Oberösterreich, 39. Jahrgang, Heft 1, 1989

Links: Die Hügellandschaft zwischen Steyrtal und Kremstai. Im Bild die Linie Untergrünburg Wagenhub — Oberschlierbach. — Foto: Gerhard Aigner, Linz. Luftaufnahme freigegeben vom BMLV mit Zi. 13088/795 — 1. 6./87 Links unten: Die Traun oberhalb von Weis. — Foto: Gerhard Aigner, Linz. Luftaufnahme freigegeben vom BMLV mit Zi. 13083/216 — 1. 6./88 Unten: Das Ennstal zwischen Ternberg und Garsten. — Foto: Gerhard Aigner, Linz. Luftaufnahme freigegeben vom BMLV mit Zi. 13083/177 — 1. 6./87 Eine nicht minder hervorragende Stellung nahm während der Römerzeit Ovilava-Weis als Handels- und Verwaltungszentrum ein, Lentia-Linz hingegen verharrte damals noch in vergleichsweise bescheidener Position als Standort von Milizformationen. Das frühe Christentum manifestierte sich in der Gestalt des Florianus, der während der Diokletianischen Christenverfolgung im Jah re 304 in der Enns den Martyrertod erlitt. Mit ihm starben vierzig Gefährten. Ihre Gebeine ruhen nun im Altar der Basilika zu EnnsLorch. Mit diesem einzigartigen Kultkontinuum ist ein zweiter Heiliger verbunden. In den Wirren der späten Römerzeit und der Völker wanderung wirkte in Lorch-Lauriacum nach weislich der hl. Severin, der in der von Fein den bedrohten und zum Teil zerstörten Stadt ein gewaltiges Auffanglager einrichtete und der zum geistlichen und weltlichen Führer und Beschützer der romanischen Bevölke rung wurde. Das Land zwischen Traun und Enns tritt uns in der Folge als Teil des Traungaues entge gen, und Namen wie Raffelstetten — wo mit dem Zollweistum zwischen 903 und 905 das älteste erhaltene Wirtschaftsdokument Österreichs abgefaßt wurde —, Lambach, Steyr und Enns machen nachdrücklich auf die gewichtige Rolle aufmerksam, die diesem Gebiet beim Werden des Landes Oberöster reich zukommt. Die Grafen von LambachWels — erstmals faßbar durch Arnold in einem Vertrag von 992/993 — konnten ihren Einflußbereich bis über die Karantanische Mark hinaus ausdehnen, ihre Herrschafts nachfolger, die Otakare, nannten sich nach ihrer Burg „von Steyr", und die Georgenberger Handfeste, abgeschlossen auf dem Geor genberg von Enns 1186 zwischen dem steieri schen Otakar iV. und dem Babenberger Leopold V., schuf die Voraussetzung für eine Vereinigung der Herzogtümer Steiermark und Österreich. Von da an teilte das Land zwischen Traun und Enns das Geschick mit dem übrigen Ober österreich. Von der Blüte des Mittelalters, das der Eisenstadt Steyr eine für die damalige Zeit weltweite Bedeutung bescherte, über die Religionsfehden und Bauernkriege bis zu Gegenreformation und kirchlicher Erneue rung, als der Barock mit der ihm innewohnen den Kraft und Macht vor allem den Zentral raum Oberösterreichs zum „Barockland" formte. Das ist es den vielen Einbußen zum Trotz bis heute geblieben. Die barocke Lebensiust, das sich Entäußern, die Freude am Schönen, an den Genüssen des Lebens — eine wohlbestellte Tafel nicht ausgenommen —, das alles war eben dem Oberösterreicher wie auf den Leib geschneidert und fand sei nen sichtbarsten Ausdruck in der Kunst. Freilich: Das Künstlerische fiel in Oberöster reich stets auf einen guten, Frucht tragenden Boden, vorwiegend im Landstrich zwischen der Traun und der Enns. Von der Romanik hat sich nicht viel erhalten; für sie zeugen vor allem die großartigen Fresken in der Stiftskir che von Lambach aus dem 11. Jahrhundert, das eindrucksvolle Rundbogentor, das in Wilhering überrascht, und die Linzer Martinskir che. Die Gotik hingegen blieb weitgehend

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