f \ iSignatur des Maurermeisters Johann Windlschpaur aus Ried (im Traunkreis) auf einer Stuckdecke 1792 -*■'' -- ■ . o ,/kCJ und nur vom Vorhaus zu erreichen war; sonst hätten die Burschen nie fensterin kommen können. Vom Vorhaus oder einem Nebenraum ge langte man über eine Stiege, die meist sehr steil ist, in den I. Stock. In den Räumen über dem Vorhaus schliefen die Knechte und die Buben des Hauses. Zwei Räume waren im I. Stock immer ausgebaut; das waren die „Hohe Kuchl" und die „Hohe Stube". Diese zwei Räume lagen genau über der Küche und über der Stube. Die anderen Räume dienten zur Aufbewahrung der Vorräte, die sogenannten „Troadkästen". Hierher wurde das Getreide gebracht und gelagert. Heute wird der Großteil des geernteten Getreides gleich vom Feld in das Lagerhaus geführt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die nicht zum Lagern der Vorräte gebrauchten Räume in Wohnräume umgebaut. Wenn ich nun mit der Beschreibung der Stuckdecken beginne, so steht die „Hohe Stube" mit der Stuckdecke an erster Stelle. Hier findet man von einfachen IHS-Zeichen bis zur Einrahmung großer Gemälde mit Stuck alles, was die Stuckarbeiter schaffen konnten: flächendeckende Ornamente, zarte Blumen, Gestaltungen, die den Arbeitsablauf eines Bauern während des Jahres darstellen, sinnvolle Sprüche, Tier- und Jagdzeichen, überwiegend Marienzeichen, die Dreieinig keit Gottes in Form eines Dreieckes mit dem Auge Gottes und andere religiöse Darstellun gen. Der Lebensbaum in den verschiedenen Formen ist ebenso ein Motiv, das sehr oft ge funden wird. Zwei vollkommen gleiche Decken habe ich jedoch bisher nicht ge funden. Von den vorher erwähnten Formen findet man 125 gebräuchliche Ornamente, 169 Stück mit ausgefallenen Ornamenten, auf 209 Decken Jesuszeichen, 80 mit Marienmo nogrammen, 151 mit Buchstaben, die meist mit dem Besitzer des Hauses der damaligen Zeit übereinstimmen. Auf 65 Decken waren die Namen ausgeschrieben. Auf 4 Decken verewigten sich Maurermeister und Poliere. Auf 263 Decken sind die Jahreszahlen zu fin den. Bei den ausgeschriebenen Namen ist immer die Endung -in bei den Frauennamen angehängt, z. B. Josef Huber — Theresia Huberin. Erst jetzt kommen manche traditionsbewußte Bauern darauf, welchen Schatz sie in ihren Häusern haben. Sie beginnen, die in Jahr zehnten aufgetragene Kalkschicht, die durch das jährliche Übertünchen entstanden ist, abzutragen. Sie sind erstaunt, welch schöne Arbeiten zum Vorschein kommen. Sogar übertünchte Gemälde treten zutage, von denen man nichts mehr gewußt hat. Lei der sind aber viele Stuckdecken dem Umbau zum Opfer gefallen — manchmal vielleicht verständlicherweise, da ich bei meinen Mes sungen keinen Raum gefunden habe, der eine Höhe über 2,5 m hatte und man in diesen Räumen keine modernen Möbel un terbringen konnte. Oft tat man es auch unter dem Drang, modern zu sein. Die weiteren Räume sind die Stuben, das Stubenstübl, das Kuchlstübl und das an das Stubenstübl angrenzende Eckzimmer zu ebener Erde. Auch in Vorhäusern, besonders bei solchen mit Gewölben, findet man oft schöne Stuckverzierungen. Im I. Stock sind es außer der „Hohen Stube" die „Hohe Kuchi" und hie und da noch ein zelne Räume, wie aus meiner Aufstellung zu ersehen ist: 121 Hohe Stuben, 69 Eckzimmer, 62 Eckzimmer im 1. Stock, 55 Stuben, 49 Zimmer mit verschiedenen Namen, 52 Vor häuser, 50 Stubenstüberl, 34 Kuchlstüberl, 24 Zimmer im I. Stock (Hohe Küche u. a.), 18 „über dem Vorhaus im I. Stock", 4 Durchfahr ten und 2 Keiler (Summe 575, davon 16 neue Decken). Auch in 29 Stallungen findet man Stuckver zierungen. Der Stall war ja die Haupteinnahmsquelle der Bauern. Daher wurde er be sonders schön gestaltet. Hier sieht man zum größten Teil Jesus- und Marienmonogramme, die den Schutz der Tiere symbolisieren sollten. Außer diesen gebräuchlichen Formen und Ornamenten habe ich eine ganz besondere Art einer Decke gefunden: verteilt über die ganze Decke steht ein Spruch, der mit einer einfachen Zierleiste umrahmt ist. lOSEPH-l-PRAMESHUBER-L PIN-l-ICH-t-GENANT-l-MEIN-f LEWEN-E STEHT-flN+GCTITES-lH AND -E DAS -E PAUEN -E IN -EDEN UIER-EUND-EFINFFEINNEN-E ZIGSTEN-EIAHR-EIN-EMEINEN-E HAUS+IST-FEIN-ESCHENER-E LUST-E AWER-E DAS-E SO-E GAR UIEL-EKOST-EDAS-EHAW-EICH-E UOR-EHIN-ENICHT-EGEWUST-E Von den 575 Stuckdecken stammen nur 10 aus der Zeit vor dem Jahr 1780. Diese sind al ler Wahrscheinlichkeit nach früher evangeli sche Beträume gewesen. Sie sind alle im er sten Viertel des 18. Jahrhunderts datiert und 72
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