geweihten Kerzen rankte sich ein Kranz von Aberglauben. Neben den Opfern an glatten und verzierten Kerzen entwickeite sich eine Art der Weihe gabe, die uns in der heutigen Zeit gänzlich unbekannt Ist, die Opferung von Wachsfigu ren. Jede Wachsfigur verkörperte Irgend ein Anliegen des Giäubigen. Demgemäß gab es eine Vielfalt von diesen Wachsfiguren. Nur die gebräuchlichsten Wachsfiguren sollen hier genannt sein: Fatschenkinder, Augen, Arme, Beine, Hände, Herzen, Lungen, Krö ten, alle Haustiere, sowie Häuser und Män ner und Frauen in alter und neuer Tracht. Die verschiedenen Wachsfiguren wurden von den Gläubigen geopfert, je nachdem wel chen Wunsch sie erfüllt haben wollten. War z. B. ein Kieinkind erkrankt, so wurde je nach finanzieiier Lage ein mehr oder minder gro ßes wächsernes „Fatschenkind" geopfert. Man erhoffte durch derartige Opfer eine Lin derung des Gebrechens bzw. eine Abwen dung der Gefahr. „Die kranken Leute bringen Ihr dar als Opferspend' Aus Wachs gebildete Glieder, Viel wächserne Füß' und Händ'. Und wer eine Wachshand opfert, dem heilt an der Hand die Wund' Und wer einen Wachsfuß opfert. Dem wird der Fuß gesund." (Heinrich Heine: Kevelaer") „Die Wallfahrt nach Manches Brauchtum dieser Zeit hat sich noch in kleinsten Ausmaßen in einigen Land gegenden erhalten, wird dort aber nur mehr von den äiteren Leuten gepflegt. Dieses zum Teil heute noch gepflegte Brauchtum war iti den früheren Jahrhunderten allgemein ver breitet. Dazu gehören das Tragen brennen der Kerzen bei Leichenbegängnissen, die Kerzenweihe zu Maria Lichtmeß, Wetterker zen sowie die Opferung von Kerzen an den Wallfahrtsorten. Das dargestellte Brauchtum des Mittelalters mit seinen Ausläufern bis in unsere Zeit er laubt die Feststellung, daß die Kerze in diesen Jahrhunderten eine bedeutende Rolle in der Religionsausübung spielte. Die Mirakelbü cher der Wallfahrtsorte weisen speziell für das Kerzen- und Wachsfigurenopfer Mengen aus, die die Ansicht bestätigen, daß das Wachsziehergewerbe mit der Kirche und dem Brauchtum auf das engste verknüpft war und dadurch von Brauchtum und Kirche maß geblich beeinflußt worden ist. Das Brauchtum wie auch die Kirche ließen das Wachszieherhandwerk zu einem blühenden und ertragrei chen Handwerksgewerbe werden. Der all mähliche Rückgang des Brauchtumes ab dem 19. Jahrhundert beschleunigte auch den Niedergang des Wachsziehergewerbes. Als letzte Erinnerung an die religiöse Wachs kunst vergangener Tage blieb die Erzeugung von Tauf- und Kommunionkerzen bis heute erhalten. Die Verzierung der Tauf- und Kom munionkerzen kann mittels Ornamenten oder i
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2