Oberösterreich, 38. Jahrgang, Heft 4, 1988

Bücherecke Landschaftsbücher Kurt Schubert — Hans Heyn: Der Inn. Gebirgsfluß dreier Lände.r — Rosenhelm: Rosenhelmer Verlags haus Alfred Förg 1988, 144 Selten, 168 Farbfotos, 24,5 X 28 om, lam. Pappband, Ladenpreis S 561.60. Hans Heyn als Schriftsteller und Kurt Schubert als Fotograf sind ein gut zusammengespieltes Team — jeder ein Könner in seinem Fach. Dazu Alfred Förg als Verleger — dieses Triumvirat bürgt für be ste Buchqualität. Die am 8. September 1988 im stimmungsvollen Innmuseum Rosenheim vorgestellte neue „Rosenheimer Rarität" ist ein Musterbeispiel, wie ein Landschaftsbuch eingerichtet und gestaltet wer den kann, das fachlichen Ansprüchen und ebenso populären Leserwünschen entspricht. Hans Heyn erweist sich wieder einmal als Lokalhistoriker mit einem profunden Wissen und journalistischer Rou tine. Bereits der erste Satz seiner Beschreibung des Inn zieht den Leser in den Bann dieses 500 km langen Gebirgsflusses, der aus den rauhen Höhen des schweizerischen Engadin durch Tirol und Bay ern, auf seinem letzten Flußlauf Grenze zwischen Niederbayern und Oberösterreich, zur Donau führt, einst die Schiffsleut', heute die Touristen. Man glaubt dem Autor und seinem Fotografen ger ne, daß sie diese einzigartige Flußlandschaft in jahrelanger Arbeit sich buchstäblich erwandert ha ben. Eine Fülle von Quellen- und Literaturfor schung wurde betrieben. Dichter wurden zur laudatio des Flusses herangezogen, so etwa Goethe in seiner „Italienischen Reise" 1786 oder Gertrud Fussenegger in ihrem Österreich-Buch 1978. Hans Heyn beginnt seinen Text mit der Darstellung der Innschiffahrt und hier gleich mit einem Pauken schlag, der „letzten Reise Franz' I. von Lothringen" von Hall in Tirol nach Wien, ein Ereignis, an das heute noch eine Kapelle nahe dem Haller Münzer tor erinnert, die Maria Theresia in treuer Gattenlie be erbauen ließ — „an der Stelle, an der sie ihren toten Gemahl auf das Innschiff hoben." Wir erfahren, daß schon die Römer diesem wilden Gebirgsfluß Achtung zollten, indem sie ihn „Ainos", der Gewaltige, nannten. Nun erst, nachdem wir viel über den „schiffbaren Inn" erfahren haben, wird seine Geographie, seine Landschaft im Detail beschrieben. Vom Ursprung des Flusses berichtet das romantische Kapitel „Ma Bella Val, Mi Engiadina". Wer weiß schon, daß un ser Inn in einer Höhe von 2484 m in einem Gebirgs see entspringt, den die Engadiner „Lej dal Lungin" nennen und daß nicht nur neben anderen Inns bruck, Braunau und Schärding Innstädte sind, son dern ebenso St. Moritz, die einstige „Badekönigin der Alpen", ganz zu schweigen von den bayeri schen Innorten? Mit Begeisterung wird der weitere Flußlauf „Durch das Land im Gebirge" (Tirol), „Im bayerischen Hochland" und schließlich „Hüben und drüben am Unteren Inn" kulturgeographisch beschrieben. Wenn Alfred Förg bei der Buch Präsentation in lau niger Ansprache meinte, daß Hans Heyn, aus dem Schlaf geweckt und nach seinem Namen befragt, antworten würde „Inn", so dürfte in diesem Scherz wort ein Körnchen Wahrheit stecken. Den ausgezeichneten Text begleiten die Farbfotos von Kurt Schubert in ebenbürtiger Übereinstim mung. Man könnte ihn mit seiner Aufnahmetechnik einen Dramatiker der Fotografie nennen. Vor allem Luftaufnahmen vermitteln dem Beschauer völlig neue Landschaftsperspektiven. Dieses Landschaftsbuch verdient Aufnahme in jede österreichische und bayerische Bücherstube, auch die Schweiz müßte daran Interesse finden. Es stimmt ein in die in Vorbereitung begriffene „DreiLänder-Ausstellung der Stadt Rosenheim" mit dem Thema „Inn", die für Mai bis Oktober 1989 im Rosenheimer Ausstellungszentrum „Alter Bahnhof" geplant ist. Ihr Gestalter wird, wie nicht anders zu erwarten, Hans Heyn sein. Wir freuen uns darauf! Bruno Mooser — Alois Fink: Niederbayern. — Ro senhelm: Rosenhelmer Verlagshaus Alfred Förg 1988, 1982 Selten, davon 96 Selten Textteil und 96 Selten Tafeltell mit 134 farbigen Abbildungen, 26,5 x 26 om, Leinen mit Schutzumschlag, Ladenpreis S 421.20 Auch diese „Rosenheimer Rarität", die wenige Wo chen nach dem Inn-Buch in Landshut präsentiert worden ist, verdankt ihr Entstehen der guten Zu sammenarbeit eines erfahrenen Medienfachman nes (Lokalpresse und Rundfunk) mit einem künst lerisch begabten Fotografen. In Konzeption und Anlage unterscheidet sie sich jedoch von der vor hin rezensierten Inn-Publikation. Alois Fink als Textautor beschränkt sich auf eine knappe Einfüh rung „Niederbayern, Steine zu einem Mosaik", Ouvertüre zu einer ausgewogenen Anthologie poe tischer und lokalhistorischer Texte aus Vergangen heit und Gegenwart, die dem Leser eine bildhafte Vorstellung der Landschaft vermitteln, der diese Lobpreisung in Wort und Bild gewidmet ist. Für österreichische Leser ergibt sich bei der Lektüre die überraschende Einsicht, daß dieses Nieder bayern geographisch weit umfassender zu verste hen ist, als wir mit unserer Schulweisheit bisher angenommen haben. „Der Bayerische Wald, die Donau mit ihrer Gäuboden-Mitgift, das vielgestalti ge Hügelland nach Süden und zur Holledau hin — ein mächtiger Dreiklang." Neben dem Herausgeber kommen 22 Autoren zu Wort; Herbert Achternbusch (II), Christian Mayer mit dem Pseudonym Carl Amery, Josef Martin Bau er, Hans Bleibrunner, Bruno Brendel, Hans Carossa, Wilhelm Diess, Günter Eich, Monika Fink-Lang, Paul Friedl, August Gebessler, Harald Grill, Hans Gstettner, Benno Hubensteiner, Carl Lamb, Johan nes Linke, Alois Johannes Lippl, Emerenz Meier (eine schon sagenhafte Figur), Karl Alexander von Müller, Hubert Neufeld, Max Peinkofer, Herbert Schindler, Ingeborg Seyfert, Rupert Sigl, Siegfried von Vegesack, Alois Jospeh Weichsigartner, Hu bert Weinzierl, Konrad Zoller. Alle diese Texte möchte ich als Bausteine bezeich nen, aus denen ein schönes literarisches Gebäude gefügt worden ist. Farbe gibt diesem niederbayeri schen Idealgebäude Bruno Mooser mit seinen großartigen Farbaufnahmen. Meinen wir in Kurt Schubert einen Dramatiker zu erkennen, so ist Mooser eindeutig eine lyrische Natur. Er bevorzugt das Stimmungsbild, liebt weite Horizonte, maleri sche Ausschnitte, seltsame Lichtstimmungen. Als Beispiel; „Arberkette, vom großen Falkenstein aus"... Zu einem Motiv notierte er, daß er „lange versucht habe", mit seiner Kamera „die Zeilen zu Oberösterreichischer Kunstverein Galerie Im Landeskulturzentrum Ursullnenhof 4020 Linz, Landstr. 31, Tel. 27 47 274 Öffnungszelten; Mo bis Sa 14—18 Uhr So u. Feiert. 10—12 Uhr Gaieriepian 1989 MI., 11. Jänner — Fr., 17. Februar Franz Josef A11 e n b u r g MI., 22. Februar — Fr., 31. März Edelbert K ö b MI., 5. April — Fr., 5. Mal Manfred Zörner MI., 10. Mal — Fr., 9. Juni Eva Bosch MI., 14. Juni — Fr., 21. Juli Prof. Joannls A v r a m I d h MI., 26. Juli — Sa., 2. September Gastausstellung MI., 6. September — Fr., 29. September Therese Elsenmann MI., 4. Oktober — Fr., 3. November Erdmuthe Scherzer-Kllnger Waltrud VIehböck ML, 8. November — Fr., 8. Dezember Prof. Max Stockenhuber Dezember Kulturpreise 75

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