Oberösterreich, 39. Jahrgang, Heft 1, 1989

Oberösterreich aktuell Die Botschaft der Graphik Die OÖ. Landesausstellung 1989 anläßlich 900 Jahre Klosterkirche Lambach Manfred Mohr Die Klosterlandschaft unseres Bundeslandes ist eng mit den Anfängen Österreichs als Ter ritorium und Staatswesen verflochten. Nach der Schlacht auf dem Lechfeld am 10. August 955 wurden durch ein Aufgebot von Franken, Sachsen, Schwaben und 1000 Mann aus Böhmen die die Stadt Augsburg belagern den Ungarn in ihre sumpfigen waldreichen Grenzgebiete im Osten zurückgeworfen. Der Sachsenkönig Otto I., Held des Christlichen Abendlandes, wendete sich nach dem Schei tern des Versuches, eine patriarchalische Monarchie zu errichten, der einzigen Instanz zu, die über den einzelnen Stämmen stand: der Kirche. Diese Verflechtung von Kirche und Reich führte zu einer Vermehrung des Kirchengutes, am Beispiel der Schenkung König Heinrichs II. an das von ihm gegründe ten Bistum Bamberg sogar zu einer Schwä chung des eigenen bayerischen Herzogsgu tes. Im 11. Jahrhundert setzte vor diesem weltlichen Hintergrund unter dem Einfluß der Reform von Cluny im heutigen Oberöster reich eine Welle von Klostergründungen ein. 1020 wurde die Benediktinerinnenabtei Traunkirchen, 1056 das Kloster Lambach und 1108 Garsten von Benediktinern besiedelt. Dürfen Kremsmünster und Mondsee 250 Jahre früher Herzöge als Gründer anführen, so sind Suben (1050), Lambach oder Rei chersberg (1084) Gründungen von Grafenge schlechtern. Um 1050 hatte nach dem Tod seiner Gattin Graf Arnold II. von Wels-Lambach in seiner Burg, die auf dem Geländesporn zwischen Traun und Schwaigbach gelegen war, ein Ka nonikerstift errichtet, das im Zuge der Re formbewegung des abendiändischen Mönchtums 1056 durch den Würzburger Bi schof Adalbero, den letzten Nachkommen des Grafengeschlechtes, in ein Benediktiner stift umgewandelt bzw. als solches neu ge gründet wurde. 1089 fand die Kirchweihe statt, ein Ereignis, das heuer Anlaß für die diesjährige Landesausstellung sein soll. Der erste Teil der Ausstellung ist daher der Gründung Lambachs und dem Hochmittelal ter gewidmet, einer Zeit, die unter anderen Voraussetzungen manche Ähnlichkeit mit heutigen Ereignissen aufweist. Ging es im Investiturstreit um die Einsetzung der Bischöfe, so wurde der Begriff der Simonie generell auf die Besetzung geistlicher Würden durch Nichtgeistliche erweitert. Die Umwandlung des Kanonikerstiftes in ein benediktinisches Kloster durch Adalbero ist eines der gesetz ten Reformzeichen. Bischof Adalbero selbst war als treuer Ge folgsmann dem Reformpapst Gregor VII., der sich als „den eigentlichen Interpreten des göttlichen Willens, dem das letzte verbindli che Wort zukommt", betrachtete, ein Gegner des Kaisers. Adalbero teilte das Schicksal seines Freundes Altmann, Bischof von Pas sau, mußte seinen Bischofssitz verlassen, wurde 1085 abgesetzt und starb 1090 in sei nem Hauskloster Lambach im Exil. Aus dieser Gründungszeit ist in Lambach der romanische Bau im Bereich der beiden Tür me noch erkennbar. Bei Notgrabungen si chergestellte Spellen und die als ausdrucks vollstes Zeugnis der Monumentalmalerei dieser Zeit im ehemaligen Westchor der Kir che befindlichen romanischen Fresken sind integrierte Objekte der Ausstellung. Sie sind nicht nur eine Sehenswürdigkeit von überre gionaler Bedeutung, sondern helfen dem Ausstellungsbesucher die Verbindung zum zentralen Thema der Landesausstellung „Die Botschaft der Graphik" herzustellen. Der Dar stellung eines Teiles der aus Lambach stam menden und heute in antiquarischen Samm lungen und den großen Bibliotheken der Welt sich befindlichen Handschriften mit mittelal- .• i m -^RVlHESVPt ■ i 7..1 - «r iiEgi ■■ ■ ■;

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