Oberösterreich, 38. Jahrgang, Heft 4, 1988

. . Arnold Loblssers Lieblinge: eine Sammlung von Profilhobeln, mit denen er heute noch arbeitet, vor allem bei Rückreparatur alter Bauernmöbel - J „Ich habe niemals Kopien angefertigt, son dern stets versucht, die Handwerkskunst von damals nachzuempfinden", erklärt der NeoHallstätter, der aus einer bekannten steirischen Künstlerfamilie stammt, seine Arbeit. Im Klartext: das Holz und das Werkzeug be stimmen das Detail und nicht die Vorlage. Wenn ein alter Meister an einem Kasten bei spielsweise rechts vier Zentimeter und links sieben Zentimeter Rahmenbreite bis zur Tür gelassen hat, so darf man das nicht sklavisch nachmachen. Denn die Unregelmäßigkeit er gab sich aus der Materie. Und genauso rich tet sich Arnold Lobisser nach dem Diktat des Holzes, das nur so zum Leben erweckt wer den kann. Holz — da ist es nun endlich, das Schlüssel wort. Schmunzelnd führt uns der Hausherr in sein „Gruselkabinett", wie Ehefrau Verena das ureigenste Reich ihres Mannes bezeich net. Abstauben oder gar Zusammenräumen ist hier verboten. In einem Werkzeugkasten purzeln mehr als hundert alte Profilhobel durcheinander („Die trag ich von überall her zusammen"); eine Truhe Ist voll mit rostigen Schlössern und Beschlägen („Muß man nur ein bißchen putzen"); dutzende Flöten hän gen in Gesellschaft von Violinen und Brat schen in fröhlichem Kunterbunt an einer Wand („Die Flöten haben zum Großteil meine Schüler gemacht"); versteinerte Muscheln, Pfauenfedern, Krippenfiguren, die auf Re staurierung warten, ja selbst eine faszinieren de Kopie der „Venus von Willendorf" („Sogar den Rötel in den Falten hat man perfekt nach geahmt, schauen Sie nur"), kugeln in friedli chem Nebeneinander auf der Werkbank herum. Schauen, ja Schauen lernt man an der Hand des Arnold Lobisser. Denn in erster Linie will er ja den Menschen die Augen öffnen: für die Maserung eines Holzes, für die Äderung eines Steins, für die Farbschattierungen einer bemalten Skulptur. Deswegen wurde er Lehrer. Und deswegen begnügte ersieh nicht mit dem vorhandenen Lehrplan. Vor fünf Jah ren wurde durch seine Initiative in der HTL Hallstatt Instrumentenbau als Freigegen stand eingeführt. Seit heuer gehört eine Kunstgewerbeklasse mit ihren drei Untertei lungen Drechslerei, Bildhauerei und Instru mentenbau zum regulären Unterrichtsplan. Damit nicht genug: als Freigegenstand gibt es ab dem Schuljahr 1988/89 einen Kurs für Restaurierung. Es war ein langer Weg, bis die Behörden be griffen, daß es in Österreich mit dem Beruf des Instrumentenbaus schlimm bestellt war. Ausbildungsplätze existierten nur jenseits der rot-weiß-roten Grenzbalken, hierzulande konnte man in diesem Fach nur als Autodi dakt weiterkommen. Nun bietet Hallstatt als einzige österreichische Schule die Möglich keit, die Kunst des Instrumentenbaus von der Pike auf zu erlernen. Und es war ein langer Weg, den Arnold Lobis ser erst selbst beschreiten mußte, um dieses Signal überhaupt setzen zu können. Nach Hunderten und Aberhunderten Arbeitsstun den, die er beim Tischlern und Restaurieren verbracht hatte, war er irgendwann einmal auf der Suche nach einer neuen Herausfor derung. Ein Dudelsack fiel ihm in die Hände und brachte ihn auf die Idee, es einmal mit der Herstellung des in Österreich wenig gespieiten Instruments zu versuchen. Vielleicht wäre es bei diesem ersten Experiment geblie ben, wenn nicht eines Tages ein Mann

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