Oberösterreich, 38. Jahrgang, Heft 4, 1988

Bücherecke dessen Auftrag es vornehmlich Ist, „Geschichtsbe wußtsein zu fördern und zu pflegen". 25 namhafte Historiker waren eingeladen worden, die Herr scherpersönlichkeit von allen Seiten auszuleuch ten und die Zusammenhänge zwischen Person, Volk und Politik aufzuzeigen. In drei großen Kapi teln — „Person und Hofgesellschaft", „Politik und Wirtschaft" und „Kultur und Wissenschaft" — ent steht ein Porträt jenes Mannes, dessen bedeuten de Münchner Gründungen, das Bayerische Natio nalmuseum, das Maximilianeum und die Maximilianstraße, den Kunst- und Kulturbeflisse nen im deutschen Sprachraum ein Begriff sind. Der größte Vorteil dieses Buches ist, daß die Auto ren ihre Beiträge in einer Prägnanz und in einem Stil verfaßt haben, die wissenschaftliche Exaktheit mit populärer, an manchen Stellen sogar packen der Darstellungsweise vereinen. Somit liegt eine politische Biographie des Bayernkönigs vor, die so wohl Fachhistorikern als Nachschlagewerk und Grundlage zum vollständigen Literatur- und Quel lenstudium dienen kann, als auch jedem an der Geschichte Interessierten eine spannende Lektüre bietet. Alfons Beckenbauer: Ludwig III. von Bayern (1845—1921) — Ein König auf der Suche nach sei nem Volk. — Regensburg: Verlag Friedrich Pustet 1987, 356 Selten, 30 Schwarzweiß-Abblldungen, Textlllustraticnen, eine Zelttafel, eine Stammtafel, Leinen mit Schutzumschlag, Ladenpreis S 374.40. Von 1180 an waren sie das regierende Haus in Bay ern, mit dem Sturz Ludwigs III. im Jahre 1918 ging ihre Ära in den Wirren der Revolution unter. Die Herrschaft der Wittelsbacher gehörte somit nach mehr als 700 Jahren der Vergangenheit an, wie wohl der letzte Regent niemals offiziell auf seinen Thron verzichtet hat. Wer war nun dieser letzte Re gent, Ludwig III.? Der historisch interessierte Österreicher verbindet mit dem bayerischen Kö nigsnamen Ludwig zunächst den kunstsinnigen I., der seine Haupt- und Residenzstadt München zu einer Metropole von kunst und Wissenschaft ge formt hat, dann den von tragischem Schicksal um sponnenen II., Mäzen Richard Wagners, Märchen prinz auf Neuschwanstein und Herrenchiemsee. Aber Ludwig III.? Es ist nicht verwunderlich, daß der letzte bayeri sche König in Österreich über keine allzu große Po pularität verfügt, war er doch von seiner Geburt 1845 bis zu seinem 67. Lebensjahr lediglich einer der Prinzen von Bayern, und erst mit 68, am 12. November 1913, ließ er sich als Ludwig III. zum König von Bayern krönen. Es blieben ihm dem nach noch knappe fünf Jahre Regierungszeit, und das in einer Epoche, in der Europa an den Rand des Verderbens schlitterte. Dennoch begegnet uns in Ludwig III. von Bayern ein Monarch, dessen Le bensweg und dessen Intentionen nachzuzeich nen, sehr wohl der Mühe wert ist. „Ludwig III. von Bayern (1845—1921) — ein König auf der Suche nach seinem Volk" nennt Alfons Beckenbauer seine bei Friedrich Pustet, Regens burg, erschienene Biographie. Der ehemalige Stu diendirektor am Hans-Carossa-Gymnasium in Landshut bringt jede Voraussetzung für dieses Werk mit, war er doch zwölf Jahre lang Vorsitzen der des Historischen Vereins Niederbayern. Der heute noch als Lehrbeauftragter an der Fachhoch schule Landshut Wirkende hat für diese erste Lebensbeschreibung des letzten bayerischen Kö nigs zahlreiche Einzeluntersuchungen, Memoiren, Interviews, Kurzberichte von Zeitgenossen sowie anderes wichtiges Quellenmaterial zusammenge tragen. Alles in allem entstand so ein aussagekräftiges, le bendig geschriebenes Lesebuch zur neueren bay erischen und europäischen Geschichte, das nicht nur Historikern, Geschichtslehrern und Bibliothe karen ans Herz gelegt sei, sondern jedermann, der für die Vergangenheit unseres westlichen Nach barlandes aufgeschlossen ist. Helga Litschel Weihnachtsliteratur der Veritas Hans Dieter Malringer: Ein Engel kam nach Bethle hem. — Linz: Veritas 1988, III Selten, 17 x 24 cm, kartoniert, Ladenpreis S 148.—. Im Advent suchen die Menschen nach Besinnung. Sie greifen gerne nach Anthologien mit alten oder auch neuen Weihnachtsgeschichten und Advent geschichten. Dr. Hans Dieter Mairinger bereichert diese Buchgattung mit liebenswerten Neuschöp fungen. Er verfaßte gemütvolle Texte — Gedichte, Hirtenspiele, Weihnachtslieder, die meisten in Dia lekt. Für Vertonungen konnte er bekannte Kompo nisten gewinnen: Werner Brüggemann, Fridolin Dallinger, Gerhard Fitzinger, Wolfgang Fürlinger, Heinrich Gattermeyer, Johann Krebs, Franz Moser, Norbert W. Nowotny, Anton Reinthaler und Balduin Sulzer. Illustriert und geschmückt ist dieses Buch mit frühen Grafiken von Franz von Zülow. Von diesem Künstler, dessen Name besonders mit dem Mühlviertel stets verbunden bleiben wird, stammt auch das färbige Titelbild. Dieses Buch regt zu aktiver Adventgestaltung an. Es sollte Eingang in viele Familien und Gemein schaften finden. Helmut Trawöger: Querflötenschule. — Linz: Veritas 1988, 64 Selten, 21 x 24 cm, kartoniert, Ladenpreis S 128.—. Dieses Musikheft ist nicht unmittelbar als Weih nachtsliteratur zu bezeichnen, paßt aber gut in diese besinnliche Jahreszeit. Es will junge Musici zum Musizieren anregen. Die Querflöte wird be reits Kindern ab dem 8. Lebensjahr schmackhaft gemacht. „Das wichtigste für kleinere Kinder ist, daß ein Lehrwerk rein auf die Spielfreude hin wirkt." Diese Absicht ist dem Autor, Direktor der Landesmusikschule Grieskirchen, sicherlich ge lungen. Elfriede Wutzel Ein sehenswertes Kunstbuch Wien's Umgebungen. Nach der Natur gezeichnet und gestochen von Joseph und Eduard Gurk. Re produktion der Ausgabe Tranquilic Melle, Wien 1827. Vollständige Wiedergabe der 1827 erschienenen 66 kolorierten Kupfertafeln Im Orlglnaifcrmat 24x17 cm. Einführung und Blldbeschrelbung von Robert Wagne.r Die Auflage Ist auf 980 handnumerierte Exemplare limitiert: 880 Exemplare In Leinen (1—80) und 100 (l—C) In Lede,r Leinenausgabe S 1600.—, Lederausgabe S 2.800.—. Reihe TOPOGRAPHIA AUSTRIACA, Band 4, er schienen bei der Akademischen Druck- und Verlagsanstalt Graz. Schon die, gekürzte, Wiedergabe des Titels des vorliegenden Buches läßt die Atmosphäre spüren, in der Leser und Betrachter dieses Werkes versetzt werden und versetzt werden sollen: Eine Atmo sphäre der gediegenen Ruhe und des nachsinnen den Geistes. Man ist es müde geworden, sich in dem Überangebot von plakativen Abbildungen, ba sierend auf der unendlich reproduzierbaren und deshalb oft oberflächlichen Photographie, zu be wegen. Erfreut und belebt nimmt man die Aus strahlungen wahr, die einem Bildwerk der vorlie genden Art eigen ist. Die künstlerisch gestaltete Wiedergabe einer Landschaft, einer Architektur, eines Gegenstandes ist eben mehr als ein Abbild. Sie beinhaltet neben der vorgegebenen Situation der Objekte die sub jektive Aussage des Künstlers, sein Fühlen und Verstehen der Vorlage. Sie bringt den geistigen und seelischen Zustand der Zeit mit ein. Sie trägt der eigentlichen menschlichen Situation Rech nung, daß etwas erst ist, wenn es zu einem Dialog fähig ist. Und zu diesem Dialog wird der Leser des angesprochenen Werkes immer wieder angeregt. Er ist angehalten, sich zu erinnern, er wird aufge fordert zu vergleichen, er wird animiert, Nach schau zu halten. Nachschau zu halten im eigenen Inneren, und Nachschau ist zu halten in der Außen welt. „Wien's Umgebungen" lassen die Welt des Biedermeier erstehen, in uns; regen uns aber auch an, außerhalb von uns, jene Welt zu suchen, zu schauen, was davon noch vorhanden ist und wie es heute auf uns wirkt. — Die überlieferte Substanz kann nur in fortwährender Erneuerung bewahrt werden (Hans Sedlmayr: „Verlust der Mitte"). Inhalt und Gestaltung von „Wien's Umgebungen" tragen dem Gesagten in vorzüglicher Art Rech nung. Angeregt durch die gediegene und liebevol le Ausführung, sowohl der Bilder als auch der Be gleittexte, wird man, findet sich einer der im Buch vorhandenen „Prospekte" in der Wirklichkeit, die Situation tiefer, umfassender und wissender erle ben. Das Buch gewährt in sich eine schöne Welt der heilen Stille, führt uns aber auch hin zu jenen Orten, wo wir diese Welt wiederfinden, — ein Ge schenk!. A. Klupp Vorankündigung Am 6. November 1988 wurde im Ischler Kurhaus in Anwesenheit von Herrn Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck und zahlreicher Gäste eine wichtige Neuerscheinung des LANDESVERLA GES präsentiert — Trumler — Bors — Zoch: Ge schichte der Photographie anhand von Exponaten aus dem „Schönsten Photomuseum der Welt". Her ausgegeben von der „Gesellschaft der Freunde der Photographie und ihrer Geschichte", Bad Ischl. Eine ausführliche Besprechung dieser Neuer scheinung folgt in Heft 1/1989 der Zeitschrift „Ober österreich". 77

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