Oberösterreich, 38. Jahrgang, Heft 2/3 1988

. . fahlfarbene Bilder, Kaffeehausszenen mit typischen Besuchern, violett und kaltgrün phosphoreszierend und etwas bösartig In der Zeichnung . . wie Wach sie später kom mentierte. Vor Kriegsausbruch fuhr er nach Deutschland, arbeitete besonders In Mün chen und kehrte nach kurzem Militärdienst bei Kriegsende dorthin zurück. Zwischen 1914 und 1920 schuf er zahlreiche Graphik; Im Vordergrund standen die Schrecken des Krieges, viele Holzschnitte über das Leben der Armen und religiöse Szenen: „. . . mo dernste kublstlsche Bilder, die das Extremste an Konsequenz und Konstruktivität aufzeig ten . . wie Wach dazu bekennt. Mehrere Ausstellungen, besonders In Frankfurt, brachten Ihm großen Erfolg, auch finan ziellen. Des Wanderlebens müde, betroffen von den politischen und wirtschaftlichen Turbulenzen In der Großstadt, ließ er sich mit seiner jun gen Frau auf einem Einödhof bei Über ackern, zwischen Salzach und WellhartForst, nieder, ein Jahr später übersiedelte er nach Braunau. In diesen zwei Jahren ent standen der Holzschnittzyklus „Der verlorene Sohn", sowie die kublstlschen Radierungen zu Octave MIrabeaus „Garten der Qual", Holzschnitte zu Georg Kaisers expressionisti schem Drama „Gas", sowie verschiedene gra phische Arbelten Im Duktus des Kubismus. Zwischen 1920 und 1923 trat die Malerei stär ker hervor, besonders mit religiösen Sujets, auch Landschaften, Stilleben und Porträts, In Farbe und Technik durchaus noch dem Ex pressionismus verhaftet, doch schon ge lockert. In diesen Jahren auf dem Lande hatte sich Wach dem urtümlichen Lebensrhythmus ein gefügt, sein bäuerliches Ahnenerbe brach durch und die Religiosität der Jugend: „Der heimatliche Mensch Ist In mir auferstanden." Er überdachte seinen bisherigen künstleri schen Weg und stellte fest: „In der ländlichen Umgebung gedieh der Expressionismus nicht, er war Im Walde und In der natürlichen Atmosphäre absurd. Erst In Braunau, wo mir die Stadtgemeinde den alten Rathaussaal als Atelier zur Verfügung gab, fand Ich zu einer mir ganz gemäßen Form." Der kulturellen Kraft des traditionsreichen Landstriches als eines fruchtbaren Bodens für künstlerisches Schaffen bewußt, wurde Wach der geistige Anreger zur Gründung der Innviertler Künstlergilde, die Im Oktober 1923 Ins Leben gerufen wurde und bis heute eine sehr lebendige Gemeinschaft Intensiver künstlerischer Potenz geblieben Ist. — Immer noch von den Schrecken des Krieges be drängt und angeregt von den Vorbereitungen des Gedenkens an den Oberösterrelchlschen Bauernkrieg 1625/26, malte Wach über 100 Bauernkriegsbilder, manche Ins Mo numentale gesteigert. 1924 entstand der Ra dierzyklus „Oberösterreichischer Bauern krieg" und 1925 der Radlerzyklus „Totentanz anno 1625". In Ihnen schuf Wach In erschüt ternder Eindringlichkeit die Passion des oberösterreichischen Bauern, der um seiner Freiheit und seines Glaubens willen aufge standen war, eine Passion, die der Künstler Innerlich selbst mitlitt, konform mit seiner bäuerlichen Abstammung und seinem tiefen religiösen Empfinden. Er bannte die Drama tik des Geschehens In die faszinierende Blldhaftlgkelt eines neuen expressionistischen Ausdrucks. Wie sehr die Qualität seiner Graphik und Ma lerei von der Fachwelt schon damals ge schätzt wurde, bewies 1926 der Antrag an ihn, an der Akademie der bildenden Künste In Berlin eine Professur zu übernehmen, doch lehnte er ab. Später wandte sich Wach Immer mehr der religiösen Thematik In verschiede nen Techniken, In strenger Vereinfachung und Klarheit zu. Unverständnis beim breite ren Publikum über sein neues Kunstwollen und wirtschaftliche Not führten zu Verein samung und 1940 zu frühem Tod. Aloys Wach war Innerlich ein faustisch grüb lerischer Mensch, sehr sensibel, mit Neigung zum Mythischen, Immer nach höchstem gra phischen und malerischen Ausdruck su chend, doch nie mit seiner Leistung ganz zu frieden. Viel von seinem frühen Werk ging verloren. Nach 1945 fand er posthum Immer mehr Verständnis und gerechtere Anerken nung, besonders verdient machte sich darum die Braunauer Ausstellungsgruppe FIRESÜ mit Ihren Intensiven Nachforschungen und Vorbereitungen zur großen Ausstellung 1979 In Braunau, wobei erstmals auch Wachs Frühwerk von 1914—1920 eingehender doku mentiert werden konnte. Peter Baum weist Im Ausstellungskatalog In seinem Essay: „Die frühe Grafik von Aloys Wach" unter anderem darauf hin, daß Wach In vielen seiner Kaltnadelradlerungen, LInol- und Holzschnitten „. . . eine Ausdrucksintensität und Dichte er reicht, die den Vergleich mit ähnlichen Arbel ten bei den deutschen Expressionisten, bei den Künstlern der ,Brücke' und einigen An gehörigen des ,Blauen Reiters', nicht zu scheuen brauchen." Margret Bllger (1904—1971) Margret Bllger hatte von frühester Jugend an eine sehr Innige Bindung an das Innviertel, verlebte sie doch oft Ihre Ferienzelt Im bäuer lichen Auszugshaus In Leoprechting, Ge meinde Taufkirchen an der Pram, einem Erb stück der Großmutter väterlicherseits. Hier sollte Ihr umfangreiches Lebenswerk heranlÄi J Aloys Wach, Blatt 2 aus dem Zyklus „Totentanz anno 1925", Radierungen, braune Druckfarbe, unter der Platte signiert „Aloys Wach", OÖ. Landesmuseum, KS 2279. — Foto: Franz Gangl, Linz Rechts: Margret Bllger, 4 Illustrationen zur „Chronik von Golsern", Blatt 2 mit einem von der Künstlerin handschriftlich beigefügten Text: „Der Segen und die Genien die die Schätze heben über Golsern und dem ganzen Land", Tuschfeder, rechts unten monogrammlert MB, 1943, OÖ. Landesmuseum. — Foto: Franz Gangl, Linz

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