Oberösterreich, 38. Jahrgang, Heft 4, 1988

Richtung entstand, die der Meinung war: „Volkskunst soll nun nicht mehr zu prakti schen Zwecken, nämlich als Vorbild für die Produktion gesammelt werden. Vielmehr soll sie zum Objekt reflektierender historischer Forschung werden." Damit zeichnete sich eine „Kehre zu einem,Historismus' neuer Art ab, [weg] von der Kunstförderung und hin zur reinen Denkmaibetrachtung." Daraus ent stand später ein tiefer Zwiespalt, der bis heute die Vertreter der „Volkskunst als Wis senschaft" (Leopold Schmidt) entzweit: die einen lehnen jede praktische Anwendung, die sich aus den Erkenntnissen der histori schen Wissenschaftsdiszipiin Volkskunde für die Volkskuitur ergibt, rundweg ab, die ande ren sind der Meinung, daß die wissenschaftli chen Ergebnisse auch für die Praxis in der Voikstumspfiege umgesetzt und nutzbar ge macht werden sollten (Viktor von Geramb). Natürlich sind die Ursachen für diese gegen teiligen Auffassungen noch mehr komplex, am besten ist wohl, wie in den meisten Fällen, ein Mittelweg. Warum sollen z. B. theoreti sche Erkenntnisse der Medizin nicht prak tisch am Menschen angewendet und theore tische Erkenntnisse der Physik nicht in die Technik umgesetzt werden? Der abstrakte Volkskundler, der's kann, soll seine wissen schaftlichen Erkenntnisse auch den Men schen weitergeben, der's nicht kann, soll bei seiner Theorie bleiben. Franz Lipp hat über die „Angewandte Volkskunde als Wissen schaft" eine grundlegende Arbeit geschrieben° und darin aufgezeigt, daß eine Volks kultur natürlich auch einer fachgerechten Pflege bedarf, die ihre Erkenntnisse wohl aus der beschreibenden Volkskunde nimmt, die aber mit der Volkskunde als Wissenschaft nichts zu tun hat. Es ist nun Sache der persönlichen Einstel lung, wie ein Mensch zur Tradition, zu seiner Familie, zu seinem Volk, zu seiner Weltan schauung steht und wie er sich zu seiner Ge meinschaft, vor allem auch in seelischen und materiellen Notzeiten, verhält. Unsere westli che Weit lebt seit dem „Vormärz" (19. Jahr hundert) ständig in Zeiten des Umbruchs, die durch wirtschaftliche Veränderungen ent standen sind, unsere Gesellschaft vollkom men umgestaltet, ihre geistige und sichtbare Kultur durcheinander gebracht haben und die schließlich in weitumspannenden Krie gen explodiert sind. Altes Kulturgut wurde ra dikal abgelegt, ein neues war noch nicht ge schaffen und diesem Chaos wollte man schon vor 140, vor 120 Jahren mit Reformbe strebungen, die sich zunächst auf die alten Werte der Tradition, unter anderem auch auf die Volkskunst stützten, entgegenwirken. Dies ist ein Grund, warum im 19. Jahrhundert in der bildenden Kunst und im Kunsthand werk fast in ganz Europa die Suche nach neuen Aussagen, neuen Formen und Bestre bungen für die Erhaltung überkommener Werte eingesetzt hat. in Skandinavien er kannte man, daß man rasch etwas gegen das Verschwinden der alten Bauernhäuser und der alten Handwerke tun müßte, es entstan den in Schweden noch vor der Jahrhundert wende das erste Freilichtmuseum (Skansen) und die ersten Heimatwerke (Hemsiöjden). Dann kam in Europa der Erste Weitkrieg und in den Notzeiten nachher war es wichtig. auch unsere völkischen Reserven einzuset zen, um das kleine Österreich zu erhalten. Wie schwierig dies war, wurde uns im vergan genen Gedenkjahr immer wieder vor Augen geführt. Die Weitwirtschaftskrise erfaßte auch die Landbevölkerung, das „Schweizer Heimatwerk" in Zürch entstand 1930 als Hilfs organisation für die Bergbauern. Das hand werkliche Geschick und spezielle Kurse zur Erzeugung von Textilien und Holzschnitzerei en, die von „künstlerischen" Handwerkern abgehalten wurden, sollten einen Zusatzver dienst bringen. Die gleichen Erwägungen führten 1934 zur Gründung des ,Jiroier Hei matwerkes" in Innsbruck, wo hunderte Berg bäuerinnen zur Winterszeit „Norweger"-Fäustlinge und Pullover strickten, die Männer schnitzten, schmiedeten und töpferten, um ihre Arbeiten in den Städten — im be ginnenden Fremdenverkehr — und in Ameri ka abzusetzen. Die Sorge um die Erhaltung guten Hausrates, um die Erhaltung der bo denständigen steirischen Trachten und um die Linderung der Not ländlicher Handwerker führte ebenfalls 1934 zur Gründung des „Hei matwerks des steirischen Voikskundemuseums" in Graz®, das bei der Zusammenstel lung seines Warenangebotes größten Wert auf Qualität, Echtheit und guten Geschmack legte. Während des Zweiten Weitkrieges ent standen in allen damaligen „Gauen" Heimat werke, die nach Kriegsende wieder ver schwanden. Ab 1946, im neuen österrei chischen Staat, begann eine Renaissance, die nur deshalb so nachhaltend sein konnte, weil die Bevölkerung der meisten österreichi schen Bundesländer aus verschiedenen Mühlviertler Webergenossenschaft registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung Linzer Straße 1 Postfach 11 Telefon 0 72 89/71 3 64 4170 Haslach a. d. Mühl, OÖ. Wir bieten: 4: Tischwäsche 4« Bettwäsche 4: Küchenwäsche 4: Decken 4« Teppiche 4: Vorhangstoffe und vieles andere Mo. bis Fr.: 7—12 und 13—16 Uhr, Sa.: 8—12 Uhr Reisegeseiischaften ersuchen wir um Voranmeldung. 0oUm<ieir 4070 Eferding ^ ^ Schlossergasse 1 — Stadtplatz 33 Tel. 0 72 72/531 empfiehlt sich für Trachten, Heimdekor jeden Stils Betten, Bettwäsche, Wäsche, Souvenirs Grundsatz: Solide Qualität und persönliche Beratung 18

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