i DMo J Wilhelm Traeger, „Wien 1932", 41 Linolschnitte, Nachdruck 1976 bei der Edition Tusch, Blatt 4 „Arbeitsloser Plakatträger" liegen. Vielleicht ist auch mitentscheidend, daß er ein Sohn norddeutscher Eltern war. Seine karikaturähnlichen Holzschnitte, die zwischen 1927 und 1931 entstehen, zeigen zwar die Nöte der Zeit, ähnlich aber auch wie bei Karl Kraus einen Mehr-Fronten-Kampf des Künstlers; gegen die Presse, gegen die Kriegsgewinner, gegen den Kulturbetrieb jener Jahre, gegen Beamte, gegen . . . Alles in allem wird er so ein Illustrator des „Rum melplatzes des Ungeistes". Aus dieser Sicht ist vor allem das Lebenswerk eines anderen Oberösterreichers bezeich nend. Der in Lambach geborene Aloys Wachmayr, der sich später Aloys Wach (1892—1940) nennt und dessen Heimat Brau nau wird, schwört später ausdrücklich sei nem Frühwerk ab. Und doch gerade ist dieses Frühwerk, das zwischen 1912 und 1920 entsteht, faszinierend, mehr als sein späteres, gewiß ebenfalls gewichtiges Schaf fen. Auch hier ist es bezeichnend, daß seine 1914 datierte Radierung „Obdachloser" in Pa ris entstand, als er (wenn auch nur vorüber gehend) ganz ähnlich arm war, wie die von ihm skizzierten Vaganten der Großstadt. Wach hatte Modigliani kennengelernt und stand im Briefverkehr mit Egon Schiele, er kannte die Gruppe „Der Blaue Reiter" und die Berliner Galerie und Zeitschrift „Der Sturm". Unter dem Einfluß von Münch entsteht der Li nolschnitt „Die Prostituierte". Zahlreiche sei ner Graphiken haben das Thema „Krieg" und damit im Zusammenhang auch schon „Flucht" („Flüchtlinge", 1916). Im Mittelpunkt seiner meist kleinformatigen expressionisti schen Blätter voll deutlich sichtbarer Span nung steht das „Ausgesetztsein und die Ver letzlichkeit menschlichen Seins". Übrigens ist auch das „kubistische Zwischenspiel" im Werk Wachs nach dem Jahre 1916 — etwa „Lob der Mathematik" — beeindruckend, vor allem für Oberösterreich selten. Um welche Thematik geht es? Die Frage nach dem Stil der Darstellung äh nelt der Frage nach der Thematik. Das ist in den Anfängen natürlich der Krieg. Der unnüt ze und mörderische Krieg. Dann die Lebens gier der Generation, die überlebt hat, und das rücksichtslose Beiseiteschieben der Kriegs opfer. Es ist die Not und Armut der Mitmen schen — unter Einbeziehung der selbstver schuldeten Not. Es sind gleichermaßen die Notquartiere (meist der Großstadt), die ver wandelte und später die vergewaltigte Land schaft. Es sind Bürgerkrieg und Arbeitslosig keit, der Flüchtlingsstrom, die Konzentra tionslager. Es hätte die Besatzungszeit sein können. Diese Thematik wird sich wandeln, sie wird kaum verschwinden. Aber es sind nicht die Themen allein; es geht
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