Oberösterreich, 38. Jahrgang, Heft 4, 1988

in das jetzige Bett verlegt wurde. So befand sich damals etwa zweihundert Meter von der Schmiede entfernt ein kielner See, eben eine „Lacke". Nach den Forschungen des verdienstvollen Mollner Heimatforschers und Schulrates Franz Kirchner bestand bei der „Lacken" schon seit 1350 eine Schmiede — die Schmidberger sind auch schon seit zweihun dert Jahren auf dem Haus und blicken stolz auf die sogenannte „Theresianische Schmie degerechtigkeit" zurück. Das schmucke Schmiedehaus am Ortsrand von Molin In Richtung Ramsau Ist nicht zu übersehen; Johann Schmidberger hat das ehemals offene Gewölbe, was früher, als es noch Pferde zu beschlagen galt, durchaus üblich war, mit einem wunderschönen elsen bewehrten Tor versehen. Daneben steht das Wohnhaus, ein wahres Museum schöner alter schmiedeeiserner Ge rätschaften und antikisierender Kostbarkel ten. Jenseits der Straße befindet sich die neue Werkstatt — aber wenn es gilt, etwas Besonderes herzustellen, dann zieht sich der Meister In die alte Werkstatt zurück. Über dieses „Besondere" werden wir uns alsbald klar werden! Schon als Kind waren schmiedeeiserne Ge genstände und Gerätschaften für Johann Schmidberger von Interesse; In der väterli chen Werkstatt holte er sich so manches her aus und bewahrte es auf — In einer Zelt, In der das Beschlagen der Pferde die Hauptar belt eines Schmiedes war. Schließlich kam etwa vor fünfzehn Jahren das Talent zum Durchbruch, das Ihn befähig te, etwas mehr aus Elsen zu machen als Huf elsen — aber erst als Meister und Besitzer der Werkstatt konnte er seine Ideen verwirk lichen. Wenn wir den eleganten vierfarbigen und dreisprachigen Prospekt über die Erzeugnis se des Johann Schmidberger studieren, fällt uns besonders der einleitende Absatz auf. der wohl viel über die Arbeitsphllosophle des Meisters auszusagen vermag: „Um alte Schmiedekunst schaffen zu kön nen, die den hohen Ansprüchen der Freunde historischen Handwerks gerecht wird, genügt es nicht, stilechte Formen herzustellen. Auch die Technik der Verarbeitung muß stimmen." Hiermit Ist eigentlich alles gesagt. Was Ist aber nun für Schmidberger „alte Schmiede kunst", was Ist für Ihn die „Technik der Verar beitung"? Was Ist nun der Unterschied zwischen einem „normalen" Kunstschmied und einem „Schmied alter Kunst"? Allein das Beispiel Grabkreuze, die Johann Schmidberger natürlich auch herstellt, kann exemplarisch die Differenz beleuchten. Man che Kunstschmiede, so der Meister, fabrizie ren Grabkreuze aus vorgefertigten Teilen, bauen sie sozusagen nur zusammen. Er selbst schmiedet aber jeden einzelnen Teil, auch den kleinsten, selbst. In Oberösterreich l iSU s lÄil

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