Oberösterreich, 39. Jahrgang, Heft 1, 1989

Schiffsleutmuseum in Stadl-Paura, Modell „Morgenstimmung im alten Stadl": im Vordergrund, halb im Schutz der Stadl, ein Salztrauner mit Kobel und vorderem Schußdach, dahinter die Schifferkirche , sels vermieden wurde. Ein Fahrzeug flußab wärts (nauwärts) zu steuern, hieß naukehren, und so war eben der Ruderbaum vorne das Naukehrl oder das Kehrruder. Für beladene Schiffe war beiderseits je ein solches vorge sehen. Kleinere Einsetzruder setzte man nur In die Kerben des Kehrwerks oder handhabte sie frei. Große Zillen führten In der Stoir ebenfalls zwei Ruderbäume. Sie lagen In gewundenen Wieden aus feuchtem Hasel- oder Fichten holz an den Steuerstöcken und wurden von einem brückenartigen Aufbau aus bedient. Die KIpfen, mit den Spanten geläufiger Boote vergleichbar, sind zuletzt nur noch als aus Teilen zusammengefügte WInkelkIpfen anzu treffen. Anfangs gewannen sie die Schoppermelster aus jener natürlichen Beuge, die der unterste Stamm des Baumes mit der stärk sten obersten Wurzel bildet. Richtig gespal ten, ergab eine junge Fichte ein solches Klpfenpaar, einen Spant, bestenfalls konnte man aus zwei Bäumen noch ein drittes herausho len. Der Stammteil trug an Holznägeln den Boden, der schlankere Wurzelteil die Sel tenwand. Stadl-Paura und seine Schiffleut Näherten sich die Schiffe Stadl-Paura, so läu tete der Melder die Glocke und die Hüter eil ten zur Lände, um am Wurflelnl der Gmund ner das Auffangseil einzuholen und die Fahrzeuge mit dem schweren Landseil zu fi xleren. Die Äußere Traun würde heimliche Tücken bereithalten, wie eine durch Sandund Schotterverfrachtung ständig veränderte Fahrrinne. Und auch die mit der Offenhaltung betrauten Fischer setzten die Markierungs stangen häufig so, daß Ihre Fischgründe zu Lasten der Schiffer unbehelligt blieben. Sol ches zu verhüten, oblag dem Fischermeister zu Wels samt eigenem Wasserseher und zwei Adjunkten mit Dienstfahrzeug: der neun Klafter langen Wasserseherzille. Kurzum, die klobigen Fallzillen waren nicht zu gebrauchen und gehörten umgeladen, wozu die kleineren Agertrauner bereitstan den. Große Gmundner-Trauner mußten um ein schwaches Drittel erleichtert werden, abgeschlftet, wie es hieß. Und diesen Umstäni, , ^ fefiESÖti; den verdankte Stadl-Paura seinen hohen Stellenwert. Darüber hinaus verschifften die Lambacher jeden Samstag Kälber flußab wärts, auch Kühe und schwere Ochsen. Das Gebrüll der Tiere störte dann den Gottes dienst In der nahen Kirche, sodaß die Verla dung zum „Fischer Im Bad" verlegt wurde, wo auch die Agerschlffe mit Drechslerware an legten, bevor sie nach Wien welterfuhren, und die Agerflöße. Zum Schutz der nässeempfindlichen Güter, voran des Salzes, standen 14 Hütten so Im Wasser, daß Schiffe und Ladung unter Dach waren, nicht zuletzt jene, die nicht mehr vor Ende der Schiffahrt In den letzten Dezember tagen abgefertigt wurden. Diese Stadln ga ben dem Ort seinen Namen, bis die Im Volks mund gebräuchliche Neubildung StadlPaura Gültigkeit erhielt. Wobei als zweites Element der frühgeschlchtllchen Paura-Hügel hinzugefügt Ist, der die Dreifaltigkeitskir che trägt. Nach dem verheerenden Brand von 1836 entstanden nur mehr sechs davon wieder, um nach dem Niedergang der Salz fahrt endgültig abgerissen zu werden. Heute bestehen seitens der Betreiber des Schlffleutmuseums Intensive Bemühungen, wenig stens einen Stadl vorbildgetreu zu rekon struieren. Den Gegentrieb der Fallzüge von Stadl nach Gmunden besorgten die ortskundigen Fall bauern. Leerzlllen benötigten drei Reiter mit fünf Rossen: den Vorreiter mit einem, sowie den Mittel- und Afterreiter mit je zweien. Frachtzillen brauchten ein sechstes Pferd, das dann der Vorreiter dazu bekam. Die angegebenen Zelten schwanken zwi schen 6 und 9 Stunden, der Traunfall liegt je weils In der Mitte. Über den Fahrbaren Fall wurden die Schiffe einzeln und von zwei Fall zügen gezogen, was ein urwüchsiges Bild geballter Kraft hat ergeben müssen; allein das schwere Fallseil wog 182 Pfund. Das Stellufer erzwang ein Übersetzen der Pferde auf dem Überreltbrückl und auf Höhe der Ein fahrt wieder zurück, wozu das gegengetrie bene Schiff jeweils abgehängt und festge zurrt werden mußte, eine In dem aus gezeichnet gelungenen Modell des Schlffleutmuseums nachgestellte Szene. Stadl besaß sogar eine eigene Schule auf freiwilliger Basis noch vor der allgemeinen

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