r ml Karl Sedlacek, Gastwirtschaft, Öl auf Leinwand, 1929, OÖ. Landesmuseum. — Foto; Franz Gangl, Linz Rechts: Rudolf Kolbltsch, Der Krieg, Neunteillger Radierzyklus, 9. Blatt „Und übrig bleiben die Gräber", 1954. — Foto: Erich Widder, Linz nm sten Weitkrieges sind. Dies wäre eine eigene Abhandlung wert. Nur am Rande sei er wähnt, daß einige dieser Gedenkstätten auch das Apokalyptische der Zeit erkennen las sen, etwa die kaum beachtete Plastik der Schärdinger Stadtmauer von Walter Ritter (1904—1986). Wie sieht es schließlich um die Darstellung der Wirtshausszenen aus — dem fast zeitlo sen Zeitgeist Oberösterreichs? Sind sie ein Pendant zum Franzosen Toulouse-Lautrec, der mit seinen Bildern, Graphiken und Skiz zen aus einem Bruchteil der damals rund 2000 Pariser Nachtlokale einen wesentlichen Beitrag zum Geist seiner Zeit, zum Paris der Jahrhundertwende, leistete? Ob es sich um Karl Hayds Kaltnadelradierung „Im Gastgar ten" (1925), um Sedlaceks groteske Szene „Wirtshaus" aus dem Jahre 1929 oder schließlich um Franz von Zülows Tuschfeder zeichnung „Wirtshausgarten" aus dem Jahre 1948 handelt — sie alle und viele weiteren Beispiele sind ein Stück „Heimatkunst", glei chermaßen aber auch „Zeitgeist". Künstler mit anderen Schwerpunkten, etwa dem Portrait, der Landschaftsmalerei oder dem Akt, schaffen, mehr am Rande ihres Wir kens, auch zeitbezogene und zeitkritische Werke. Denken wir etwa an den Kölner Mat thias May, der wesentliche Jahre (1914—1922) in Linz verbringt (die Kreide zeichnung „Am Eßtisch"; mehr die Studie zum „Bettlermahl" als die entsprechende Ra dierung oder das Ölgemälde); und aus Mays Linzer Malerschule etwa an Josef Leopold Fi schers Aquarell „Schiffbrüchige". Egon Hof mann befaßt sich im Rahmen seiner zahlrei chen Holzschnitte immer wieder mit der schweren Arbeit der Flößer. Von Karl Hayd (1892—1945) könnte die Kreidezeichnung „Der Schuster" erwähnt werden. Waches so ziales Empfinden zeigt etwa der vielseitige. Künstler Fritz Fröhlich in seinem Acryl-Bild „Mein kranker Bruder". Schon früher hatte sich Reichel mit dieser Thematik befaßt („Por trait eines kranken Mannes", 1914). Der in Stuttgart wirkende Oberösterreicher Sieg fried Anzinger müßte mit seinem Bild „Ver wundeter" erwähnt werden. Auch eine Reihe kirchlicher Themen schei nen vor allem in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg der Gegenwart entnommen oder in die Gegenwart hereingesteilt; dies sieht man öfters bei Wach; am bezeichnendsten er scheint nur Karl Hauks Ölbild „Kreuzigung". Am Rande soll erwähnt werden, daß sehr vie le Scheine des „Notgeldes" der frühen zwan ziger Jahre von Künstlern wie Klemens Brosch und Herbert Bayer, Karl Rössing, Max Kisllnger u. a. gestaltet wurden. Die meist lo kalen Landschafts- und Ortsbilder, mögen sie auch künstlerisch oft ansprechend sein, ma chen ein näheres Eingehen in diesem Zu sammenhang nicht möglich. Sport — mehr als nur registriert Natürlich hat es, denken wir nur an die Antike und hier besonders an Griechenland, immer wieder Zusammenhänge zwischen Bilden der Kunst und Sport gegeben. Der zuneh menden Breitenwirkung des Sports steht aber im Verlauf der letzten Jahrzehnte ein eher bescheidenes Interesse der Künstler ge genüber — von den Olympischen Spielen und den damit verbundenen Künstler-Preis ausschreiben abgesehen. Auch bei anderen Sonder-Ausstellungen (Kirche, Arbeitsweit, Mühlviertel) oder Preisausschreiben muß man eher vorsichtig sein; sie sollen Anstöße geben, zeigen aber nicht immer das eigent liche Wesen des Künstlers. Ein besonders reizvolles Beispiel aus den Anfängen des Skisports ist das kleinformati ge Ölbild „Übungswiese" von Franz Sedlacek (1891—1945; verschollen). Der Künstler, der sowohl dem Surrealismus, als auch der Neuen Sachlichkeit und dem Magischen Realismus verhaftet war, ist auch durch an dere Darstellungen zum Thema „Kunst und Zeitgeschehen" durchaus erwähnenswert. Seine „Übungswiese" hat übrigens in dem ebenfalls kleinformatigen Bild „Die Skisprin ger" von Ernst Ludwig Kirchner aus dem Jah re 1927 und im Ölbild „Schlittenfahrt" von Otto Dix aus dem Jahre 1913 reizvolle Pen dants. All diese Bilder sind mit ihrer naiven Realistik der Frühphase des Sports ange-
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