Oberösterreich, 39. Jahrgang, Heft 1, 1989

Oberösterreich aktuell Die Landesausstellungen als Faktor der oberösterreichischen Kulturpolitik LH Dr. Josef Ratzenböck Wie vieles in der Kulturlandschaft haben sich auch Inhalt und Gestalt der Landesausstel lungen In Oberösterreich seit Ihrem ersten er folgreichen Versuch 1965 (Die Kunst der Donauschule) einem ständigen Verände rungsprozeß unterworfen. Der nüchternen Sachlichkeit der sechziger Jahre entspre chend, stand das thematisch sorgfältig ausge wählte Kunstwerk ausschließlich In seinem Inhaltlichen Kontext. Die Ausstellungsräume selbst wurden nur Im geringst notwendigen Ausmaß ausstellungsgerecht adaptiert und gestaltet. Ich erinnere mich aber auch an den „Aufschrei" der Denkmalpfleger, als In Rei chersberg anläßlich der Ausstellung „Die Blldhauerfamllle Schwanthaler" Ausstel lungsleitung und Ausstellungsarchitekt den Kreuzgang des Stiftes durch eine dunkel blaue Färbelung entfremdeten, um den Pla stiken mehr Geltung einzuräumen. Bisheri ger Höhepunkt dieser Entwicklung war sicherlich die Landesausstellung „Arbelt — Mensch — Maschine" 1987 In Steyr, bei der eine die Exposition beherbergende ehemali ge Industriehalle selbst als Ausstellungsob jekt angesehen werden mußte und der Inter national renommierte Bühnenbildner Hans Hoffer den Besuchern durch Erlebnisräume das Gefühl von „Zeltzeugen" vermittelte. Der Erfolg der Barockausstellung In St. Flo rian (1986) und der Mühlviertelausstellung Im Schloß Weinberg (1988) rechtfertigte diese Entwicklung, die weit über die Grenzen unse res Bundeslandes hinaus vom In- und Aus land mit Interesse verfolgt wird. Ich möchte es nicht versäumen, bei dieser Gelegenheit Architekt DIpl.-Ing. Karl-Heinz Hattingen der für die Mehrheit dieser Gestaltungskonzepte verantwortlich zeichnete, meine Anerken nung auszusprechen. Zu seinem Team zäh len aber auch Bühnenbildner des Landes theaters Linz, die Graphiker und Techniker, die durch den Einsatz modernster Medien Bildbeispiel aus „Graphik des 20. Jahrhunderts In Lambach" der Landesausstellung 1989 Im Rahmen: Joan Miro, Magie Blanche I, 1981, aus der Sehe „Allegro vivace", Farblithographie auf Bütten, 81 x 90 cm. Neue Galerle der Stadt Linz, Inv. Nr. 4802 gegenwarts- und zukunftsorlentlerte Präsen tationsformen entwickelten. In Lambach kommt 1989 eine weitere Inhaltliche Dimen sion dazu. Geschichte und Kunst als Vermitt ler zeltbezogener geistiger Phänomene, die Loslösung der Kunst zur eigenen künstleri schen Ausdrucksmögllchkelt wird Inhalt der „Botschaft der Graphik" sein. Was In Wein berg noch als erster Versuch zu werten Ist, kann In Lambach als konzeptiver Faktor an gesehen werden; so werden In einer Inte grierten Schau auch die wichtigsten zeitge nössischen Druckgraphiker Oberösterreichs Im Rahmen der Internationalen Entwicklung präsentiert. Ich erhoffe mir von dieser Aus stellung eine verstärkte Auselnandesetzung mit den Fragen der Kunst, so wie das Thema Natur — Kultur — Leben zu heftigen Diskus sionen über die Zukunft des Mühlvlertels ge führt hat. Mein Gruß gilt aber auch dem traditionsrei chen Benediktinerstift Lambach, das heuer sein Jubiläum „900 Jahre Klosterkirche" Im Rahmen der diesjährigen oberösterrelchlschen Landesausstellung würdig feiern kann. 81

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