Oberösterreich, 39. Jahrgang, Heft 1, 1989

Kunst der Gegenwart Die Galerie am Tangiberg in Vorchdorf Johann Sturm Ein heißer Augustnachmittag 1987: Am „Tangiberg", der schmal-gekrümmten, vom Marktpiatz aus ansteigenden Ortsausfahrt von Vorchdorf in Richtung Rettenbach, for miert sich, etwas mühsam, eine „Kunstpro zession", zieht dann durch die Fluren und Felder der südwärts gelegenen bäuerlichen Ortschaften und löst sich schließlich am Almufer etwa 4 km vom Ausgangspunkt ent fernt auf. ihre Teilnehmer sind teilweise abenteueriich maskierte, verkleidete Monster, an Ku-Klux-Klan, Zombies, Tierschädei, Ro boter und Ritter erinnernd, mit Metallschei ben, Ringen, Glocken, Prügeln, Sensen, Tü chern und anderem hier sinnlosen Gerät versehen, das zur Lärmerzeugung, zur Fort bewegung, als Fahnen oder anderswie ver wendet, gezogen und geworfen wird. Voraus markiert ein standartenartiges Gebilde auf hohen Stangen die Spitze des Zuges. Das ganze unverkennbar eine Paraphrase auf die im Frühling jährlich dieselben Wege ziehen den „Bittprozessionen", ein säkularisierter Mythos also, der wie sein Vorbild Begegnung mit Natur und Raum, mit Wachstum, Frucht und Ernte sucht. Die „künstliche" Prozession, das vorausge gangene Symposium zum Thema „Schmuck im Raum" und die gleichnamige Aussteilung der Künstler Eva Schmeiser-Cadia, Wolfgang Rahs, Karin Berzacy, Michael Kienzer, Klaus Stattmann, Franz Blaas, Renate Krätschmer, Jörg Schwarzenberger, Udo Wid, Gabriele Kutschera, Priska Riedl, Anton Oepka, Wal trud Viehböck, Peter Skubic, Christian Mako wetz, Steffi Schwaighofer, Daniela Gallee und Tone Fink wird im Rückblick vom Inhaber und Betreiber der „Galerie am Tangiberg", Erich Spitzbart, Jahrgang 1948, Hauptschullehrer, als ein Höhepunkt seiner bisherigen Ausstel lungstätigkeit und sonstigen Veranstaltungen gesehen. „Kunstprozession" anläßlich der Ausstellung „Schmuck im Raum" 1987 „Im Unterschied zur Großausstellung Im Lan desmuseum in Linz ging es mir um die Aus weitung des Begriffs, vor allem um seine Ver flechtung mit dem Raum, innen, außen, ge-(ver)baut, natürlich, sozial und indi viduell." Also befand sich auch seine „Bittprozession" auf der Suche nach verlorenen Quellen, Formen und Zusammenhängen. Die neue Mythologie läßt grüßen. Ein voller Erfolg, die Prozession? Leider nein! Sie hätte ein Volksfest werden sollen (kön nen), fand jedoch nur innerhalb der Künstler und ihrer gläubigen Anhängerschaft statt. Auch sonst nimmt die Standortgemeinde die Galerie und ihre Aktivitäten kaum wahr, wäh rend ihr Ruf besonders in Kreisen der jungen, experimentellen und aktuellen Kunst längst über das Bundesland Oberösterreich hinaus gewachsen ist. Bedauerlich, aber in einer ländlichen Gemeinde weniger verwunder lich! Rechnet man jedoch das Dutzend treuer Einheimischer auf die Einwohnerzahl größe rer Städte hoch, wird sich auch dort kaum : -iJi ■ ■■■ ■■ ■ ■ . ... . :■ ..■ .. ..t" ■■ .ÄfPSS..

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