Zusammenspiel von Drehleler und Dudelsack. — Sämtliche Fotos: Maximilian Singer, Hallstatt ■ hi' -j sl}:.,«: Das Ergebnis der Koproduktion LoblsserKummer kann sich wahrlich sehen lassen. Die beiden Freunde — denn das sind sie in den vergangenen sechs Jahren geworden — reüssieren mit Instrumenten und Darbietun gen mittlerweile auch in Deutschland. Eber hard hat das Wunder vollbracht, den boden ständigen Arnold, dem eine Reise nach Wien bereits zu beschwerlich und zu weit er scheint, sogar außer Landes zu locken. Als In Frankfurt am Main Drehleier- und Dudelsackspieler aus ganz Europa zusammenkamen, da waren auch die beiden Österreicher da bei. „Wir haben die interessantesten Leute getroffen, von denen ich viel lernen konnte", zieht Lobisser befriedigt die Bilanz seiner bis her einzigen Ausiandsreise, zu der er erst mühsam überredet werden mußte. „Da habe ich Tibor Ehlers kennengelernt, einen Lehrer, der für die oberpfälzische Volksmusik den Dudelsack gerettet hat. Oder Fachleute wie Karl Riedl oder Michael Hoffmann, beides Experten im Radleier- und Dudelsackbau, denen ich viel verdanke." Regelmäßiger Gast im Hause Lobisser ist seit dem Frankfurter Abenteuer ein Mann, der wie kein anderer über Radleiern in Euro pa Bescheid weiß. Der Deutsche Ulrich Wag ner sammelt seit Jahren alles, was mit dem Instrument der Vaganten zu tun hat. Er kennt einen drehleierspielenden Bettler in Stock holm ebenso wie jede Darstellung aus Stein auf irgendeinem Portal. Ulrich Wagner ist au ßerdem ein Experte des „Totentanzes". Sämt liche Abbildungen dieses seit urdenklichen Kassettendeckel mit Darstellung des „Totentanzes" als Beispiel einer Intarsienarbeit: die Skelette spielen mit alten Instrumenten. Zeiten gepflegten Ritus hat er erfaßt, be schrieben, fotografiert. Und darauf finden sich — gezeichnet, gemalt oder in Stein ge hauen — Instrumente, die heute so gut wie vergessen sind. Damit schließt sich wieder der Kreis vom In strument zur Tischlerei. Auf einer kleinen Kassette, 20 mal 30 Zentimeter groß, fertigte Arnold Lobisser erst vor kurzem das Bild eines solchen Tanzes in Intarsienarbeit an: drei Skelette, mit Dudelsack, Schalmei und Pauke, hüpfen in schaurigem Reigen. Lebensfreude und Totentanz, nirgendwo an ders als auf dem uralten Kulturboden von Hallstatt, wo ein Toten köpf maier nach wie vor seinem Gewerbe nachgeht, als wäre es die normalste Sache der Welt, gebleichte Schä del mit Blumen zu verzieren, könnte Werden und Vergehen harmonischer in singendes, le bendiges Holz umgesetzt werden. Nirgend wo sonst als an diesem kalten, dunklen Gletschersee könnten die Übergänge von Handwerkskunst und Kunsthandwerk flie ßender sein. Und an keinen anderen Ort wird man einen Arnold Lobisser jemals verpflan zen können.
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