Oberösterreich, 38. Jahrgang, Heft 2/3 1988

Linz — Kulturstadt ersten Ranges Landeshauptstadt ist ständig bestrebt, innovative Impulse im künstlerischen Bereich zu setzen Die Neue Galerie der Stadt Linz — Wolfgang-Gurlitt-Museum — stellt eine Publikumsattraktion ersten Ranges dar. Mit Ausstellungen internationalen Formats, wie „Kunst der achtziger Jahre" oder zuletzt mit der großen Picasso-Schau, die fast 49.000 Menschen anlockte, repräsen tiert sie eine entscheidende Komponente der städtischen Kulturpolitik. Die erstklassi gen Ausstellungsaktivitäten und -qualitäten brachten der Neuen Galerie einen Ruf, der weit über die Grenzen Europas hinausreicht. Ihre Schwer punkte liegen im österreichi schen und deutschen Expres sionismus, in der österreichi schen Kunst nach 1945. Der große internationale Bestand beinhaltet Exponate der füh renden Künstler von Konkret über angloamerikanische Pop Art bis herauf zu den Jungen Wilden und Informel-Künstlern. Die Neue Galerie ist ständig bestrebt, ihre Kunstbestände systematisch zu erweitern. Für die Ankäufe steht ein jährli ches Budget von 1,1 Millionen Schilling zur Verfügung. Dieses Budget wird durch Stif tungen und Geschenke erwei tert, und mitunter kann die Galerie auch, dank der Hilfe einflußreicher Sponsoren, Sonderfinanzierungen von der Stadt in Anspruch nehmen. Ein Beispiel dafür ist der Ankauf des gesamten druck graphischen Werkes von Alfred Hrdlicka um 2,2 Mil lionen Schilling für die Neue Galerie. Das Hauptgewicht der Ankaufspolitik von Direktor Peter Baum liegt auf dem Erspüren aktueller Gegen wartskunst, die von Öster reich aus beginnt, überregio nale bis internationale Bedeu tung zu gewinnen. Ein zweiter Akzent liegt auf der Gegen wartskunst des Auslandes, wo, vor allem in den großen Metropolen, neueste Tenden zen entstehen und sich entfal ten. Nicht zuletzt stellt die Neue Galerie auch ein bedeutsames Erbe an europäischer Spitzen kunst des 19. und frühen 20. Jahrhunderts dar — gemeint ist der Bestand des von der Stadt 1953 angekauften soge nannten Wolfgang-GurlittMuseums und einer großen Graphik-Sammlung des Zeichners Alfred Kubin. Gera de auch dieser Teil der Bestän de, der weltbekannte Werke von Klimt, Schiele, Kokosch ka und eine Reihe führender deutscher Expressionisten ent hält, ist während der letzten Jahre immer wieder um kost bare Einzelstücke erweitert worden. Um Gespür, Verständnis und Toleranz für die Zeitkunst zu wecken, unternimmt die Neue Galerie große Anstrengungen in Vorträgen, Führungen und Sonderveranstaltungen, wobei wesentliche Bildungs und Aufklärungsarbeit gelei stet wird. Stadtmuseum Nordico Seit 1973 ist das Museum der Stadt Linz im ehemaligen Sommerpalais des Stiftes Kremsmünster und späteren Jesuitenkonvikt an der Bethle hemstraße beheimatet. Das Stadtmuseum Nordico hat sich zu einem überregional ausstrahlenden Kulturzen trum entwickelt, das weite Kreise der Bevölkerung, aber auch zahlreiche Gäste aus dem Ausland aufgrund verschie denartigster kultureller Akti vitäten anzieht. Jährlich wer den im Nordico rund 40 Aus stellungen präsentiert. Die Beliebtheit des Linzer Stadt museums zeigt sich auch in der jährlich ansteigenden Besucherquote. 1987 besuch ten rund 53.000 Personen die vielfältigen Ausstellungen mit Themen der Bildenden Kunst, der Kunstgeschichte, der Eth nologie und Volkskunde, der Linzer Stadtgeschichte, der stadtbezogenen Naturwissen schaft, aber auch des Umwelt schutzes, des Sports und der Freizeit. Hervorragend gestaltete Aus stellungen waren 1988 die Amphibien- und Reptilienaus stellung — die sich zu einem wahren Publikumsmagnet entwickelte —, die Ausstel lung „Bionik — Lernen von der Natur", die Ähnlichkeiten zwischen in der Natur anzu treffenden Problemlösungen und technischen Konstruktio nen zeigte, die international anerkannten Skulpturen und Schmuckgegenstände von Zoltan Pap. Als Folge der part nerschaftlichen Beziehungen, die die Stadt Linz zu Chengdu unterhält, präsentierte das Stadtmuseum Nordico dem Linzer Publikum eine Groß ausstellung unter dem Titel „Im Jahr des Drachens — Mit der Picasso-Ausstellung war in der Neuen Galerie eine Schau internationalen Formats zu sehen. (Foto: Durchan) China und die Partnerstadt Chengdu". Eine Schau beson derer Art wurde mit „Überall ist Entenhausen — Ein Stück moderner Kulturgeschichte" präsentiert. Kunst- und Kulturförderung der Stadt Linz Die städtische Kunstförde rung soll zum einen Kunst schaffenden zugute kommen und zum anderen möglichst viele Menschen in unserer Stadt den kulturellen Bereich aufschließen, künstlerisches Erleben und eine Begegnung mit Kunst und den Künstlern herbeiführen. Diese Förde rung erstreckt sich dabei auf alle künstlerischen und kultu rellen Bereiche, wie Bildende Kunst, Musik, Theater und Literatur, aber auch auf das Gebiet der Wissenschaft und der Heimatpflege bis hin zum Medium Video und Film. Das Kulturamt der Stadt Linz berät Künstler, Vereine, Ver bände und fördert kulturelle Privatinitiativen jeglicher Art durch Veranstaltungsbei hilfen, Arbeitsstipendien, Druckkostenbeiträge, Werk ankäufe und anderes mehr. Die Stadt Linz wendet pro Jahr mehrere Millionen Schil ling für die direkte finanzielle Kulturförderung auf. Auf diese Weise wurde aus der In dustriestadt Linz längst auch eine Kunst- und Kulturstadt internationalen Ranges. Mo derne Kunst hat in Linz, bei spielsweise in der Neuen Gale rie, ebenso ihren Platz wie klassische Formen der Kultur. Die Vielfalt der städtischen Kulturaktivitäten reicht von der Volksbildung bis hin zur Wissenschaft, von der Musik pflege bis zur modernen Gale rie und zum Museum, von der allgemeinen Kulturförderung bis zur wissenschaftlichen und kulturellen Großveranstal tung. Als Avantgarde-Festival im Zeichen der zeitgenössi schen Kunst hat sich die ARS ELECTRONICA im Linzer Donaupark einen Namen weit über die Grenzen unseres Lan des hinaus geschaffen.

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