Oberösterreich, 39. Jahrgang, Heft 1, 1989

einer eingehenden Prüfung. Wesentiich bes ser sind wir über einen anderen Gartenauf trag Pagis informiert: so ließ der Abt für den vom „kaiserl. Hofgärtner in dem Schieß zu Linz" konzipierten „neuen Zwerglgarten" in Lambach vom Linzer Biidhauer Johann Bap tist Wanscher sechs Zwergenfiguren anfer tigen. Diese Plastiken entstanden nach Jacques Gallots Stichen und stellen phanta stisch-groteske Charaktere dar, deren Namen wiederum auf „Callots Neueingerichtetes Zwergenkabinett" zurückgehen (z. B. „Natan Hirschl — der Pragerische Judenschaft Pri mas und deß höbraischen Gesatzes appro bierter Püxen-maister, in seinem Schulkleydt" u. a.). Genrefiguren dieser Art waren im 16. u. 17. Jahrhundert nicht Seiten, wenn gleich sich erst durch die ausschiießliche Be rufung auf Callots Verzerrung ins Zwergen hafte die Mode der barocken Zwergengärten etabiieren konnte. Pagis Vorliebe für bizarre und symbolträchtige Formen spielte sowohl bei größeren Bauvorhaben als auch bei klei neren Gestaitungsfragen eine bestimmende Roile. Als Abt Maximilian Pagl am 23. Februar 1725 verstarb, hinteriieß er dem Stift ein großarti ges künstlerisches Vermächtnis. Hatte dieser im Grunde bescheidene Mann auch nicht die Fertigsteilung ail seiner Bauprojekte erlebt, so gelang es ihm trotzdem, in relativ kurzer Zeit die Umgebung des Stiftes mit den von ihm überaus behutsam organisierten Kir chenbauten zur „Lambacher Kiosterlandschaft" umzugestalten. Die künstlerische Aufwertung dieser Region, die ja zugieich auch seine Heimat darstellte, repräsentiert zwar nur eine Facette im Wirken Pagis, doch überstrahlte sie dank der besonderen poiitischen und kulturellen Situation, in die Abt Maximiiian hineingeboren wurde, andere Lei stungen. Er hinterließ also seiner Nachwelt eine Reihe von Denkmälern tief empfunde ner Barockfrömmigkeit und vitaler Diesseits bejahung. Wir dürfen nicht vergessen, daß die Präsenz des letzten Gerichtes, in dem die Werte des Lebens und die Taten des Men schen im Angesicht der Ewigkeit gewogen werden, den Barockmenschen nicht hinder ten, sich der Schönheit des Lebens mit gan zer Freude hinzugeben. Wie schon der hl. Benedikt, so baute auch Abt Maximilian seine Weisungen auf Gebet, Arbeit und geist licher Lesung bzw. Meditation der Heiiigen Schrift auf. Manchem mag die Rolle Pagis als baufreudiger Kirchenfürst zu weitlich ausge fallen sein. Da aber selbst der hl. Benedikt als bauender Mensch in einer Zeit voller De struktionen in Erscheinung trat, ist dieser Aspekt wohi auch in Hinblick auf die Ordensideaie positiv zu bewerten. Lambach, Kalvarienbergkirche, eines der Freskogemälde an den Vierungspfeilern innen, Thema: Christus vor Annas. — Foto: Elfriede Wöhry, Linz Anmerkungen 1 Germain Bazin, Paläste des Glaubens, II. Band, München 1980, S. 54 2 Arno Ellensteln, Abt Maximilian Pagl von Lam bach und sein Tagebuch, Salzburg 1920, 8. 33 3 Ebenda, S. 155 4 Erwin Harnisch (Bearbeiter), Die Kunstdenkma le des Gerichtsbezirkes Lambach, Österreichische Kunsttopographie, Bd. XXXIV, Wien 1959, 8. 106, Anmerkung 2 5 Pestbeschreibung und Infectionsordnung: wel che vormahls in besonderen Tractaten herausge geben nunmehro aber in ein Werck zusammen ge zogen, Wien 1727; vgl. dazu: Prinz Eugen und das barocke Österreich, Ausstellungskatalog des NÖ. Landesmuseums NF. 170, Wien 1986, 8. 360 f. 6 In der Mitte des oberen Bordürenabschnittes ist neben dem 8tifts- und Konventwappen auch das Personalwappen Pagis mit der Umschrift „Maximillanus D. G. Abbas Lambacensls 8. 0. M. Göns." eingearbeitet Ergänzende Literaturhinwelse Elfriede Baum, Katalog des Österreichischen Ba rockmuseums, Wien-München 1980 Rupert Feuchtmüller, 8t. Florian und die Bildwelt der österreichischen Barockstifte, Ausstellungs katalog 8t. Florian, Beltragstell, Wlen-Frelburg-Basel 1986 Paulus Fuchshuber, Die Paurakirche, 3. Auflage, München-Zürich 1978 Klara Garas, Zu Leben und Werk des Carlo Innocenzo Carlone (1686—1775), In: Carlo Innocenzo Carlone — Ölskizzen, Ausstellungskatalog des 8alzburger Barockmuseums, Balzburg 1986 Johannes Gärtner, Die benediktinische Lebens weise, in: Beitenstetten. Kunst und Mönchtum an der Wiege Österreichs . . . Bruno Grimschltz, Johann Michael Prunner, Wien 1958 Rudolf Guby und A. Rabensteiner, Die Dreifaltig keitskirche in Paura in Lambach, in; Kunstge schichtliche Einzeldarstellungen Bd. 4, Wien 1922, Bonderabdruck aus dem Jahrbuch des Kunsthisto rischen Instituts Wien 1919 Rudolf Guby, Das Benediktinerstift Lambach in Oberösterreich, Wien o. J. (Österreichische Kunst bücher Bd. 6) Ernst Guldan, Wolfgang Andreas Helndl, WienMünchen 1970 Edgar Harvolk, Votivtafeln, München 1979 Kurt Holter, Grundzüge einer Baugeschichte, In: Tausend Jahre Oberösterreich, Ausstellungskata log Wels, Linz 1983 Manfred Koller, Die Farbigkeit der Btukkatur — zu Ihrer Entwicklungsgeschichte In Österreich vom 16. bis 18. Jahrhundert, in: Kunstjahrbuch der Btadt Linz 1979

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