Anritt der Ampfiwanger Isländer zum Leonhardi-Rltt in Neukirchen an der Vöckla. Foto: H. G. Prillinger, Gmunden m Bei diesen Rittveranstaltungen wird man aber zweierlei feststellen können: Georgireiter scheinen auf das Nachspielen bestimmter Epochen (Gotik, Barock, etc.) und auch histo rischer Ereignisse gerne Wert zu legen. In ihren Anritten wird fast ausnahmslos die nachgeahmte Gestalt des Heiligen mitge führt. Nicht so die Leonhardireiter: sie beglei ten in ihren Reihen niemals einen als St. Le onhard verkleideten Reiter, sie gewanden sich nicht in historische Kostüme, sondern bevorzugen (mit Ausnahme der Mitglieder von Reitsportclubs) die heimatlich-bäuerliche Tracht. Nun hatte das Jahrzehnt nach dem Ersten Weltkrieg in verschiedenen Richtungen alles was Heimat bedeutete „wieder entdeckt" und sich dabei auf historisch verbriefte und tradierte Gedanken gestützt; auf Lied, Spra che, Tracht, Haus und Brauch. Eigentlich schon in den Ausklang dieser Bewegung fällt die gelegentlich als Wiederaufnahme eines alten Brauches bezeichnete Gründung der Leonhard- und Georgiritte. Wird für Rettenbach das Jahr 1931 angeführt, so nennt Micheldorf im Kremstal 1932 als Gründungsjahr des auf eine bis ins 12. Jahr hundert zurückreichende Tradition eines fest lichen Rittes auf den markant gelegenen Georgiberg. Der historische Vorwurf für den heutigen Ritt ist bezeichnenderweise eine Wallfahrt, die ein „Jörger" zur Kirche dorthin unternommen hätte. Ein aus der frommen Stimmung sich ergebender Gnadenerlaß für einen Delinquenten im Burgverlies zu Altpernstein gesellt sich als Motiv dem Bittgang, der ohne weiteres auch ein Bittritt gewesen sein kann, zu.^'' Nach kriegs- und politikbe dingter Unterbrechung wurde der Micheldorfer Ritt wieder aufgenommen und bemer kenswerterweise ist die „historische Gruppe" weiterhin sein Kernstück inmitten der durch mehrere andere Gruppen szenisch berei cherten Rittveranstaltungen geblieben. Der Ritter Georg, der hier von Fanfarenbläsern angekündigt, den Herolde, Pagen, Knappen begleiten, wird — wie es den Anschein hat — nicht mehr als der „Jörger von Altpernstein", sondern als der Heilige Ritter Georg selbst aufgefaßt. Es hatte somit die allmähliche Gieichsetzung von Heiligem und Ritter zu einer Art Hypostase geführt, wie sie uns im Volksglauben und Brauch zum Beispiel im Falle des Nikolobrauchtums bekannt ist. Im Laufe der Jahre haben die einzelnen Veran stalter (KOV, Jugendwerk der Landwirt schaftskammer, Georgirittkomitee) die Rittve ranstaltung jeweils um einige Szenen und Gestalten anwachsen lassen: ein Burgfräu lein mit ihren Hofdamen, Jäger, Hundeführer, Falkner, Armbrustschützen, Delinquent und Scharfrichter, ja selbst ein Hofnarr gehören der „historischen Gruppe" an. Ihr folgen Bau ernreiter, Trachten- und Goldhaubengrup pen, Sportreiter und Musikkapelle. Nicht we niger als 52 Figuren bildeten 1986 allein den historischen Teil des Zuges. Als man vor einigen Jahren im Reiterdorf Ampflwang, wo 400 Rösser in den Reitställen gehalten und heute wieder über hundert von den Bauern betreut werden, darangegangen war, bei Zucht, Pflege und Sport auch ent-
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