Oberösterreich, 38. Jahrgang, Heft 4, 1988

dermeister auch ein Bücherkenner und -liebhaber von hohen Graden wurde. In dieser Atmosphäre von reicher Kenntnis und tiefer Achtung vor dem Buch wuchs nun bereits die dritte Generation der Buchbinder Ammering heran; Ernst III. Bruno, 1947 gebo rener Sohn des Meisters. Wie es der Tradition entsprach, erlernte er die Buchbinderei und Taschnerel Im väterlichen Betrieb, doch dann zog es auch Ihn In die Ferne. Und wie sein Va ter gab er sich nicht mit Durchschnittlichem zufrieden, sondern wurde magisch von Spit zenbetrieben angezogen, wo man zwar harte Arbelt verlangte, wo sich jedoch auch Gewinn fürs Leben erzielen Heß. Die Kontakte, die Ernst B. Ammering In Zürich, Heldelberg oder München knüpfte, haben zum Teil bis heute gehalten und ließen sich zu wertvoller Zusammenarbeit mit namhaften Verlagen ausbauen. Dazu kamen Verbindungen zu Künstlergalerlen und Ateliers, das Studium der Kunstgeschichte sowie der Besuch der Akademie für Graphische Gewerbe In Mün chen, die er nach vier Semestern mit der Mei sterprüfung abschloß. Heute sind Vater und Sohn Ammering — wie sie selbst sagen — „ein unschlagbares Team". Sie sind In Ihrem Können, In Ihren In teressen und Neigungen, In Ihrem Wissen und In Ihrem unfehlbaren Geschmack so auf einander eingespielt, daß alles, was sie an packen, wie aus einem Guß erscheint. Davon profitleren natürlich sämtliche Mitarbeiter des Betriebes, der sich mit den beiden Meistern, einem Werkstättenleiter, zwei Gesellen, drei Lehrlingen und etlichen Hilfskräften durch aus noch Im Bereich eines Familienunterneh mens befindet. In diesem Familienbetrieb hat man sich auf Vielseitigkeit spezialisiert. In einer Zelt, da die Rationalisierung auch vor dem alten Handwerk der Buchbinderei nicht haltmacht und große Unternehmen Ihre Existenzbe rechtigung und Ihre Überlebenschance darin sehen, auf möglichst engem Bereich mög lichst perfekt und spezialisiert zu arbeiten, geht man bei Ammering den umgekehrten Weg: Hier wird jede Technik Ihrer Tradition gemäß ausgeführt, jeder Handgriff entspringt der Überlieferung, die Produkte, die In der Werkstätte In Ried entstehen, entsprechen in jedem Detail den Originalen. Eine solche Perfektion läßt sich allerdings nur erreichen, wenn man, so wie bei Ammering, aus dem Vollen schöpfen kann. Bereits seit Generationen Ist man hier bestrebt, die Be stände an Werkzeug laufend zu vermehren. Es bleiben einem fast die Augen stecken vor Staunen, wenn Ernst Ammering die Laden und Fächer öffnet, In denen er ungezählte Blinddruckstempel, Linienrollen und Linien stempel, Bogenstempel aus Bogensätzen, die 25 und mehr Bogen enthalten, Llnlenund Desslnflleten, Dessinrollen und Stempel für Handvergoldung, Schriftsätze und gra vierte Prägeplatten für Preßvergoldung verwahrt. e m

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