Oberösterreich, 39. Jahrgang, Heft 1, 1989

seres Landes, dem sich unsere Überlegun gen zuwenden, Ist gelegentlich der festlichen Aufritte und natürlich auch unter den Materla llen der Freilichtmuseen zu beobachten, wie viele sinnbildliche Gedanken allein schon In den Pferdegeschirren zum Ausdruck kom men sollten. Da sind an breitem Riemenzeug Immer wieder die hellgelben Messingschei ben zu sehen, die möglicherweise als magi schen Schutz verheißende Sonnenabbilder zu verstehen sind. Nicht nur als bloßer Schmuck, sondern gleichfalls auch als eine zumindest erhoffte Abwehr gegen Neid und Krankhelten Ist der sooft anzutreffende Roß oder Schrattelkamm aufzufassen. Ja selbst noch bei der Neuanfertigung eines Kummets wird darauf nicht vergessen, jenes einst uner läßlich und notwendige Dachsfell wenigstens noch anzudeuten. Ein gerütteltes Maß an Volks- und Aberglauben, vermischt mit christ lichen Meinungen, verband sich dann und wann mit allem, was mit dem Wesen und Wir ken des Resses zusammenhing. Mag sein, daß einiges davon seine Anstöße schon Im germanischen Götterhimmel erhalten haben könnte, doch davon weiß das Volk nichts mehr. Nur aus Büchern Ist zu erfahren, daß das Pferd die Gabe besessen hätte, welssa gend zu sein. Dafür spricht u. a. die Erfah rung, daß es „die Rösser zuerst merken", wenn Seltsames Im Zuge Ist. Zumal Im Totenund Begräbnisbrauch Ist das Verhalten der Pferde beobachtet und als Orakel gewertet worden. Ob nun die recht verbreitete Abnei gung, Pferdefleisch zu genießen, auf die Mei nung zurückzuführen Ist, es sei das einen Gott begleitende, ja sogar Ihm vorausgehen de Tier gewesen, wird kaum zu beweisen sein. Gleiches gilt auch für die Im mlttwlnterllchen Brauchtum umziehenden Rösser und Reiter, die uns In Gestalten, wie dem Schim melreiter oder Im Geisterroß, vor Augen ge führt werden; sie gehören dem „Wilden Heer" an, das In den Rauhnächten durch die Lüfte tobt und jagt. Der Glaube an das welssagen de Pferd SIeIpnIr hatte schließlich auch ein mal zu dem Brauch geführt, Pferdeschädel als Schutzmaßnahme und wohl auch als Gruß an den umherwandernden Gott In den Hausglebel zu hängen. Die damit zu erklä renden gekreuzten Pferdeköpfe, „Roßgo schen" genannt, sind Im allgemeinen wohl als Giebelzier abgekommen, behaupten sich aber weiterhin als „Schutzzeichen" Im Em blem einer bekannten ländlichen Waren hauskette.® In Verbindung mit dem Thema „Roß Im Brauch" wird man unbedingt auch kleinere Zeichen und Zeugnisse heranziehen müs sen. Zum einen Ist an den schweren, silber nen Männerschmuck zu denken, wo sprin gende Reiter, Rossepaare oder ganze Gespanne an den Uhrketten baumeln, um durch sie den Besitz und Wohlstand des Trä gers nicht übersehen zu lassen. Zum ande ren Ist es die vergängliche Kunst der Gebild brote, wie sie bei den Kindern In Form eines Pfefferkuchenreiters oder als Ghrlstbaumbehang Immer noch beliebt sind. Das „Goldene Helnßl" (Rößl), das bis um die Mitte des vori gen Jahrhunderts als der ersehnte weih nachtliche Gabenbringer In Erscheinung trat, darf gerade In dieser Umschau nicht verges sen werden. Bis auf wenige Ausnahmen dürften derartige „kleine Bräuche", an die eben erinnert wurde, völlig abhanden gekommen sein, sieht man von Belegstücken ab, wie sie In Museen auf bewahrt und gezeigt werden. Da machen die zu bestimmten Terminen stattfindenden feier lichen Umritte Im Lande schon eher auf sich aufmerksam. Für das Gebiet zwischen Traun und Enns, das wir allerdings nicht allzu eng umgrenzt verstehen wollen, werden zwei Rittanlässe besonders gepflegt und sind daher auch ent- "v rr

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