Moderne Strohflechtarbeiten für den gedeckten Tisch gefördert wurden und es ist zu hoffen, daß dies, wenn die negativen Übertreibungen nicht zu arg werden, wenigstens einge schränkt auch in der nächsten Zukunft so sein wird. Nun zur weitaus wichtigeren, zur geistigen Seite, zur Zusammenarbeit des Heimatwer kes mit dem Kunsthandwerk auf dem schöp ferischen und dem ästhetischen Gebiet. Hier müssen wir ein wenig aushoien. Die österreichischen Heimatwerke besitzen einen für aiie verbindiichen „Verhaltenskatalog"2, in dem es unter anderem wörtlich heißt: „Aufgabe eines Heimatwerkes ist es, zur Entfaitung der historisch gewachsenen Eigenständigkeit und damit Identität eines Landes oder einer Region beizutragen. Die Heimatwerke treten in diesem Bemühen für die Erhaltung, Entfaltung und Förderung der Volkskultur, hier wieder primär für die sichtba re Volkskultur . . . ein. . . . Das Heimatwerk erfüiit ais Beratungs-, Betreuungs- und Verkaufsstelie eine kulturelle (volksbiidnerische) und eine wirtschaftiiche (handwerksfördern de) Aufgabe. In der Durchführung muß die kulturelle Aufgabe wirtschaftlich und die wirt schaftliche im Hinblick auf den kulturellen Zweck gelöst werden. ... Ein Heimatwerk hat die Aufgabe, die Volks- und Handwerks kunst des kulturgeographischen Raumes, in dem es seine Tätigkeit ausübt, zu pflegen. Im besonderen sind dies: die überlieferte Volks kunst, die traditioneiien Erzeugnisse des Handwerks und die Volkstracht. Richtschnur ist dabei nicht starres Konservieren, sondern lebendige Anpassung und damit ständige Neuformung. . . . Das Warenlager eines Hei matwerkes ist zugleich eine ständige Aussteliung, die den jeweiiigen Stand der Volks- und Handwerkskunst. . . sinnfällig zum Ausdruck bringt. Diese Ausstellung unterscheidet sich jedoch in mehrfacher Hinsicht von musealen Darstellungen, vor allem a) durch die absolu te Gegenwartsbeziehung, b) durch den prak tischen Aspekt, c) durch den unmittelbaren Lebensbezug . . .!" Zunächst steht einmal fest, daß ein Schwer punkt des (österreichischen) Heimatwerkes in der Pflege der tradierten Volks- und Hand werkskunst liegt. Seit dem Beginn unseres Jahrhunderts sind allerdings viele Fachwis senschafter der Meinung, daß die „echte", überlieferte Volkskunst tot sei, weil Ihre Vor aussetzungen aufgehört haben zu bestehen®, und diese sind nach Alois RIegl, dem aus Linz gebürtigen berühmten Wiener Kunsthistoriker'*, die Identität von Erzeuger und Verbraucher in einer autarken Gemein schaft, in der aiie Vormaterialien selbst her gestellt, selbst verarbeitet und das Produkt auch selbst benützt wird. Man vermutete auch, daß das damals (1894) neue westliche f T^XnWiUlWiM Krippe in Kreuzstichtechnik: Entwurf Prof. Alfred Stifter 15
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