Oberösterreich, 38. Jahrgang, Heft 4, 1988

Bücherecke übersetzen", mit denen Georg Brittings Gedicht „Der Böhmische Wald" beginnt, Landschaftsbücher dieser Art sind bibliophile Kost barkeiten. Das Mühlviertel. Text von Christoph Wagner. Mit 99 Farbbildern nach Photographien von Gerhard Trumle.r — Wien: Verl. Christian Brandstätter 1968, 64 Selten, Ladenpreis S 148.^. In Oberösterreich stand der Kulturkalender 1988 ganz Im Zeichen der heurigen Landesausstellung In Schloß Weinberg, die dem Mühlviertel gewidmet war. Eine erfreulich hohe Besucherzahl, aber auch eine Reihe von Publikationen über diesen bisher etwas stiefmütterlich behandelten Landesteil kön nen als Signal gewertet werden, wie schätzenswert und besuchenswert diese Landschaft zwischen Nordwald und Donau Ist. Daß sich der rührige Ver lag Christian Brandstätter die Gelegenheit, das Mühlviertel In seine Buchreihe „Österreich Im Bild" aufzunehmen, nicht entgehen lassen würde, war zu erwarten. Er konnte für dieses Buchprojekt zwei erfahrene Publizisten gewissen — als Textautor Christoph Wagner, ein gebürtiger Linzer, der In Wien als Kulturschriftsteller Karrlere gemacht hat, und für die Bildausstattung Gerhard Trumler, unse ren Lesern als Mitarbeiter bekannt, dem wohl das Prädikat Fotokünstler zuerkannt werden kann. Wort und Bild sind nach für das Mühlviertel typi schen Themengruppen gegliedert. Einleitend wird das „Mühlvlertel" mit seinen Charakterlstlka vorge stellt. Darauf folgen die Wort- und Bildreihen: Städ te und Märkte — Flüsse, Täler, Bäche — Kirchen und Klöster — Burgen und Schlösser — Wälder, Wildparks, Wanderwege — Land und Leute. Den Schluß bildet eine Zusammenfassung: Das Mühl vlertel auf einen Blick. Christoph Wagner Ist ein Praktiker. Er weiß, was den Leser Interessiert. Er hat ein sicheres Gefühl, wie man eine Landschaft mit wenig Worten ver lockend anbieten kann. Zu bestätigen Ist Ihm auch, daß er seinen Text gründlich erarbeitet hat. Was er schreibt stimmt. Das Wichtigste wird mitgeteilt. Vor allem aber: Er bemüht sich um eine gepflegte Sprache. Gerhard Trumler Ist ebenso ein Praktiker. Er aner kennt die Notwendigkeit des Fotos als Dokumenta tion, wobei auch seine Dokumentationsaufnahmen fototechnisch hervorragend sind, und er bemüht sich besonders um poetische Stimmungsbilder, mit denen er Impressionen vermittelt. Bilder wie „Blick von Aflesl nach Süden", „Blick vom Stern stein nach Norden über die tschechische Grenze" (eine Winteraufnahme), „Mühlvlertler Landschaft bei Schloß Sprinzensteln", „Schloß Altenhof von der Ruine Falkenstein gesehen", „Donauenge von Obermühl", „Die Mühlkreisbahn Im Tal der Großen Gusen ...", „Grünbach bei Freistadt", „Schloß Schlägl, Bibliothek" usw. sind eine Augenweide. Um solche Fotos zu schaffen, muß man viel unter wegs sein. Dazu muß man sich eine Landschaft er wandern. Dieser Bildband, dieses Landschaftsbuch wird lange Bestand haben. Lesebuch aus der Provinz. Chiemgau. Hrsg. v. Hans Heyn. — Rosenheim: Rosenheimer Verlagshaus Alfred Förg 1988, 360 Seiten mit 10 Abbildungen, 13 X 21 cm, Leinen mit Schutzumschlag, Laden preis S 310.45. „Der ganze Chiemgau Ist eine kleine Welt für sich mit In Jahrtausende zurückreichende Kulturwur zeln und voll anheimelnder Reize, deren glänzen der Mittelpunkt der See mit seinen traulichen In seln bildet." Diese Lobrede auf den Chiemgau, „dem Land vor den Bergen zwischen Salzach und Inn" stammt von Friedrich von Bodenstedt (1819—1892), der König Maximilian II. von Bayern einst auf seiner Fußreise und seinem Ritt durch Oberbayern begleitete. Er Ist einer der 76 Autoren, deren Werke der auch In Oberösterreich bestens bekannte Rosenheimer Journalist und Schrift steller Hans Heyn durchgeackert hat, um daraus ein Lesebuch zusammenzustellen, das diese wun derschöne Landschaft vor den Alpen unseren Her zen vertraut macht. Gesammelt hat der Herausge ber Ausschnitte von poetischen und landeskundlichen Texten, die einen weiten zeitli chen Bogen umspannen. So berichtet Magdalena Haydenbuechner (1576—1650) von Frauenchiem see, wie einst In dieser altehrwürdigen Benedlktlnerinnenabtel „eine Äbtissin gewählt" wurde. Ganz anders dann der lakonische Bericht von Franz Xaver Kroetz, „sozialistischer Schriftstel ler" unserer Zelt, dem ein Arbeiter aus Grassau, der Luggl, seine Worte auf Tonband sprach ... „Heut' kammert Ich natürlich nimmer mit — aber des Is' ja, der kleine Mann, der Arbeiter, der ko Im Gemeinderat oft ned mitredn, well er net mltkummt. A bei einfachen Sachen Im Grunde. Des wird künstlich kompliziert..." Gegliedert Ist diese Anthologie In folgende Kapitel: Spurensuche (die von der Geologie bis zur Zeitge schichte reicht), Schicksale (mit vielen Sonderlin gen), Arbelt (Hüttenwerke, Fischerei, Sennerin, Moor usw.), Skizzen und Wanderbilder, Kunstland schaft (mit Bekanntem und Unbekanntem), Erfun dene Wahrheit (hier kommen die Dichter zu Wort), Sagen und Kinderwelt, Lob der Sänger. Dieses Lesebuch ergänzt vorzüglich den In unse rer Zeitschrift „Oberösterreich" bereits besproche nen Bildband von Kurt Schubert und Hans Heyn über den „Chlermgau". Es vertieft unsere Neigung zu dieser bayerischen Landschaft, die so viele geo graphische und historische Gemeinsamkelten zu Salzburg und Oberösterreich aufzuweisen hat. Dorfgedichte von der Romantik bis heute. Ausge wählt V. Fritz Pratz. — Rosenheim: Rosenheimer Verlagshaus Alfred Förg 1988, 160 Selten, 12,5 X 19,5 cm, gebunden mit Schutzumschlag, La denpreis S 187.20. Das Rosenheimer Verlagshaus überrascht Immer wieder durch seine Fündigkeit. Aus einer Schar von Germanisten holte sich Alfred Förg einen Autor, dem neben vielen anderen literarischen Neigun gen besonders die Welt des Dorfes am Herzen liegt. Im Nachwort zu seiner Anthologie schreibt er: „Die Gedichte In diesem Buch sagen viel, sagen alles gegen die Stillegung des Dorfes." Beschwo ren wird In den ausgewählten lyrischen Texten nicht nur die Dorfidylle, nicht nur die Dorfromantik, es werden auch drängende Zeltsorgen ausge drückt, etwa In dem Kurzgedicht des aus dem Er zgebirge stammenden zeitgenössischen Autors Reiner Kunze „Wo wir wohnen", das er seinem En kel gewidmet hat: Dort wo Im morgen der hahnenschrel die autos Im tal um ein winziges übertönt Um ein winziges Komm, dem hahn zu helfen. Insgesamt kommen 76 Dichter zu Wort. Es sind viele österreichische Namen dabei, etwa Ilse Ai chinger, Ingeborg Bachmann, Richard Blllinger, Ernst Jandl, Ernst Kramer (hautnah sein Gedicht „Der böhmische Knecht"), Rainer Maria Rilke, Pe ter Rosegger, Josef Weinheber u. a. Ein gutes Buch, mit dem der Leser seinen Tag be schließen kann. Ein gutes Gedicht vor dem Ein schlafen Ist besser als eine Schlaftablette. O. Wutzel Geschichte König Maximilian II. von Bayern 1848—1864. Her ausgegeben vom Haus der Bayerischen Geschich te. — Rosenheim: Rosenheimer Verlagshaus Alfred Förg, 1988. 308 Seiten, 12 Schwarzwelßabbiidungen, 16,3 x 24,6 cm, Ladenpreis S 310.45. „Bei dem Thronfolger handelt es sich um einen sehr schwierigen, kapriziösen, unzufriedenen, un sicheren Charakter, überdies um einen von schwe ren Depressionen helmgesuchten Mann", bemerkt Heinz Gollwitzer, und Leopold von Ranke hält dem entgegen: „Dem deutschen Fürstenstand gereicht es zu hoher Ehre, daß er Männer hervorgebracht hat, denen ein Adel der Gesinnung und Verständ nis Ihres Berufes, eine Vereinigung der allgemei nen und besonderen Interessen, Wohlwollen und Ernst In so hohem Grade eigen waren wie dem Kö nig." Beide — der Biograph Ludwigs I. von Bayern und der bedeutende Historiker — meinen ein und dieselbe Persönlichkeit: Kronprinz Maximilian, ge boren am 28. November 1811 und von 1848 bis 1864 König von Bayern. Als Max II. Josef stand er zwischen seinem Vater, Ludwig I., und seinem Sohn, Ludwig II., ein wenig Im Schlagschatten glänzender, faszinierender Herrscher. Durch die Revolution von 1848 auf den Thron gehoben, konn te er sich nur mit Mühe von der beherrschenden Figur seines vom Volk abgesetzten und räsonie rend Im Schmollwinkel stehenden Vaters lösen. Und doch war er stark genug, im Verein mit seiner liebreizenden Gattin, einer preußischen Prinzes sin, Volk und Dynastie wieder miteinander zu ver söhnen. Er regierte konservativ-liberal. „Er war konstitutionell nicht aus Neigung, sondern aus sauer erkämpfter Überzeugung, er förderte libera le Ideen, well er echt konservativ gesinnt war", stell te Wilhelm Heinrich Riehl In seinen „Kulturge schichtlichen Charakterköpfen" 1891 fest. Alles In allem begegnet uns In der Gestalt Max II. von Bayern eine echte Rarität von bemerkenswer ter Vielseitigkeit, und es Ist daher wohl kein Zufall, daß seine erste umfassende Biographie In der Rei he „Rosenheimer Raritäten" des Verlagshauses Alfred Förg erschienen Ist. Herausgegeben wurde der Band vom Haus der Bayerischen Geschichte, 76

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