,7 Ä . ^ f -j i langsam getrocknet ist und graviert werden konnte, in Abbildung 4 findet man ein solches Stück mit Biedermeierornamenten. Eine gute Ausführung erfordert sorgfältigen Goidauftrag und große Erfahrung bei der Wahl des Zeitpunktes des Gravierens. Die Anwendung dieser Technik für Einzeistücke macht mir auch heute immer noch Freude. Außer den schon erwähnten Wappen habe ich auch vie le Goidgiäser mit Jagdmotiven, mit Pferden in Lipizzanerposen oder mit Ornamenten gra viert. Von diesen Gläsern muß es einige Hun derte geben. immer wieder habe ich auch die Arbeit mit Blattgold versucht. Die haltbarsten Gläser dieser Art sind Zwischengoidgiäser. Dabei ist über einer in Goldfolie gravierten Szene eine zweite Glasplatte gelegt oder im Falle eines Hohigiases ein zweites Glas geklebt, in diesem Fall ist der Giasschieifer, der das Gias erzeugt, der größere Handwerksmeister. Um das Gravieren auf einer Goldfolie zu erler nen, habe ich mir eine Folie auf eine Glasplat te geklebt und diese graviert. Das ist ein sehr komplizierter Vorgang mit drei oder mehreren Arbeitsgängen. Die wenigen Stücke, die ich in dieser Technik gemacht und auch behalten habe, sind nun über 20 Jahre alt, bestens er halten und glänzen auch ohne Deckplatte wie am ersten Tag. Diese letztgenannten Techniken, die sicher nicht mehr als Volkskunst im engen Sinn zu bezeichnen sind, habe ich aus den Archiven europäischer Museen erfahren und es ist in teressant zu beobachten, wie gleiche Techni ken, aber auch gleiche Motive in verschiede nen Zeiträumen für diese Zeit neu entdeckt, dem Geschmack und den technischen Mög lichkeiten angepaßt werden. Rubingläser Zu allen Zelten waren rubinrote Gläser sehr beilebt. Daher finden sich in allen großen Mu seen rubinrote Gläser, geschliffen, geätzt, graviert oder auch bemalt. Es sind meist klei ne Stücke, immer mundgeblasen, mit gefärb ter Oberfläche, auf der man keinen Farbauf trag sieht. Es hat mich zwei Tage im schon erwähnten Museum für angewandte Kunst gekostet, um herauszufinden, wie diese Glä ser hergestellt wurden. Leider mußte ich zu nächst einsehen, daß der Herstellungsprozeß mit dreifachem Brand in einem Muffelofen, den es heute nicht mehr gibt, sehr aufwen dig, ja viel zu aufwendig war, um an einen Versuch, es selbst zu probieren, denken zu können. Sicher war auch, daß das damals verwendete Glas pottaschehältig und durch den Kaliumgehalt für die Aufnahme der roten Farbe besser geeignet sein mußte als unser heutiges Laborglas. Für die schon vorher erwähnte Schwarzlot technik, bei der die Farbe blei- und eisenhältig ist und daher sehr wenig Abhängigkeit von der Giasmasse zeigt, gibt es heute wie der schöne mundgeblasene Glasformen von guten Laborglasbläsern. Bei dieser meiner Technik, schwarz zu malen und dann zu gra vieren, ist die Hauptwirkung schon beim deckenden Malen festgelegt. Die Gravierung bedeutet mehr eine Betonung oder eine Ver bindung. Wichtig ist, wo der gravierte Strich sitzt.
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