Oberösterreich, 39. Jahrgang, Heft 1, 1989

Österreich. Paul Anton und seine Nachkom men waren auch Mitglieder des „Ob der Enns'ischen Herren- und Ritterstandes". Einer seiner Enkel war der letzte kaiserliche Statthalter in Oberösterreich, Erasmus Frei herr von Handel. Paul Antons jüngster Sohn, Franz, der Alm egg erwarb, war mit Marie von Guaita, einer Tochter des Oberbürgermeisters der damals freien Reichsstadt Frankfurt, verheiratet. Er hatte seine Frau im Zuge eines Lazarettaufi*'"---V . s ' V. enthaltes nach einer Verwundung, die er bei der Schlacht bei Königgrätz 1866 erlitten hatte, kennengelernt. Marie von Guaita war eine Enkelin von Maria Magdalena Brentano, der jüngeren Schwe ster der berühmten Dichtergeschwister Cle mens Brentano und Bettina von Armin-Bren tano. Diese Verwandtschaft brachte es auch mit sich, daß heute noch eine Reihe von Do kumenten, Urkunden und Bildern aus der da maligen Künstlerwelt Frankfurts in Almegg lr.' S ils sich befindet. Darunter auch Tapetenbilder, die aus dem Hause Johann Wolfgang von Goethes, der mit der Familie Brentano gut be kannt und befreundet war, stammen. Nach dem Ersten Weltkrieg übernahm der jüngste Sohn Franz von Handels, Rudolf, der als k. u. k. Oberst im Generalstab aus dem Ersten Weltkrieg zurückgekommen war. Alm egg und bewohnte und bewirtschaftete es bis zu seinem Tod, 1963, mit seiner Gemahlin Maria Pia, geb. Gräfin von Pachta-Rayhofen. Von dessen Sohn Franz Freiherrn von Han del und seiner Gemahlin Lotti, geb. Natter, einer Enkelin des Tiroler Bildhauers Heinrich Natter, der unter anderem das AndreasHofer-Denkmal auf dem Berg Isel schuf, ging das Schloß an den heutigen Besitzer. Heutige Bedeutung Almegg ist heute in das Kulturkonzept des Landes Oberösterreich eingebaut. Seit dem Jahre 1972 wurde mit Hilfe des Bundesdenkmalamtes und des Landes Oberösterreich konsequent die äußere und innere Restaurie rung des denkmalgeschützten Ensembles begonnen, die laufend weitergeht und zur Gänze wohl nie abgeschlossen sein wird. Um Almegg überhaupt restaurieren und vor allem revitalisieren zu können, war es für den Besitzer notwendig, ständig hier zu le ben. Zuallererst mußte mit der Substanzsi cherung begonnen werden. Große Teile der Dächer waren neu zu decken. Wesentliche Mauerschäden mußten behoben werden. Im Anschluß daran wurde ein Revitalisierungskonzept verwirklicht, das sich in drei Teile gliedert: — Almegg als Wohnschloß für die Familie; — Almegg als Zentrum des täglichen Arbei tens und Wirtschaftens; — Almegg als Kulturforum für die Region. Dieses Konzept wurde mehr oder minder konsequent verwirklicht. Vorerst wurden Wohnmöglichkeiten geschaffen, die es der Familie ermöglichen, nach heutigem Stan dard das Schloß zu bewohnen. Damit war die Ausgangssituation gegeben. In der Folge wurden an die Wohnung an schließende Räume, unter Belassung des hi storischen Charakters, in Büroräumlichkeiten umfunktioniert. Dies geschah harmonisch und ohne die kulturelle Substanz zu beschä digen oder zu verändern. Heute werden von Almegg aus verschiedene Firmen geführt und betreut. Das frühere alte „Schreibzimmer" etwa dient als Chefbüro, die „Bibliothek" als Zimmer für die Sekretärin, die „Waffenhalle" als Vorraum und der „kleine Rittersaal" und das anschließende „Georgs zimmer" als Konferenz- und Besprechungs raum. Sämtliche Räume sind mit dem vor-

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