Oberösterreich aktuell denkmalpflegerische Aufgabe übernahm, hat damit eine vorbildliche Tat gesetzt und das Schloß sowie die Kirche vor dem Verfall gerettet. Die außerordentliche Leistung wird auch durch die Erfahrungen des folgenden Vierteljahrhunderts, welche gezeigt haben, daß ihre Kräfte dieser Aufgabe auf die Dauer nicht gewachsen waren, nicht geschmälert. In mehreren Kampagnen wurden vom neuen Eigentümer und der Denkmalpflege Anstren gungen unternommen, dem Verfall der Bau substanz und der IVIaiereien entgegenzuwir ken: Die erste von 1950 bis 1953, wobei die Sicherung des bild-künstlerischen Bestan des nur notdürftig vorgenommen worden ist. Eine Nachbehandlung mit neuerlichen Dach reparaturen erwies sich schon 1965 als not wendig. Aber schon ein Jahr später fiel ein ca. ein Quadratmeter großes Stück von der Deckenmalerei des Hauptraumes herab und bewirkte als Alarmzeichen eine neuerliche Anstrengung der Gemeinde, für die Siche rung der Bausubstanz, sowie eine umfassen de Restaurieraktion einzutreten. Untersu chungen hatten ergeben, daß ein schlechter Aufbau der Putz- und Malschichten bei den Decken und Wandzonen vorlag. Die Decken sind in einer halb freskalen Art auf äußerst magerem und sandigem Feinputz gemalt. In vielen Teilen wurde auch der Unterputz locker, an diesen Stellen blätterte die Farb schicht ab. Neben der lange andauernden Feuchtigkeitseinwirkung dürfte hierfür eine Ursache auch in dem unsoliden Aufbau des Putzes selbst gelegen sein, da bei WinkFresken in Bayern ähnliche Schäden festge stellt worden sind. An der Decke des Festsaales mußten zirka 20 Prozent des Altbestandes rekonstruiert wer den (Restauratoren Professor P. Reckendor fer und J. Rauchegger). Die acht mythologi schen Szenen der Wände wurden wegen zu geringer Aggression der Grundierungsschicht der Malereien auf dem Grund strapiert (abgenommen) und nach Aufbringung auf einer neuen Trägerschicht wieder an die Wand appliziert (Restaurator S. Enzinger). Die Arbeiten an den Wänden des Saales und des Stiegenhauses, sowie im halbrunden Vorzimmer konnten erst in der letzten Etappe des Gesamtunternehmens Berücksichtigung finden. Das grundlegende Problem für das weitere Schicksal des Schlosses stellte aber die volle Revitalisierung und im Zusammenhang da mit eine über die bisherigen Reparaturen hin ausgehende gründliche Sanierung der Bau substanz dar. Seine Aktualität hatte zugenommen, seit die Gemeinde eine neue Volksschule gebaut hat und das Schloß im Sommer 1973 dieser Funktion enthoben wurde. Unten: Blick in einen Seminarraum des LandesBildungszentrums Schloß Zell an der Pram anläßlich eines Kurses Glasmalerei von Professor Hertha Wascher. — Foto: Helmuth Wansch, Gallspach Rechts: Blick in die Eingangshalle des LandesBildungszentrums Schloß Zell an der Pram, die laufend für sehenswerte Ausstellungen genützt wird. — Foto: Helmuth Wansch, Gallspach m In dieser Situation hat das Land Oberöster reich den Plan gefaßt, im Schloß ein musi sches Bildungszentrum einzurichten. Das Vorhaben ist eine jener Aktionen, die das Land als einen besonderen Beitrag zum Jahr des Denkmalschutzes 1975 leistete. In den folgenden Jahren wurden durch die oö. L^ndesbaudirektion die baulichen Sanierungsar beiten, vor allem die für den Bestand der Ma lerei so wichtige durchgreifende Erneuerurig der Dachzone, zum Abschluß gebracht. Die Ausstattung des Landes-Bildungszentrums in Zell an der Pram läßt kaum Wünsche offen: So sind Seminarräume in verschiede nen Größen, wie eine audiovisuelle Einrich tung (zwei Fernsehanlagen, Overhead-Projektor, Diageräte, Filmvorführgeräte, etc.) vorhanden. Zwei Werkstätten, eine für Holz verarbeitung und eine für Metall- und Kera mikarbeiten, in die ein Brenn- und ein Email llerofen eingebaut wurden, ergänzen die Einrichtung. Die Gästebettenanzahl, die im Eröffnungsjahr noch 60 betrug, hat sich auf grund der zahlreichen Kurse, Seminare, Kon zerte und Ausstellungen auf 75 erhöht. Jahr für Jahr wird vom OÖ. Volksbildungs werk ein speziell auf kreatives Denken und Arbeiten ausgerichtetes Programm durchge führt, die Schwerpunkte liegen dabei im Be reich der Persönlichkeitsbildung und -entfaltung. Den Besuchern werden außerdem u. a. Schnitzarbeiten (Kerbschnitt, Maskenschnitt und figurale Schnitte), Malereien (Bauernmö belmalerei und Bauernmöbelrestaurierung, 64
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