Oberösterreich, 38. Jahrgang, Heft 2/3 1988

1 Komposition VI, Öl auf Leinen, 36 x 50 cm, 1978 Die Schriftieitung dankt Arch. Heiner Traugott für die großzügige Vermittlung des Fotomaterials von der Landesausstellung Hans Joachim Breustedt 1981 in der Kammerhofgalerie Gmunden Das ganze Werk Breustedts ist ja im Grunde nichts anderes ais eine Übertragung von Schwingungen, Klängen und Tönen, welche teilweise aus dem direkten Anhören von Bachscher Musik gewonnen werden, in die formale, wie auch farbliche Entsprechung des Bildes, wobei hier keinesfalls an eine liiustration von Musik, sondern vielmehr an deren bildnerische Analogie gedacht werden sollte. So wie bei Bach die Musik werden bei Breustedt die Bilder im ursprünglichsten Sin ne des Wortes komponiert. Da wird zunächst das formale Grundgerüst bestimmt und skiz ziert, später dann der Hintergrund angelegt und schließlich auf diesem die Komposition von Flächen und Linien kontrapunktisch vor genommen. So wie bei Bach gibt es auch bei Breustedt immer wiederkehrende Variatio nen ein und desselben Themas, desgleichen gewisse farblich dominante Grundakkorde. Grelle Töne fehlen fast immer, dafür domi nierten das sonore Braun, desgleichen die Grauwerte, alles Farben, welche die Zartheit und Poesie des Geschaffenen unterstützen. Das Streben bleibt stets die Erreichung einer maximalen Absoiutheit und kompositori schen Vollkommenheit, wobei es einem Ma ier von der Bescheidenheit Breustedts natür lich klar war, daß dies in letzter Konsequenz niemals möglich sein würde. Wer freilich die besten Arbeiten dieses Künstlers kennt, wird feststellen können, daß Breustedt diesem Ziel bisweilen doch sehr nahegekommen ist. Eine längst geplante, aber bis heute nicht realisierte große Breustedt-Retrospektive sollte möglichst bald in Oberösterreich nach geholt werden. Damit würde nicht sosehr ein Pietätsakt gesetzt, ais vielmehr ein wesentli cher Beitrag zur Aufarbeitung heimischer Ge genwartskunst geleistet: Denn immer noch hat sich die Kunst Oberösterreichs aus drei Quellen rekrutiert, nämlich jenen Künstlern, welche hier geboren wurden und seßhaft blie ben, jenen, welche gleich Bayer oder Hoflehner zwar hier zur Welt kamen, aber im Aus land wirkten, und denjenigen, welche wie Kubin oder Breustedt aus dem Ausland kom mend Oberösterreich zur Wahlheimat erko ren. Ein Vergessen auch nur einer dieser drei Komponenten hieße der künstlerischen Viel falt dieses Landes nicht annährend gerecht zu werden. So gesehen war Breustedt ein Künstler dieses Landes und hat ais solcher einen wesentlichen Beitrag zur oberösterrei chischen Nachkriegskunst geleistet.

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