Bücherecke trag fügt er auch eine „Biographie Friedrich Knaipp" an. Lipp hat durchaus recht, wenn er u. a. meint: „Mit dem Buch kann man einen ganzen Winter hindurch versorgt sein." Das trifft gleicher maßen zu für die unerwartete Fülle von farblich ausgezeichnet wiedergegebenen Beispielen für Motive und Anwendungsmöglichkeiten der Hinter glasmalerei, wie auch für die von W. Brückner ver faßten Texte. Brückner greift übrigens weit zurück, indem er sich mit der „Entdeckung" und wissen schaftlichen Erforschung dieses Kunstphänomens beschäftigt und dabei eine längst fällige Terminologisierung anstrebt. So volkstümlich die Hinterglas malerei, gemessen am meist nur einseitig als Bei spiel dafür herangezogenen „Sandl-Bild", anmuten mag, sie ist keine Volkskunst oder gar Bauern kunst, wogegen sich schon Knaipp immer wieder ausgesprochen hatte. Aus dieser Enge des Betrachtens und Urteilens soll schon der Titel des Bu ches „Hinterglas-Künste" herausführen. So wird man darauf hingewiesen, daß alle „Dekora tionsbemühungen auf Glasrückseiten" als Hinter glaskunst zu verstehen sind; es überrascht die Fül le von Beispielen, was in Vergangenheit und Gegenwart überhaupt geeignet schien, in dieser eigenartigen und reizvollen Maltechnik behandelt zu werden: Medaillons, Kassetten, Kästchen, An hänger, Taschenaltärchen, „Kußtafeln", Spiegel, Fläschchen, Dosen, Wanduhren, Ziffernblätter, Kerzentropfschälchen und nicht zuletzt natürlich auch jene uns geläufigen Heiligendarstellungen. Doch die hier nur unvollständige Aufzählung von Anwendungsgebieten macht begreiflich, daß Hin terglasmalerei nicht, wie oft angenommen, urtüm lich, unverbildet ist. Ihre Motive erweisen sich zu meist als kopierte Vorlagen, als fremde Bilder findungen. Die Bezeichnung „Volkskunst" trifft so mit nicht zu. Terminologische Begriffe wie Maler handwerklich oder Hüttengewerblich statt Volks kunst korrigiert nun Brückner zu „hüttennahen Produktionsstätten" bzw. solchen Erzeugnissen. Manche seiner Gedanken erinnern an die Überle gungen des gebürtigen Linzer Kunsthistorikers Alois Riegl (Volkskunst, Hausfleiß und Hausindu strie, 1894), wo sich bereits Andeutungen dafür fin den, daß es sich bei derartigen Erzeugnissen we der um eine „Bauern- noch „Sonntagsmalerei" handeln kann. Die vorliegenden Abhandlungen „entromantisieren" nun die landläufigen Auffas sungen, was deutlich aus einer Bemerkung Brück ners (8. 75) hervorgeht, wenn er schreibt: „Volks kunst quillt nicht aus der Seele, sondern bedarf vieler Hände." Trotz allem beeinträchtigt diese ru brizierende Zuordnung keineswegs das Interesse und die Sammlerleidenschaft für Hinterglasbilder, denen ein eigenes Kapitel, „Das religiöse Bild für jedermann — Der volkstümliche Wandschmuck" gewidmet ist. Bewundernswert ist und bleibt die Leistung Fried rich Knaipps, der es zuwege gebracht hatte, so un gemein viele Exemplare von Hinterglasmalereien aufzuspüren. Ihre Auffindungsorte und -stellen (öf fentliche Sammlungen, Privatbesitz etc.) lagen in den meisten Fällen weit auseinander. Mit diesem imponierenden Bildband aber ist ihm nicht nur der fällige Dank abgestattet, sondern ihm wie auch sei nen Förderern Harald und Eva Stobitzer ein Denk mal gesetzt worden. R. Fochler Landeskunde Alfred Stifter: Das Steyrer Kripperl. Spielplan, Texte, Liede,r Bilde,r Gestalt und Geschichte des Steyrer Weihnachts-Puppentheaters Im Innerberger Stadel. Hrsg. vom Verein Helmatpflege Stey.r — Steyr: Verl. Wilhelm Ennsthaler 198,7 122 Selten, 62 Farbbilde,r 18 Schwarzweißbilde,r 22.5 x 22.5 cm, Ladenpreis S 220.—. In einem der ersten verläßlichen Berichte über das Steyrer Kripperl (1913) erinnert sich der heute noch unvergessene Steyrer Mundartdichter und Stadt geschichtsschreiber Gregor Goldbacher an die Frage seines siebenjährigen Buben — „mit sehn süchtigem Blick": „Darf ich heute in's Kripperl geh'n?" Nun hat dieses liebenswerte „obderennsische Kripperl" sogar eine umfassende, angenehm lesbare und reich illustrierte Monographie erhal ten. Verfasser ist kein Geringerer als der bekannte oberösterreichische Maler und Kunsterzieher Alfred Stifter. Daß er auch dem Puppentheater ge neigt war, nicht nur der Moderne in Oberösterreich, wissen viele seiner ehemaligen Schüler, wissen auch wir aus der Geschichte des Linzer Puppen theaters. Herausgeber ist der Verein Heimatpflege Steyr, der mit der Geschichte und dem Schicksal des Steyrer Kripperls engstens verbunden ist. Sein Vorgänger, der „Verein Heimatschutz", rettete 1913 das alte Puppentheater vor Abwanderung in fremde Hände durch Ankauf und umfangreiche Renovierungen. Im Jahr 1923 konnte das heute noch existierende Domizil im Innerberger Stadel bezogen werden, die offizielle Eröffnung im neuen „Theaterhaus" er folgte am 8.11.1924. Seitdem sind die weihnachtli chen Aufführungen dieses in seiner Art einzigarti gen „Weihnachtspuppenspieles" weit über die Landesgrenzen hinaus ein Anziehungspunkt für Kinder und auch Erwachsene. Wer Lust und Freu de hat, kann im Anschluß an eine Vorstellung — Spieldauer 1 Stunde — die im gleichen histori schen Gebäude untergebrachte Sammlung der ba rocken Krippenfiguren des Grafen Lemberg be sichtigen. Alfred Stifter schreibt, daß er neben quellenmäßig belegter Darstellung der „Gestalt und Geschichte des Steyrer Weihnachts-Puppentheaters" vor allem auch zum Besuch einer Vorstellung einladen möchte. Diese Absicht ist ihm voll gelungen. Er be ginnt mit der Niederschrift der „Spielfolge", die Franz Carl Lipp in seinem Geleitwort treffend als „kleine Kabinettstücke nestroyscher Prägung aus dem biedermeierlichen Bürger- und Handwerksle ben von Alt-Steyr" bezeichnet. Wir erleben eine Fülle von köstlichen Szenen, wobei die meisten heute noch gespielt werden. Allein schon die Lek türe dieser Texte bereitet ungetrübtes Vergnügen. Eine vorzügliche Ausstattung mit Farbbildern macht das Wort lebendig, so daß man sich förmlich in eine richtige Vorstellung versetzt fühlt. Nach dieser Textdokumentation wird eingehend „Geschichte und Gegenwart des Steyrer Krippen theaters" dargestellt, wobei wir erfahren, daß das Steyrer Kripperl „in seiner gegenwärtigen Form seit Mitte des 19. Jahrhunderts im Räume Steyrbe heimatet ist und zur weit verbreiteten donauländischen Krippenspielart von einst gehört..." In den folgenden Abschnitten „Krippentheater im Donau raum und in den Nachbarländern" — „Christge burtdarstellung, Krippe und Krippenspiel — Figu rentheater und Weihnachtsspiel" — „Lokale Pup pentheatergeschichte und ergänzende Hinweise" wird das Steyrer Puppentheater in die allgemeine Theatergeschichte und Volkskunde eingeordnet. Wertvoll ist vor allem die genaue Beschreibung von Bühne, Figuren und Requisiten, Spieltechnik und Spielpflege, Spielgenerationen und Publikum. 455 Puppen sind es, die uns alljährlich weihnachtliche Stimmung, Humor und Erinnerungen an das AltSteyrer Handwerksleben vermitteln. Wir danken dem Autor, dem Verleger und dem Verein Heimat pflege Steyr für dieses Buchgeschenk. Herbert Erich Baumert-Georg Grüll: Burgen und Schlösser In Oberösterreich. Mühlvlertel und Linz. 3. erweiterte Auflage. — Wien: Birken-Verlag 1988, viele Abbildungen und Pläne, 200 Selten, Laden preis S 198.—. Nach Neuauflage der Bände „Innviertel und Alpen vorland" sowie „Salzkammergut und Alpenvor land", jeweils in 2. Auflage, liegt nunmehr auch die Burgenlandschaft des Mühlviertels in einer völlig neu bearbeiteten Darstellung vor. Herbert Erich Baumert erweist sich mit dieser Publikation end gültig als legitimer Nachfolger des so verdienstvol len Heimatforschers und Archivars Georg Grüll, der zu seinen Lebzeiten die oberösterreichische Landeskunde mit vielen grundlegenden Publika tionen bereichert hat. Baumert benützt seine Vorarbeiten, im wesentli chen auch die Gliederung der Objektbeschreibun gen, hat diese jedoch auf den neuesten Stand ge bracht, mit verdienstvollen Ergänzungen. Besonders sei auf die von ihm angeführten aktuel len Revitalisierungsversuche hingewiesen. Eine Verbesserung stellt auch die Gliederung nach poli tischen Bezirken dar, wobei die vier Bezirke des Mühlviertels: Rohrbach, Urfahr/Umgebung, Frei stadt und Perg ergänzt werden mit den burgenkundlichen Objekten der Landeshauptstadt Linz: Kaiserliches Schloß, Landhaus, Freihäuser, Maxi milianische Türme. Wie in den früheren Auflagen ist diese Neuauflage reich mit Plänen der Burgen forscher Adalbert Klaar, Wilhelm Götting, Wladimir Obergottsberger und Erich Aufreiter ausgestattet. Mit diesen Planaufnahmen liegt Oberösterreich wohl im Spitzenfeld der europäischen Burgenver messung. Die beigegebenen Stadtkarten und Bur gen-Übersichtskarten wurden nach Entwürfen von Herbert Erich Baumert von Manfred Büttner ge zeichnet. Als Heraldiker tritt Baumert mit den von ihm gezeichneten Gemeindewappen in Er scheinung. Die Objektbeschreibung wurde auf „aufrechtste hende Burgen, Ruinen, Schlösser, Freisitze und adelige Landhäuser sowie städtische Wehrbauten" beschränkt. Trotz dieser Einschränkung ergibt sich eine stattliche Anzahl von Wanderzielen: Im Bezirk Rohrbach 26, im Bezirk Urfahr/Umgebung 13, im Bezirk Freistadt 14 und im Bezirk Perg 16 Objekte. Für die Burgenkunde im Lande, vor allem für Kulturausflüge in die Burgenlandschaft des Mühl viertels, ist diese Neuerscheinung ein unentbehrli cher Behelf. Romantische Einstimmung vermitteln neben den exakten Plänen und Beschreibungen auch die reizvollen Zeichnungen von Ferdinand Dorner und Hubert Jaud. 86
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