Werk des Bildhauers Meinrad Guggen bichler (Einsiedeln 1649—1723 Mondsee) hat man sich auf zwei gegensätzlichen Wegen genähert: Heinrich Decker reiht Werk an Werk in zeitlicher Folge und spürt der stilisti schen Entwicklung — dem künstlerischen Reifeprozeß — des Bildhauers nach.^ Wil fried Lipp „versucht. . den verschränkten künstlerischen Prozeß an Hand der verschie denen Aufgaben exemplarisch darzulegen". Er geht dabei verschiedenartigen „Motiven" im Werk Guggenbichlers nach und fragt nach ihrer künstlerischen Form und Bedeutung an sich und im Rahmen eines größeren Ganzen.^ Dieses größere Ganze an Hand der bedeu tendsten Altäre des Meisters intensiver als bisher in den Blick zu nehmen und auf das Zusammenspiel von Altararchitektur und figuraler wie ornamentaler Skulptur hin zu un tersuchen, ist Anliegen dieses Beitrages. Er konnte erst in Angriff genommen werden, nachdem geeignete Farbaufnahmen vorla gen.^ Wie berechtigt eine solche, auf das Ganze zielende Betrachtungsweise ist, er hellt schon daraus, daß Deckers gehaltvolle Monographie keine einzige Abbildung eines ganzen Altares enthält. Grundsätzlich stellt sich die Frage, da Guggenbichler bzw. seine Werkstatt als Erzeuger der Skulpturen fest stehen, wer die Altararchitektur entworfen hat: ein Architekt, ein Bildhauer — etwa Gug genbichler selbst —, ein Maler oder ein Tischler? Obwohl es nicht in jedem Einzelfall aktenkundig ist, kann man doch mit gutem Grund davon ausgehen, daß es Guggenbich ler selbst war. Gesicherter Ausgangspunkt für diese Annahme ist der Vertrag für den Hochaltar in Michaelbeuern vom 12. April 1690. Zweimal wird dort von „der visier", die „auf der Epistelseithen" aufgestellt (?) war, gesprochen, die aus dem Kontext niemand anderer als Guggenbichler geliefert haben kann. Ferner sollte man beachten, daß der Sohn eines Baumeisters und Steinpiastikers auch baumeisterliche Talente geerbt haben dürfte.'^ Abb. 1: Hl. Margareta, Schreinfigur am Hochaltar der Pfarrkirche Straßwalchen (Bez. Salzburg) s i 11

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