Oberösterreich, 38. Jahrgang, Heft 4, 1988

Linzer Keramik 1933—1982 Georg Wacha Keramik, die Formung von Gefäßen, Figuren oder Kultgeräten aus Ton, Ist eine der künstle rischen Ausdrucksformen des Menschen In fast allen Kulturen. Man muß bis In weit ent fernte Erdteile reisen, um Bevölkerungsgrup pen zu finden, die keine Keramik kennen (etwa In Australien). Wegen Ihrer vielfältigen Formen bildet die Keramik In den meisten Kulturgebieten das Hauptmaterial für die zeit liche und räumliche Gruppierung der Früh kulturen. Aber auch unser Jahrhundert kennt bis In die Gegenwart die Freude am Gestalten mit Ton. In vielen Gruppen gelehrt und gefördert, ge hört die Keramik sowohl zu den Industriellen Produkten, die für Gebrauchsgerät und Sou venirindustrie wichtig sind, als auch zu den künstlerischen Ausdrucksmitteln. Der Grün der der „Linzer Keramik" war Karl Czap. Er wurde am 19. Juli 1908 In Linz geboren. Seine Ausbildungsstätte war In Gmunden, wo In der keramischen Fachschule der Fa. Schleiß ein anerkanntes Institut bestand. Von September 1923 bis Juli 1927 besuchte er diese und ging dann nach München, wo er In der Münchner keramischen Werkstätte (die mit Schleiß In Verbindung stand) von Jahresanfang 1928 bis zum 1. September 1930, sowie In den Mo naten April und Mal 1931 tätig war. Am 21. April 1931 hat er In München die Gesellen prüfung abgelegt. Verfolgt man seinen weiteren Weg In Ober österreich, stößt man auf Namen, die mit der Entwicklung der Hafnerel und Keramik In un serer Zelt eng verbunden sind. WIesInger In Wels steht In der Reihe der heimischen Haf nermeister, die seit der Renaissancezelt be sondere Leistungen zu verzeichnen hatten, die Fa. Schadler wurde 1844 als „Erste Linzer Tonöfenfabrik" von Bernhard Schadler Im Haus Kaisergasse 18 eingerichtet und be schäftigte 1896 etwa 30 Arbeiter. An diesem Haus hing bis 1985 ein Hafnerzeichen, das Einblick In eine Werkstatt des 18. Jahrhun derts gewährt und drei Interessante Beispiele für die Kunst der heimischen Hafner wieder gibt (jetzt Stadtmuseum Linz). Vor dem Ab bruch dieses traditionsreichen Komplexes wurden übrigens eine große keramische Ma rienfigur von Karl Hauk und ein Plattenrelief von Paul Ikrath vom Stadtmuseum übernom men, ferner eine Inschrifttafel aus dem Jahre 1865, die den Besuch von Erzherzog Josef In dem Betrieb festhielt. Karl Czap kam 1932 zur Keramik Wiesinger nach Wels und Im August des gleichen Jah res zur Tonwarenfabrik Schadler nach Linz. Aber schon Im folgenden Jahr konnte sich Karl Czap selbständig machen: 1933 gründe te er die „Linzer Keramik" In der Hafnerstra ße. Diese Linzer Vorstadtstraße hatte Ihren Namen nach dem Haus Nr. 29, auf dem schon das Grundbuch von 1802 eine radizier te Hafnergerechtigkeit ausweist. Das Haus zeichen des Hafners stammte aus der Zelt um 1830. Als Besitzer sind seit dem 18. Jahr hundert Mitglieder der Familie Capeller, dann Johann Ruprecht, Adalbert Schawrda, Wen zel Haugeneder und schließlich Im 20. Jahr hundert die Familie Janzus zu nennen. Karl Czap übernahm die Hafnerel Janzus und stellte dort als ersten Mitarbeiter 1933 den Bildhauer SchöffI ein. Schon In den ersten Monaten nahm er Kontakt mit Michael Powolny (1871—1954) In Wien auf, dessen Name heute Internationale Bedeutung hat. Auch Powolny hatte Beziehungen zu Oberöster reich, war er doch Gehilfe von Sommerhuber •/' w Erinnerung an Karl Czap (1908—1983): die formenden Hände des Töpfers 'fi

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