Oberösterreich, 39. Jahrgang, Heft 1, 1989

Almegg — einst und jetzt Norbert von Handel Ein Schloß im ausgehenden 20. Jahrhundert — ein Anachronismus? — Kulturbewußtes Erhalten alter Bauwerke, die höchstens museale Aspekte unseres Gesellschaftslebens berühren? — Echter, auch sozialer Bestandteil der Ge sellschaft in unserer ruhelosen, techni sierten und alles andere als beschauli chen Zeit? — Ein bißchen von allem? — Schloßbesitzer — skurrile Fabelwesen einer Zeit, die nicht die ihre ist? — Verwalter kulturellen Erbes ohne zeitadä quate Funktionen? — Zurückgezogen lebende Bürger in einer Gesellschaftsordnung, deren Maxime die Gleichschaltung zu sein scheint? — Kämpfer für verlorene Werte, die zu resi gnieren beginnen? — Verhinderte Staatsmänner, die zwar aus der Erfahrung ihres historischen Erbes auch heute für Staat und Land, nicht aber für tagespolitische Parteistandpunkte wir ken würden? — Ein bißchen von aliem? Lassen Sie mich die Geschichte Almeggs be leuchten, bevor ich versuchen will, ein paar Antworten aus meiner Sicht — von der Warte des Besitzers eines kleinen oberösterreichi schen Landschlosses mit einer bescheide nen wirtschaftlichen Infrastruktur — zu geben. Frühzeit und Mittelalter Almegg ist eine der ältesten Befestigungsan lagen des Landes. Die Grundfesten sind noch aus der Zeit Karls des Großen. Die Chronik berichtet von einer Stiftungsurkunde aus dem Jahr 779 von Tassilo III., Herzog von Bayern, dem Stifter Kremsmünsters, der 788 von Karl dem Großen im Zuge der Beseiti gung der älteren Stammesherzogtümer ab gesetzt wurde und als Mönch In einem fränki schen Kloster sein Leben beschließt. Steinerkirchen an der Traun, Pfarrkirche, Drei Totenschilder 1520, 1524, 1529 der Familie „Sachs zu almegk" Die Geschichte Aimeggs in den folgenden zwölf Jahrhunderten Ist abwechslungsreich und bewegt und spiegelt die polltische Ent wicklung des Landes wider. Im 12. und 13. Jahrhundert war, wie eine alte Urkunde berichtet, das „Castrum Albeck" im Besitz des Kiosters Kremsmünster. Später geht die Burg In die landesfürstliche Lehen schaft über. Im 14. und 15. Jahrhundert wer den verschiedene Mitglieder der Familie der Sachsen mit Almegg belehnt. Totenschilder dieses Geschlechtes sind noch In der Taufkapelle der Pfarrkirche Steinerkir chen zu sehen. Ein blutiges Ereignis findet in einem alten Vertrag, den die Brüder Hans und Oswald die Sachsen mit Ihrem Nachbarn Aspan von Wimsbach schlössen, seinen Nie derschlag: Aspan hatte einen Bruder der Sachsen erschossen und die blutige Fehde sollte nun mit diesem Vertrag beendet werden! Aimegg in der Renaissance Kaiser Ferdinand I., Bruder Karls V. — übri gens ein direkter Vorfahre der heutigen Besit zer —, belehnte die Familie Zeller von Zellers-

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