Arbeiten aus Jungholz: Entwurf Prof. Karl Wilhelm Wirtschaftssystem, die Industrialisierung und der Kapitalismus, das Ende der klassischen Volkskunst herbeiführen müsse, da im Zeit alter des „Hausfleißes", der sich bis dahin im östlichen Österreich — Ungarn, am Balkan und im Orient noch in Spuren erhalten hatte, neben vielem anderen als wesentliches Krite rium z. B. die Arbeitszeit nicht in den Preis einkalkuliert werden mußte. Es gibt dann spä ter viele Theorien über die Definition der „Volkskunst", die diese Standpunkte beträcht lich erweitern.® Fest steht, daß der Begriff um die Mitte des 19. Jahrhunderts zum ersten Mal auftaucht und daß er durch die großen Weltausstellun gen in London 1851, Paris 1867, Wien 1873, sowie durch viele andere damals in Mode ge kommene Industrie- und Gewerbeausstellungen und deren zum Teil sehr bedeutende Folgeliteratur® popularisiert wurde. Man ver glich die Volkskunst mit „einer Blume voll Duft und Farbenpracht, die bescheiden im Verbor genen blüht" (Alois Riegl) und erhoffte sich von ihr ein Wundermittel gegen die Stilverwir rungen und den Niedergang der zeitgenössi schen bildenden Künste. Diese Wertschät zung ist damals von England ausgegangen und hat besonders Frankreich, Deutschland, Österreich und die skandinavischen Länder erfaßt. Die Volkskunst sollte als Ideenspender und als „Kunst" -Dünger besonders für die Er zeugnisse des Handwerks, für die Erzeugnis se des damals neu entstandenen Begriffes des „Kunsthandwerkes" ais eines gehobenen Handwerks und für die Produktionen der Ge brauchsgüterindustrie dienen. Ursprünglich sammelte man — nicht die damals zeitgenös sischen, sondern die damals auch schon ab gelegten Objekte der Volkskunst ais Muster stücke für eine neue gewerbliche Produktion, man erkannte aber gegen Ende des Jahrhun derts, daß ihre Inhalte doch zu bescheiden waren und zu wenig hergaben, daß man sie also zu wenig verwerten konnte. Im letzten Drittel des vergangenen Jahrhunderts ent standen auch die großen Spezialmuseen für Volkskunst, z. B. in Wien, Berlin, Hamburg, Basel usw. Mohammed Rassem arbeitete nun in seinem Nachwort, das dem Reprint von Alois Riegls Arbeit angefügt ist^, heraus, daß bereits damals eine wissenschaftliche 16
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2