Links unten: Blick in das Kremstai — in „das weite Tal von Kirchdorf und Miecheidorf". Am äußersten linken Bildrand das Zisterzienserstift Schiierbach, in der oberen Bildmitte Kirchdorf und Micheidorf, im Hintergrund die Bergweit des Kremstaies und des Windischgarstener Beckens. — Foto; Gerhard Aigner, Linz. Luftaufnahme freigegeben vom BMLV mitZi. 13083/190 — 1. 6./87 Rechts: „Die mächtige Abtei Kremsmünster" — Oberösterreich „kiösterreich", vor allem im Traunviertei. — Foto: Gerhard Aigner, Linz. Luftaufnahme freigegeben vom BMLV mit Zi. 13080/318 — 1. 6./82 Die Wirklichkeit freilich präsentierte sich in den Tälern der Enns, Steyr und der Krems nicht ganz so rosig. Die Obstgärten und sat ten Felder gehörten in der Mehrzahl wenigen Geschlechtern, den Hammerherren, die den Ton angaben und über internationale Han delsbeziehungen verfügten. Den Alltag der meisten Talbewohner bestimmte das Karge, ja sogar die Armut. Die Losensteiner Na gelschmiede oder die Arbeiter in den Sen senhämmern um Micheidorf schufteten bis zu 15 Stunden am Tag und waren dennoch kaum in der Lage, Frau und Kinder zu ernäh ren. Die soziale Struktur änderte sich oft von Poststation zu Poststation. Einig war man sich nur hinsichtlich der Wallfahrten, da gab es keine Rangunterschiede. Auch der gering ste Taglöhner durfte mitziehen nach Adiwang und St. Blasien, nach Maria Neustift und Christkindl bei Steyr. Anders stellte sich die Situation in der Welser Heide, im Linzer Becken oder gar im Floria ner Land dar. Auch über sie weiß das „Kron prinzenwerk" zu berichten, wenngieich eher lapidar; „Ein alter Kanal führt die Saizschiffe pfeilschnell am wilden Fall (Traunfall) vorbei hinab gegen Kloster Lambach, wo die durch die Ager verstärkte Traun in eine kleine Allu vialebene tritt, welche den Namen Welser Heide führt. Hier war vom uralten Wels ab wärts noch vor hundert Jahren" — mittler weile sind es schon deren zweihundert — „ein ödes Steinfeld, Alpenschutt, den die Traun hier ausbreitete. Rastloser Fleiß hat es jedoch in Gulturland umgewandelt, Föhren gehölz, Felder mit Buchweizen und Kartoffeln trägt die dünne Erdkrume. Oberhalb von Hörsching geht die Heide in das fruchtbare Lin zer Becken über, südlich der Traun lugen über die Terrasse, welche es abschließt, die Thürme von St. Florian." Soweit, so kurz und bündig. Kein Wort vom Zauber der Auen entlang der Traun und der Donau, in denen noch in unserem Jahrhun dert Hirsche, Rehe und Fasane gejagt wurden, kein Wort über die Fruchtbarkeit des Flo rianer Ländchens mit seinen sanften Hügeln, auf deren Kuppen jene imposanten Vierkan ter thronen, die schon im Biedermeier die Reiseschriftsteller zum Vergleich mit Schlös sern anregten. Selbst heute, da die Auen auf weiten Strecken Industriebauten weichen mußten und manch stolzer Bauernhof zwi schen den Neubauten der Pendier zu ver schwinden droht, bietet sich von den Aus sichtspunkten, etwa vom Damberg bei Steyr, von Kirchberg bei Kremsmünster oder vom Magdalenaberg bei Pettenbach ein Panora ma, das das Herz höher schlagen läßt. Mit den Namen St. Florian und Kremsmün ster klingen die Stifte an. Und obwohl die älte ste Klosteranlage Oberösterreichs in der Agi lolfingergründung Mondsee zu finden ist, gilt der Zentralraum zwischen Traun und Enns doch als das eigentliche Land der Klöster. Allein von den heute bestehenden acht Stif ten im Land ob der Enns birgt er deren fünf: Kremsmünster, St. Florian, Lambach, Schlierbach und Wilhering. Sie alle waren von den josefinischen Reformen arg bedroht, aber es gelang doch, das Schwerste zu über winden. Garsten, Gleink und das Koliegiatstift Spital am Pyhrn fielen der Klosteraufhe bung zum Opfer, obwohl gerade Garsten ein geistiges und geistliches Zentrum von hohem Wert fixierte. Die Vormachtstellung liegt eindeutig bei Kremsmünster, manifestiert durch seinen er sten Rang im Prälatenstand und bestimmt durch seine Geschichte, die 777 mit Herzog Tassilo IM. beginnt und weitgehend die Ge schichte Oberösterreichs widerspiegelt. Überdies gilt Kremsmünster als ein Hort des Humanismus, die Lehranstait der Kremsmünsterer Benediktiner —1549 aus der alten Lateinschule geformt — genießt weit über die Grenzen Oberösterreichs hinaus den besten Ruf. Gleichermaßen der Gelehrsamkeit und den wissenschaftiichen Disziplinen seit Jahr hunderten aufs engste verbunden ist St. Flo rian, das zudem dank Anton Bruckner in Eu ropa und darüber hinaus Wertschätzung erfährt. Neben Kremsmünster bemühen sich um Erziehung und Unterricht die Benedikti ner zu Lambach und die Zisterzienser in Wilhering und Schlierbach, wo man es außer dem verstanden hat, in der Glasmalereiwerkstätte die Tradition des sakralen Kunsthand werks mit neuer Technik zu beleben. Als die Klöster dem Raum zwischen Traun und Enns ihren Stempel aufzudrücken be gannen, hatte das Land bereits eine beachtli che Entwicklung hinter sich: Die Kelten sie delten hier und gaben ihren Ansitzen Namen, die noch in den Bezeichnungen von heute fortwirken, mit der Kultur der Hallstattzeit rückte das Land erstmals ins Schlaglicht der Geschichte, und als die Römer in Ufernorikum einzogen, fanden sie eine Bevölkerung von hochstehender Kultur vor. Mit den Römern wurde die Donau zur Gren ze, beschützt vom Limes, an dem zahlreiche Lager, Kastelle und Wachttürme entstanden. Zum bedeutendsten militärischen Stützpunkt wurde Lauriacum, in dem die legio II Italica als „erstes oberösterreichisches Hausregi ment" durch Jahrhunderte garnisonierte.
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