Komposition, Öl auf Leinen, 50 x 66 cm, 1967 Während jener jedoch sehr bald wieder nach München zurückkehrt, wird das Innviertel zu Breustedts neuer Wahlheimat. Bereits 1946 lernt er Margret Bilger kennen, die in Leoprechting, unmittelbar vor dem Ortsbeginn von Taufkirchen an der Pram, ein idyllisches, kleines Häuschen besitzt. Der Dialog dieser beiden wesensmäßig wie auch stilistisch so verschiedenen Künstler mündet 1953 in eine Eheschließung, welche erst 1971 mit dem frühzeitigen Tod der Bilger endet. Die fast täglichen Spaziergänge in die geliebten Pramauen werden alsbald zur neue Schaf fenskraft spendenden Institution. Der man gelnde Komfort in den kalten Wintern zwingt Breustedt jedoch, vor allem nach dem Tod der Bilger, mehr und mehr zu einem Auswei chen an die südlich-milderen Gestade des Genfer Sees, wo seine Tochter in Vevey lebt und wohnt. Mit dem Einbruch der ersten, war men Sonnenstrahlen geht es freilich sogleich wieder zurück nach Taufkirchen, wo der Künstler bis in den Spätherbst verbleibt, bis ihn die kalten Nebel der Pram wieder vertrei ben. Dereinstige Pendler zwischen Deutsch land und Österreich ist zum Pendler zwi schen Österreich und der Schweiz geworden, wobei mit zunehmender, altersbedingter Gebrechlichkeit die Schweizer Aufenthalte länger und länger werden. Die letzten drei Lebensjahre kann er schließlich — krank heitsbedingt — nicht mehr in sein geliebtes Taufkirchen an der Pram zurückkehren. Am 28. September 1984 verstirbt der Maler Hans Joachim Breustedt kurz nach Vollendung sei nes 83sten Lebensjahres im schweizerischen Vevey am Genfer See. Ein — umständebedingt — unstetes Leben eines sich stets nach Ruhe und Geborgen heit Sehnenden ist zu Ende gegangen. Die Umwelt nimmt daran — und dies ist die ei gentliche Tragik dieses Lebens — nur sehr am Rande Notiz. In Deutschland hat man ihn aufgrund seiner Übersiedlung nach Öster reich so gut wie gänzlich aus den Annalen der heimischen Kunstliteratur gestrichen, in der Schweiz weilte er zu kurz, um echt inte griert zu sein, und auch in Österreich ist er — ähnlich wie sein Landsmann Werner Scholz — immer in gewissem Maße ein Außenseiter geblieben. Da halfen auch die Bemühungen verschiedenster Stellen nichts, dieses ver schlüsselte, diffizile Ouevre den Bewohnern der Umgebung nahezubringen. Gerade in Oberösterreich, wo ein Gutteil der Bildenden Kunst von recht konkret-deftiger Art ist und bis heute weitgehend aus den Quellen des Volkstums oder des Expressionismus ge speist wird, mußten diese stillen, abstrakten und kleinformatigen Bildchen wie exotische Grüße aus einer fernen — für viele — unver ständlichen Welt erscheinen. Komposition Rosa-Grau, Öl auf Leinen, 57 x 79 cm, 1970
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