Oberösterreich, 38. Jahrgang, Heft 2/3 1988

Margret Bilger, Lappenmärchen, Titelblatt der achtteiligen Folge zu einem Text von Robert Crottet, 1951 erschienen Im Gurlltt-Verlag. — Foto; Franz Gangl, Linz ^O^ifrr vb/ilAQ ständig entwickelten hauchfeinen Technik, die die Künstlerin „Holzhß" nannte. Gerne nahm sie Motive aus der Bibel, dem Märchen, der Sage, aus Volksliedern. Was dabei immer wieder auffällt, ist ihre Innigkeit, ihr fraulich-mütterliches Mitgefühl mit Mensch und Tier, allem Natürlichen. Die Landschaften bilden eine eigene Gruppe. Im Vorwort des Kataloges zur Ausstellung von Holzrissen und Aquarelien im Jahre 1943 bei Franke in München, das Kubin schrieb, wies er auf die Besonderheit der Holzrisse hin und empfahl eindringlich die „geheimnisträchti gen Landschaften". Die Jahre bis Ende der Fünfziger sind die große Zeit der Reife für das graphische Werk, einer Holzschnittkunst, die jeden Vergleich mit den besten Blättern der zeitgenössischen europäischen Leistung standhält. Dies bezeugte auch die große, von der Albertina in Wien 1949 ausgerichtete Ausstellung mit über 200 Holzrissen und eini gen Aquarellen. Otto Benesch, der Direktor der Albertina, schrieb unter anderem von der Künstlerin: „. . . Margret Bilger ist eine große Gestalterin, wohl die bedeutendste Graphike rin der Gegenwart." Und an einer anderen Stelle nannte er Margret Bilger; eine der letzten Mystikerinnen der Geschichte, eine geistesverwandte Nachfahrin von Hildegard von Bingen und Mechtild von Magdeburg." Der große Ausstellungserfolg rückte Margret Bilger in die vorderste Reihe österreichischer Künstler, die dann auch ihr Land international auf den Biennalen von Venedig und Sao Pau lo und auf Ausstellungen in New York, Tokio wie Rom vertrat. Im Verlauf der fünfziger Jahre entwickelte sie /, ' ' Ji' 'I 41' ■N ^ in sich auch die Glasmalerei, das zweite gro ße Medium der Künstlerin, in dem sie bald hervorragende Leistungen, selbst auf inter nationaler Ebene, sowohl durch die Kraft der Farben und deren Transparenz, wie in der figuraien Komposition erzielte. Herbert Fladerer (1913—1981) Für den Wiener Herbert Fladerer ergab 1942 die Heirat mit seiner Künstlerkollegin Johan na Dorn aus Suben am Inn die Verbindung zum Innviertel. In einer alten Mühle im ro mantischen, aber ebenso abgelegenen Kößlbachtal im Sauwaid fand das Ehepaar Unter kunft. Doch erst 1945 kehrte der Soldat Herbert Fladerer von der Ost- und Eismeer front dorthin zurück. Von den Professoren in Wien mit ihrem ästhetisierenden Impressionismus nicht angespro chen und in der Härte und Einsamkeit der Eismeerfront ohne Anregung, Freiraum und Material, fehlte ihm jede Möglichkeit, seinem künstlerischen Impuls nachzugehen. Was blieb, war die Versenkung des musisch sensi blen Menschen in sich selbst und als primitiv ste Gestaltungsmittel Bleistift, Feder und Messer für schmälste Spuren zur Graphik. Dieser hing Herbert Fladerer auch nach 1945 an, sie entsprach seiner introvertierten, be scheidenen und herben Art. Er „engte" sich nach und nach fast ausschließlich auf den Holzschnitt „ein", der das ihm gemäße Medi um wurde, um sein künstlerisches Wollen ins Bild umzusetzen. In den ersten Jahren nach der Heimkehr ist in seinen Blättern das Verlangen nach Ruhe, Rückerinnerung an heitere Tage im noch Herbert Fladerer, Kneiding, Holzschnitt, 1952, aus dem Im OLV-Buchverlag 1979 erschienenen Buch „Herbert Fladerer Holzschnitte" friedvollen Land zu spüren. Die Technik zeigt liebevolles Verweilen auch beim kleinsten Motiv und das Nachwirken der feinen, sti chelnden Art seines Vorbildes im Holzschnitt, des Kärntners Switbert Lobisser. Die Zurück gezogenheit in der einfachen Mühle in Knei ding, die ihm wegen der Ruhe in der unbe rührten Natur manchmal paradiesisch erschien, und die Kontaktarmut in der noch sehr verkehrsarmen Zeit zwangen ihn zu stärkster Konzentration auf sich selbst und seine nächste bäuerliche Umgebung: Mensch, Tier, Landschaft. Neben der Ein-

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